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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Einladungen zum Essen in verschiedenen exklusiven Klubs eine persönliche Beziehung zu Merriel entwickelte.
    Miss Stevenson war jedoch keine leichte, romantische Eroberung. Bei der Marktforschung hatte sie sich einen beträchtlichen Grad von Weltklugheit angeeignet. Die aggressiven Männer dort mit ihren durch Abstinenz geschärften Trieben waren zügellos gewesen. Sie befand sich dort in einer schwierigen Position, um ihre etwas provinziellen Ansichten klarzustellen, aber sie tat es. Und Lyons war nicht erfolgreicher. Schließlich sah er ein, daß er, wenn er die Freundschaft des Mädchens nicht ganz verlieren wollte, ihr helfen müs se. Letzten Endes konnte man sich auf den Messenger verlassen. Seiner Zahlungsfähigkeit wegen würde er für ihn bürgen.
    Er war entzückt über Merriels Anruf. Sie hatte das Foto und der Messenger eine neue Kampagne. Und wenn er geschickt vorging, würde er wahrscheinlich auch das Mädchen haben. Die Welt war ein herrlicher Ort! John Manning Lyons pfiff sogar vor sich hin, als er sich auf den Weg zu seiner Verabredung machte.
    Wheeler hielt ihm am Bordstein die Tür des blauen Wagens auf. Der fähige Chauffeur manövrierte den großen Wagen mit jener kalkulierten Rücksichtslosigkeit in den Verkehrsstrom, die sein Kompromiß zwischen dem Gesetz und Lyons’ gewöhnlicher Ungeduld war. An der zweiten Kreuzung wurde er von einem Verkehrsstreifenwagen leicht gerammt. Der Beamte stieg aus, besah sich die eingebeulte Front seines Opfers und machte ts-ts-ts. Gleichmütig überhörte er Lyons’ aufgebrachten Vortrag und führte Wheeler, der ihn zur Rede stellen wollte, ab. Von dessen Fahrweise schien er in toto eine entgegengesetzte Meinung zu haben. Lyons ließ er zurück, so daß dieser seine Fahrt in dem bequemen Taxi, das gerade vorbeikam, fortsetzen konnte. An der nächsten Ecke bremste Ferguson das Taxi auf Schneckentempo herunter, um Sonderpersonal aufzunehmen. Joel hatte die Operation persönlich überwacht, und unter seiner Leitung erfüllte die Abwehr ihre gewöhnlich fehlerfreie Funktion.
    Lyons verschwitzte eine böse Nacht in Haft. Unter der völligen Nichtbeachtung durch seine Häscher wich seine erste Wut einer bewußteren Verzweiflung über seine Verhaftung. Lyons war bei weitem nicht dumm. Er konnte die Identität seiner Bewacher deutlich genug erraten. Noch erschreckender war, daß er die volle Bedeutung ihrer unbekümmerten Frechheit erkannte: Sie fürchteten weder ihn noch den Messenger , und die richtigste Vermutung war, daß sie nicht die Absicht hatten, ihn je freizulassen, damit er die Zeitung als Vergeltungsinstrument gegen sie verwenden konnte. Seine Gedanken verweilten bei einer unendlichen Vielfalt von Alibis und Ausreden, aber es kam nichts dabei heraus. Tief unterschwellig saß noch ein Stachel, der ihn peinigte und verwirrte. Merriels Verrat. Jedes Wort, das sie über das Visiphon gesprochen hatte, jeder trügerische Ausdruck auf ihrem attraktiven Gesicht war in sein Hirn eingebrannt. Mühelos überredete er sich, daß seine Absichten ihr gegenüber mehr als ehrenhaft waren – altruistisch sogar. Und dennoch hatte sie ihn verraten! Ihn, John Manning Lyons, den außergewöhnlichen Menschen! Wie in einen Kokon spann sein verwundetes Ego sich in ein rührendes Drama ein.
    Es erregte Lloyds heftigen Widerwillen, daß er sich bei diesem selben Drama in der Rolle des Zuschauers befand. Längst bevor er Lyons je begegnet war, hatte er sich eine klare Meinung über diesen Mann gebildet. Der Sachverständige für hunderte von Kulturen konnte kaum umhin, präzise den neurotischen Charakter hinter einer Publikation wie dem Messenger zu erkennen. Aber selbst ihm wurde übel bei Lyons’ monotonem Fluchen auf das Mädchen, das er auf dem Krankenlager wußte. Ferguson war emsig gewesen. Auf Lloyds Schreibtisch lagen der Detektor aus verkleidetem Draht und der Ultraviolettgenerator, die Merriel benutzt hat te. Daneben lagen die Werkzeuge, mit denen sie in der Maschinenwerkstatt des Messenger hergestellt worden waren, und eine Photokopie des Auftrags dafür, der Lyons’ Unterschrift trug. Lyons wischte sie beiseite.
    »Ich gebe es zu. Ich gebe zu, ihr geholfen zu haben. Aber sie hat es ausgeführt! Sie hat es geplant und dann mich beschuldigt! Das wissen Sie. Sie wissen, daß sie mich angerufen hat, damit ich auf Ihre Agenten treffe. Das ganze Gerede von Humanität!« Er verfiel wieder in sein wildes, monotones Fluchen.
    »All das Gerede, was auch immer es war, hat

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