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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nachrangig. An erster Stelle stehe weiterhin die Hysterie, die er nur deshalb nicht erfolgreich behandeln konnte, weil der chirurgische Eingriff sie wiedererweckt habe. Dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein!
    Ein anderes Ereignis belegt die Fortdauer des magischen Denkens in Freuds Theorie und leider auch in der Therapie: Katharina war die Tochter eines Wirtes, bei dem Freud 1893 Urlaub machte. Als sie vom Beruf des Gastes erfuhr, erzählte sie ihm, sie leide an brennenden Augen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Kreislaufproblemen, Druck auf der Brust, Atemnot, ständiger Angina und Halluzinationen. Sie hatte also massive klinische Beschwerden.
    Als Freud sie befragte, befand sich seine Verführungstheorie in ihrer Hochphase. Katharina bekannte, ihren Vater mit dem Dienstmädchen im Bett überrascht zu haben – und dieser hatte, wir ahnen es schon, seiner Tochter sexuelle Avancen gemacht, doch diese hatte abgelehnt. Freud untersuchte das Mädchen nicht, hörte ihm nicht die Lungen ab, schickte es auch nicht in die Klinik, sondern diagnostizierte nach dem Prinzip magischer Kausalität eine Hysterie. Heute würde ein Arzt angesichts der klinischen Beschwerden und nach dem Prinzip wissenschaftlicher Logik wahrscheinlich eine Epilepsie des Schläfenlappens feststellen.
    Ähnlich verhielt es sich im Fall Mary R., die an Geruchshalluzinationen litt. Ständig roch sie verbrannten Pudding. Aus dieser Einzelinformation leitete Freud die Diagnose Hysterie her. Mary R. war jedoch wegen einer chronischen Naseninfektion und Karies des Siebbeins (zwischen Nase und Schädel) operiert worden und hatte durch den Eingriff den Geruchssinn verloren; die Symptome waren danach aufgetreten – eine Information, die in diesem Zusammenhang durchaus bedeutsam scheint.
    Doch Freud wollte davon nichts wissen und kannte die Antwort auf alle Fragen: Hysterie. Er stellte also folgende Theorie auf: Mary R. hatte ihrem Arbeitgeber die Liebe gestanden und war abgewiesen worden. Diese Zurückweisung erklärte
laut Freud die Geruchshalluzinationen. Eine wissenschaftliche Begründung lieferte er natürlich nicht; die Behauptung war wie immer rein performativ. Ein heutiger Arzt würde wahrscheinlich eine Parosmie diagnostizieren, die durch eine Beschädigung des Riechnervs während der Operation entstanden war.
     
    In Nachträge zur Traumdeutung von 1911 verteidigte Freud seine Traumsymbolik, die ihm viele Gegner eingebracht hatte, mit der Behauptung, dass »niemand, der psychoanalytisch arbeitet, auf die Annahme einer solchen Symbolik verzichten« könne (Nachtragsband, S. 604). Das symbolische Denken ist letztlich nur ein anderer Begriff für das magische Denken. In Form einer Umdeutung schiebt es sich zwischen die Realität und deren Beurteilung: Was existiert, ist mehr als es scheint, anders als es scheint. Das Imaginäre wird so mit allen Eigenschaften des Realen ausgestattet und als Wirklichkeit ausgegeben.
    Im folgenden Beispiel ist ein Hut kein Hut, sondern symbolisiert etwas anderes, nämlich den Penis des Ehemannes der Träumenden. Wie gelangte Freud zu diesem Schluss? Seine Hypothese Hut gleich Penis sah er durch eine Assoziation in der Assoziation bestätigt. Der Hut hing nämlich zu beiden Seiten des Gesichts hinunter, und Freud setzte die Seitenteile des Huts mit den Hoden des Ehemannes gleich. Je mehr das Symbol symbolisierte, umso deutlicher sah Freud sich bestätigt. Im symbolischen Denken ist das Reale falsch und das Virtuelle wahr. Materielle Immanenz ist eine Fiktion, denn nur das Symbol ist real.
    Man kann sich kaum ein deutlicher platonisch akzentuiertes Denken, eine stärkere Missachtung der materiellen Welt oder einen größeren Kult um die Welt der Ideen vorstellen. Freud wollte das Unbewusste unbedingt als Noumenon konzipieren und seine Disziplin in die große Tradition des Idealismus stellen. So entstand die Psychoanalyse in Platons Höhle, beschäftigte sich nur mit den Ideen und kehrte der Wahrheit der Gegenstände den Rücken. Sie existierte in einer Gegenwelt, einer Antiwelt, einer
verkehrten Welt, in einem absurden Theater, in dem Hüte sich als Penisse, Schlösser als Vaginen, Dosen als Gebärmütter, Geld als Fäkalien, herausgefallene Zähne als Onaniebedürfnis und Haarausfall als Kastration entpuppten.
    Dabei sind de Gleichsetzungen willkürlich: Fisch, Schlange, Krawatte, Spargel, Baumstumpf, Kerze, Regenschirm, Luftschiff und Nase gleich Penis; Dose, Kiste, Koffer, Schrank gleich weibliches Geschlechtsteil;

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