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Anti-Eis

Anti-Eis

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Und in der Mitte zwischen
Brücke und Maschinenraum befand sich die Raucherkabine, die das
Volumen der Flugmaschine zum größten Teil
ausfüllte.
    Von der Brücke kletterte ich über eine kurze Holzleiter
in diese Raucherkabine hinunter. Ich fand mich in einer zylindrischen
Kammer wieder, die eine Höhe von vielleicht acht Fuß und
einen Durchmesser von zwölf Fuß aufwies. Der Boden war mit
Linoleum überzogen und mit orientalischen Teppichen ausgelegt
– die, wie ich bemerkte, mit Haken und Ösen fixiert waren
–, während die Wände und die Decke mit
Patchwork-Schweinsleder verkleidet waren, das mit rautenförmig
angeordneten Messingnieten befestigt war. Eine Galerie mit Drucken
englischer Jagdszenen war mittels weiterer Messingnieten an der Wand
befestigt. Lichtbahnen stachen durch mehrere kleine Bullaugen in die
Kabine; diese Bullaugen waren in eine vielleicht einen Fuß
starke Wandung eingelassen. Traveller und Holden standen da und
warteten auf mich, hielten riesige Whiskygläser in der Hand und
wirkten so entspannt, als ob sie sich im lauschigen Hinterzimmer
eines Londoner Clubs befänden. Traveller schien in Gedanken
versunken zu sein, und sein Blick wanderte starr über die
Ledertapeten. Sein Zylinderhut hing nun an einem Wandhaken; jetzt
kräuselten sich bloß ein paar ergrauende Haarsträhnen
auf seinem ansonsten kahlen Kopf. Aber dennoch war seine Erscheinung
beeindruckend; die Form seines Kopfes war ebenmäßig und
ausgeprägt, wobei eine außergewöhnlich hohe Stirn die
aristokratischen Züge seines Gesichts unterstrich.
    Holden grinste mich an, wobei sein rundes Gesicht und der ebenso
rundliche Körper vor Zufriedenheit zu glühen schienen.
»Ich kann Euch sagen, Vicars. Welch ein wundervoller Abstecher
das ist. Was?«
    Ich konnte ihm nur beipflichten.
    Man hätte meinen können, daß in diesem
Raucherkabinett eine ziemliche Enge herrschte. Aber es war recht hell
und enthielt nur ein Möbelstück, einen kleinen Tisch aus
Walnußholz, der im Mittelpunkt des Raumes am Boden verschraubt
war; eine Glaskuppel war mit Kupfernieten auf dem Tisch befestigt,
und unter dieser Kuppel befand sich ein detailliertes Schiffsmodell,
das ich als Brunels Meisterstück der Dampftechnik, die Great
Eastern, identifizierte. Der Modellbauer schien die
Schaufelräder bis ins kleinste Detail in Holz und Zinn
nachempfunden zu haben.
    Und so wirkte die Kabine also recht groß und hell, selbst
als Pocket die Deckenluke über sich geschlossen hatte. Ich
erinnere mich, daß ich abwesend zusah, wie durch diesen simplen
Vorgang ein Teil des Tageslichts ausgesperrt wurde. Wenn ich indessen
vorher gewußt hätte, wie lange es dauern sollte, bis ich
wieder frische Luft atmen konnte, würde ich den armen Pocket
sicher zur Seite gestoßen und dieses Schott wieder aufgerissen
haben…
    Ich musterte die kahlen Wände der Kabine und fragte mich,
woher Holdens Brandy wohl gekommen war. Vielleicht war Traveller am
Ende doch ein Verschwörer.
    Holden bemerkte, daß ich auf sein Glas schielte, und sagte
gelöst: »Zerbrecht Euch nicht den Kopf, Vicars; wie Eure
schöne Mademoiselle Michelet hat auch diese kompakte kleine
Kammer mehr aufzuweisen, als sich einem auf den ersten Blick
erschließt.«
    Traveller wurde von diesen Worten aus seinen Träumereien
gerissen. »Wer, zum Teufel, seid Ihr? – Ach, ja - Wickers.
Nun, gib dem Mann etwas zu trinken, Pocket.«
    Der geduldige Diener ging auf die Wand zu, drückte leicht auf
einen etwa drei Fuß über dem Boden angebrachten
Messingknopf – und zu meinem Erstaunen schwang ein zwei
Quadratfuß großes Stück auf und gab den Blick auf
eine gut sortierte Bar frei, die in die Hülle des Schiffes
integriert war. Holden grinste, als er meine Reaktion wahrnahm.
»Ist es nicht wundervoll? Das ganze Schiff gleicht einem
wunderbaren Spielzeug, Wickers – äh, Vicars.«
    Die Bar verfügte über eine eigene Beleuchtung in Gestalt
einer kleinen Acetylenlampe. Nach meiner Einschätzung hatte
Traveller es mit seinem Einfallsreichtum so arrangiert, daß
diese kleine Leuchte beim Öffnen der Wand aktiviert wurde. Jetzt
stellte ich fest, daß in regelmäßigen Abständen
weitere Acetylenlampen an der Kabinenwand angebracht waren.
    Pocket brachte ein kleines Tablett mit einem weiteren Glas zum
Vorschein, das ordentlich mit Brandy gefüllt war.
    Traveller nahm einen Schluck davon und behielt ihn ein paar
Sekunden lang im Mund, bevor er ihn hinunterschluckte. »Ein
richtiges Lebenselixier«, befand er

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