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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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träumen, der das Sexualorgan der Mutter symbolisierte (gemäß dem performativen Gesetz, dass jeder sich an die Vagina erinnert, durch die er zur Welt kam)? Weshalb all diese grundlosen Komplikationen? Für eine psychische Instanz, die sich weder um Geschichte noch um Moral kümmert, schlägt das Unbewusste erstaunlich viele Haken.
     
    Freud präsentierte seine Traumtheorie als gleichrangig mit den Errungenschaften von Kopernikus und Darwin. Die ehernen Gesetze dieser Theorie lauten:
    Erstens: Der Traum hat einen latenten und einen manifesten Inhalt. Die Wirklichkeit ist also nicht wirklich, denn wirklich ist nur das, was erst entschlüsselt werden muss. Die Wirklichkeit im Traum ist nicht von Bedeutung, denn die Fiktion ist die Wirklichkeit.
Die Verleugnung der Realität ist die Basis dieses magischen Mechanismus. Es handelt sich um »zwei verschiedene Sprachen« ( Die Traumarbeit, Bd. II/III, S. 238), und nur Freud spricht die richtige. Der latente Trauminhalt ist in Bildern, der manifeste in Zeichen verfasst.
    Zweitens: Die Traumarbeit besteht aus drei Schritten, nämlich Verdichtung, Verschiebung und Darstellung. Bei der Verdichtung werden die verschiedenen Materialien eines Traums auf einige wenige reduziert. Die Verschiebung entspricht einer Übersetzung, einem Perspektivenwechsel, der sehr praktisch ist, denn so muss das, was in einem Traum vorkommt, nichts mit dessen Deutung zu tun haben – schließlich hat es eine Verschiebung gegeben. Über deren Entstehungsgründe erfahren wir nichts; Freud behauptet einfach performativ, es gäbe sie. Bei der Darstellung fügt das Unbewusste räumlich und zeitlich Getrenntes zusammen und schafft eine neue Raum-Zeit-Ordnung, die nicht der Logik gehorcht, der sie zuvor untergeordnet waren.
    Die Darstellungsarbeit eignet sich übrigens hervorragend zur Beschwörung und Legitimierung der Zeichen. Freud zufolge sind Träume meist sexueller Natur, denn in unserer Gesellschaft würden die Triebe am stärksten unterdrückt. Sodann gelangt er zum Kern seiner Theorie: »Wenn ich gegen Patienten die Häufigkeit des Ödipustraumes, mit der eigenen Mutter geschlechtlich zu verkehren, betone, so bekomme ich zur Antwort: Ich kann mich an einen solchen Traum nicht erinnern. Gleich darauf steigt aber die Erinnerung an einen anderen, unkenntlichen und indifferenten Traum auf, der sich bei dem Betreffenden häufig wiederholt hat, und die Analyse zeigt, daß dies ein Traum des gleichen Inhalts, nämlich wiederum ein Ödipustraum ist. Ich kann versichern, daß die verkappten Träume vom Sexualverkehre mit der Mutter um ein Vielfaches häufiger sind als die aufrichtigen.« (ebd., S. 403)
    Freud behauptete also, ein harmloser Traum, in dem weder Vater noch Mutter vorkommen, sei ödipal. Dem erstaunten Patienten erklärte er, dass der Beweis für den ödipalen Charakter gerade
darin liege, dass der Traum scheinbar nicht ödipal sei und einen anderen Traum verbarg, der noch stärker verdrängt sei und deshalb ödipal sein müsse. Der klinische Befund rechtfertigte also die Interpretation des Analytikers, die eine bloße Projektion war: Die meisten Träume seien ödipal, auch und besonders jene, die Freuds Theorie widersprächen.
    An diesem Beispiel können wir in flagranti beobachten, wie Freud die Wirklichkeit verschwinden ließ. Und aus dem Hütchenspiel des exzellenten Sophisten wurde eine Theorie, die heute in der ganzen Welt gelehrt wird. Dank der Jonglierkunststücke mit latentem und manifestem Inhalt, mit Verdichtung, Verschiebung und Darstellung konnte er den Traum eines Sohnes, der mit seiner Mutter schlafen wollte und träumte, er stünde am Bug eines Schiffes und uriniere über die Reling, freue sich an der Gischt und sehe Delphine mit dem Gesicht seines Vorgesetzten vorbeischwimmen, unbestreitbar als Ausdruck eines ödipalen Wunsches deuten – natürlich keineswegs jenes des Interpreten.
    Freud benutzte zum Tausch der rationalen gegen die magische Kausalität noch einen weiteren Sophismus, nämlich jenen vom reinen Inhalt des Einfalls. Er findet sich in einem kleinen Text, der für die rationale Rechtfertigung des Irrationalen und der Legitimierung der magischen Kausalität von zentraler Bedeutung ist. Lacan hatte sich nicht getäuscht, als er sich sehr geschickt der These aus dem kurzen Artikel bediente.
    Die wenigen Seiten mit dem Titel Die Verneinung erschienen 1925 in einer Zeitschrift, doch Paul-Laurent Assoun hat diesen Text, wie es scheint, in seinem Dictionnaire des

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