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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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»Was werden Sie an Ausrüstung brauchen?«
    »Oh, ungefähr sechs Sprengladungen; sie können al le zusammen gezündet werden. Und das Übliche an Scheinwerfern, Brech- und Grabwerkzeugen und Klettergeräten, falls wir auf eingebrochene oder unsichere Treppen stoßen. Wir werden uns in zwei Gruppen teilen. Nichts sollte ohne Anwesenheit eines qualifizierten Archäologen betreten werden. Drei Gruppen, falls Martha sich von diesem Katalog systematisierter Unverständlichkeiten losreißen kann, den sie lange genug gebastelt hat, um ein bißchen echte Arbeit zu leisten.«
    Sue fühlte, wie etwas sich in ihrer Brust zusammenzog und ihr Gesicht verhärtete sich. Sie preßte die Lippen zusammen, um eine wütende Erwiderung zurückzuhalten, als Hubert Penrose für sie antwortete: »Dr. Dane hat so viel und so wichtige Arbeit geleistet wie Sie«, sagte er brüsk. »Wichtigere Arbeit, bin ich sogar geneigt zu behaupten.«
    Von Ohlmhorst war sichtlich in Sorge; er sah einmal zu Sid Chamberlain hinüber und dann hastig wieder von ihm weg. Er fürchtete, unter den Archäologen würde ein Streit ausbrechen.
    »Ein Aussprachesystem auszuarbeiten, durch das die marsianische Sprache transkribiert werden konnte, war ein höchst wichtiger Beitrag«, sagte er. »Und Martha hat das fast ohne Hilfe getan.«
    »Ohne Hilfe von Dr. Lattimer jedenfalls«, fügte Penrose hinzu. »Captain Field und Leutnant Koremitsu haben einige Arbeit geleistet, und ich habe ein wenig ausgeholfen, aber neun Zehntel davon hat sie selbst getan.«
    »Rein willkürlich«, sagte Lattimer geringschätzig. »Wieso, wir wissen nicht einmal, daß die Marsianer dieselbe Art von Vokallauten hervorbringen konnten wie wir.«
    »Oh, doch, wir wissen es«, widersprach Ivan Fitzgerald, der sich auf seinem eigenen Gebiet sicher fühlte. »Ich habe keine echten marsianischen Schädel gesehen – diese Leute scheinen sehr ordentlich in der Beseitigung ihrer Toten gewesen zu sein – aber nach den Statuen und Büsten und Bildern, die ich gesehen habe, würde ich sagen, daß ihre Stimmorgane mit den unseren identisch gewesen sind.«
    »Nun, das zugegeben. Und zugegeben, daß es eindrucksvoll sein mag, die Namen der marsianischen Prominenz, deren Statuen wir finden, herunterzurasseln, und daß, wenn wir je in der Lage sein werden, einige Ortsnamen hinzuzufügen, sie erheblich besser klingen werden als dieses Pferdedoktorlatein, das die alten Astronomen über die ganze Marskarte verspritzt haben«, sagte Lattimer. »Wogegen ich protestiere, ist ihre Zeitverschwendung mit demZeug, von dem niemals jemand fähig sein wird, ein Wort zu lesen, wenn sie mit Listen die Zeit verplempert, bis weitere hundert Fuß Löß auf dieser Stadt lagern, wenn soviel ernsthafte Arbeit zu tun ist und wir sowenig Arbeitskräfte haben, wie es der Fall ist.«
    Das war das erste Mal, daß es in so vielen Worten herausgekommen war. Sie war froh, daß Lattimer es gesagt hatte und nicht Selim von Ohlmhorst.
    »Was Sie meinen«, erwiderte sie, »ist, daß es nicht den gleichen Reklame wert hat, wie das Ausgraben von Statuen.«
    Einen Moment lang konnte sie sehen, daß der Schuß getroffen hatte. Dann antwortete Lattimer mit einem Seitenblick auf Chamberlain:
    »Was ich meine, ist, daß Sie versuchen, etwas zu finden, von dem jeder Archäologe, Sie selbst eingeschlossen, wissen sollte, daß es nicht existiert. Ich protestiere nicht dagegen, daß Sie Ihren fachlichen Ruf verspielen und sich lächerlich machen; wogegen ich protestiere ist, daß die Schnitzer eines Archäologen in den Augen der Öffentlichkeit das ganze Fach diskreditieren.« Das schien es zu sein, was Lattimer am meisten beunruhigte. Während sie auf eine Antwort sann, stieß die Funkanlage einen schrillen Pfiff aus und quäkte dann: »Cocktail-Zeit! Dinner in einer Stunde; Cocktails in der Bibliothek, Hütte vier!«
    Die Bibliothek, die zugleich als Gesellschafts-, Erfrischungs- und allgemeiner Versammlungsraum diente, war bereits voll; die größte Menschenansammlung befand sich an dem langen Tisch, der mit glasähnlichen Plastikfolien aus einem der zerstörten Gebäude bedeckt war, wo sie als Wandbekleidung gedient hatten. Martha schenkte sich etwas ein, das hier als Martini durchging, und trug es zu Selim von Ohlmhorst hinüber, der allein saß.
    Eine Weile sprachen sie über das Gebäude, dessen Erforschung sie gerade beendet hatten, dann ergingen sie sich in Erinnerungen an ihre Arbeit auf Terra – von Ohlmhorst an Kleinasien mit dem

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