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Anti-Eis

Anti-Eis

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bereits
herumgesprochen, daß eure Bestände an dieser Substanz zur
Neige gehen. Es gibt keinen edleren Lebenszweck für einen
Franzosen, als diesen Vorgang noch zu beschleunigen.«
    Trotz der Explizitheit dieser Aussage wurde ich unwillkürlich
an Travellers Bemerkungen erinnert, wonach der Sinn der Erschaffung
solch großer Werke wie der Albert darin bestand, die
Politiker und Generäle von der militärischen Nutzung des
Anti-Eis abzulenken! Sollte Bournes Analyse wirklich so sehr von der
des großen Engländers abweichen?
    Ich runzelte die Stirn. »Holden hält Euch für einen
Saboteur.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte dünn.
»Nein. Ich bin ein Franktireur.«
    »Ein was?«
    »Ein Freischütz. Ein neuer Typ eines Soldaten; ein
Soldat in Zivil, der mit allen zu Gebote stehenden Mitteln für
die Befreiung seines Heimatlandes kämpft.«
    »Wirklich verdammt edel«, sagte Holden mit Abscheu und
Verachtung. »Und wenn die Anti-Eis-Bestände verbraucht sind
– vergeudet durch Aktionen wie diese –, was dann? Werdet
ihr euch erheben und uns im Schlaf ermorden?«
    Bournes Lächeln verstärkte sich. »Ihr habt ja
solche Angst, Engländer, nicht wahr? Ihr fürchtet sogar
Euren eigenen Pöbel, der sich von dem unseren vielleicht noch
mitreißen läßt. Und ihr begreift so wenig.
    Wie ich hörte, hat Sir Josiah sich selbst als Anarchist
bezeichnet.« Er spie aus. »Und im selben Atemzug hat er
dargelegt, daß jedermann seinen ›Platz‹ kennen
müsse. Traveller und seinesgleichen kennen nicht die wirkliche
Bedeutung der Worte ›freie Menschen‹. Waren es denn nicht
die Industrialisten, die im Jahre 1849 die Reformen der Arbeitswelt
rückgängig machten, die Shaftesbury wenige Jahre zuvor
eingeführt hatte?«
    Ich schaute Holden verständnislos an, doch der winkte nur ab.
»Er meint einige absurde Gesetze, Ned, die schon lange wieder
abgeschafft und vergessen sind. Shaftesbury hatte zum Beispiel den
Zehn-Stunden-Arbeitstag eingeführt. Schutzvorschriften für
Frauen in den Bergwerken. Solches Zeug.«
    Ich war verwirrt. »Aber die Industrie konnte unter derartigen
Restriktionen doch überhaupt nicht funktionieren.
Oder?«
    »Natürlich nicht! Und deshalb wurden diese
›Reformen‹ auch wieder abgeschafft.«
    »Aber um welchen Preis für Eure britische Seele«,
sagte Bourne. »Nicht wahr? Vicars, ist Euch ein englischer
Schriftsteller namens Dickens bekannt?«
    »Wer?«
    Wieder gab Holden ungeduldig eine Erklärung ab. In den
vierziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts hatte Charles Dickens
einige literarische Versatzstücke herausgebracht und damit eine
flüchtige Popularität erlangt. Holden seufzte leise.
»Erinnerst du dich noch an Little Nell, Pocket?«
    Das faltige Gesicht des Kammerdieners verzog sich zu einem
Lächeln. »Ach ja, Sir. Alle haben damals die Serie
verfolgt, nicht wahr? Und als Nell starb, hatte fast das ganze Land
Tränen in den Augen, kann ich Euch sagen.«
    »Dickens. Ich habe noch nie von dem Mann gehört«,
räumte ich ein. »Was geschah dann mit ihm?«
    »Um 1850 verfaßte er eine neue Serie«, berichtete
Holden. »David Copperfield. Auch ein deprimierendes,
sentimentales Werk. Es fiel beim Publikum in Bausch und Bogen durch,
weil es überhaupt nicht das Lebensgefühl jener Zeit
vermittelte. Ned, in jenem Jahr 1850 wurde die erste Schwebebahn
zwischen Liverpool und Manchester in Betrieb genommen! Die Menschen
sahen voller Erwartung in die Zukunft – die Parole hieß
Fortschritt, Unternehmergeist, Geldverdienen. Und da wollten sie
nicht diesen düsteren Kram über die Nöte der
Arbeitslosen lesen.«
    »Daher hat Dickens England auch für immer
verlassen«, sagte Bourne. »Er lebte und arbeitete in
Amerika, wo sein soziales Engagement schon lange gewürdigt wird;
bis zu seinem kürzlich erfolgten Ableben hat er eine Reihe von
Reformen vorangetrieben.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« fragte ich
ungerührt.
    »Daß die Herzen von euch Briten durch einen inneren
Widerspruch gespalten sind – der gleiche Widerspruch, der einen
so guten Mann wie Dickens aus dem Lande getrieben und euch
kälter und ärmer gemacht hat. Der Widerspruch, der
Traveller die Illusion vermittelt, seine Anarchie könne auf
einer Masse schuftender, rechtloser Proletarier gedeihen. Ein
Widerspruch, der euch letzten Endes spalten wird – und ein
Widerspruch, der euch schon jetzt dazu veranlaßt, euch in die
inneren Angelegenheiten anderer Nationen einzumischen.
Befürchtet ihr denn nicht, daß in Frankreich

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