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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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die Handflächen über ihren Augen.
    »Nein, ich mache das gern. Ich nenne es Mikro-Puzzle. Dieses Buch hier ist wirklich ein einziges Durcheinander. Selim hat es gefunden, wie es offen dalag, mit irgendeinem schweren Zeug oben drauf, die Seiten waren einfach zerquetscht.«
    Sie zögerte kurz.
    »Ich will hoffen, daß es etwas aussagt, wenn ich es endlich geschafft habe.«
    In ihrer Stimme schien ein leichter kritischer Unter ton mitzuschwingen. Als sie antwortete, merkte Mart ha, daß sie in der Defensive war. »Eines Tages wird es klappen. Bedenke, wie lange man gebraucht hat, die ägyptischen Hieroglyphen zu entziffern, sogar noch, nachdem man den Rosetta-Stein hatte.«
    Sachiko lächelte. »Ja, ich weiß. Aber sie hatten immerhin den Rosetta-Stein.«
    »Und wir nicht. Es gibt keinen Rosetta-Stein, nirgends auf dem Mars.« Eine ganze Rasse, eine ganze Spezies starb aus, während der erste Cro-Magnon-Höhlenkünstler Bilder von Rentier und Bison pinselte, und über fünfzigtausend Jahre und fünfzig Millionen Kilometer gab es keine Brücke der Verständigung.
    »Wir werden einen finden. Irgendwo muß etwas sein, das uns die Bedeutung von ein paar Wörtern erschließt, und wir werden sie benutzen, um aus weiteren Wörtern Bedeutungen herauszupressen, und so weiter. Vielleicht reicht unser Leben nicht, um diese Sprache zu lernen, aber wir werden einen Anfang machen, und eines Tages wird irgend jemand es können.«
    Sachiko nahm die Hände von den Augen, vermied dabei sorgfältig in die ungeschützten Scheinwerfer zu gucken und lächelte wieder. Diesmal war Martha sicher, daß es nicht das japanische Höflichkeitslächeln war, sondern das universelle, menschliche Lächeln der Freundschaft.
    »Ich hoffe, Martha, ich hoffe es wirklich. Es wäre wundervoll für dich, die erste zu sein, und es wäre wundervoll für uns alle, wenn wir imstande wären, zu lesen, was diese Leute geschrieben haben. Es würde uns diese tote Stadt tatsächlich wieder zum Leben erwecken.« Langsam schwand das Lächeln. »Aber es scheint so hoffnungslos.«
    »Du hast keine Bilder mehr gefunden?«
    Sachiko schüttelte den Kopf. Nicht, daß es viel bedeutet haben würde, wenn sie welche gefunden hätte. Sie hatten Hunderte von Bildern mit Titeln gefunden; sie waren nie imstande gewesen, eine positive Beziehung zwischen einem abgebildeten Objekt und irgendeinem gedruckten Wort herzustellen. Sie schwiegen beide, und nach ein paar Sekunden nahm sich Sachiko die Lupe wieder vor und beugte den Kopf über das Buch.
    Selim von Ohlmhorst sah von seinem Notizbuch auf und nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Alles erledigt da drüben?« fragte er und stieß eineRauchwolke aus.
    »Was zu tun war, habe ich getan«. Sie legte die Notizbücher und Skizzen auf den Tisch. »Captain Gicquel hat begonnen, das Gebäude vom fünften Stock abwärts luftdicht zu verschließen, mit einem Eingang im sechsten Stock; sobald er damit fertig ist, wird er Sauerstoffgeneratoren darin aufstellen. Überall wo er arbeiten wird, habe ich alles gesäubert.«
    Colonel Penrose blickte kurz auf, als würde er sich in Gedanken notieren, womit er sich später befassen wollte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Piloten zu, der auf eine Karte zeigte.
    Von Ohlmhorst nickte. »Dabei war nicht viel zu machen«, stimmte er zu. »Weißt du, in welches Gebäude Tony als nächstes gehen will?«
    »In das große mit dem konischen Ding oben drauf, das wie ein Kerzenlöscher aussieht, glaube ich. Ich habe ihn da drüben Löcher für die Sprengsätze bohren hören.«
    »Na, ich hoffe, das Gebäude erweist sich als eines, das bis zum Ende bewohnt war.«
    Das letzte Haus hatte nicht zu dieser Kategorie gehört. Es war seiner Ausstattung und Einrichtung beraubt worden, und das augenscheinlich über einen langen Zeitraum hinweg, bis es so gut wie ausgeplündert war. Jahrhundertelang hatte diese Stadt, während sie starb, sich selbst in einem Prozeß von Selbstkannibalismus verzehrt. Sie sagte etwas zu dieser Erscheinung.
    »Ja. Das findetman immer – ausgenommen natürlich an Orten wie Pompeji. Hast du irgendeine andere der römischen Städte in Italien gesehen?« fragte er. »Minturnae zum Beispiel? Zuerst haben die Einwohner das eine Gebäude abgerissen, um das andere mit diesem Material zu reparieren, und dann, nachdem sie die Stadt geräumt hatten, kamen andere Leute daher und rissen ab, was noch übrig war, brannten die Steine zu Kalk oder zerschlugen sie, um Straßen damit auszubessern,

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