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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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œuvres psychanalytiques vergessen. Dabei sind diese Passagen freudsches Gold wert! Sie besagen im Wesentlichen, dass für einen Analytiker gelte: Nein gleich Ja. Das öffnet, man ahnt es schon, auch jene wenigen Türen ins Reich der magischen Kausalität, die bislang noch verschlossen waren. Und so funktioniert der Sesam-öffne-dich der Psychoanalytiker folgendermaßen: »Die Art, wie unsere Patienten ihre Einfälle während der analytischen Arbeit vorbringen,
gibt uns Anlaß zu einigen interessanten Beobachtungen. […] ›Sie fragen, wer diese Person im Traum sein kann. Die Mutter ist es nicht.‹ Wir berichtigen: Also [ sic ] ist es die Mutter. Wir nehmen uns die Freiheit [ sic ], bei der Deutung von der Verneinung abzusehen [ sic ] und den reinen Inhalt des Einfalls herauszugreifen.« ( Die Verneinung, Bd. XIV, S. 11)
    Deutlicher kann man nicht sagen, dass ungeachtet der Äußerungen des Patienten das Wort des Analytikers Gesetz ist. Wenn das logische Denken im Unbewussten nicht funktioniert (siehe Abriß der Psychoanalyse, Bd. XVII, S. 91), dann funktioniert es auch nicht im Gehirn des Psychoanalytikers. So wird der Siegeszug der Unlogik innerhalb der Psychoanalyse noch besser verständlich: Der Analytiker greift während der Analyse nicht auf die Vernunft, Intelligenz oder das Bewusstsein zurück, sondern auf das eigene Unbewusste – so steht es klar und deutlich in Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung (Bd. VIII, S. 381 f). Im nächsten Kapitel werde ich darauf zurückkommen.
    Verneinen heiße, die Verdrängung zu bestätigen, und weil das Verdrängte nach Freuds Definition dem Bewusstsein des Patienten unzugänglich bleibt, kann nur der Psychoanalytiker als Herrscher über diesen Bereich die Gleichung aufstellen, welche den Widerspruch auflöst: Nein gleich Ja. So kann die Deutung genau das besagen, was der Interpret dank seiner epistemologischen Außenseiterposition will – selbst wenn und sogar vor allem wenn der Patient diese Deutung ablehnt.
    Im Fall der Verführungstheorie sah Freud in der Leugnung des sexuellen Missbrauchs den Beweis für die Wahrheit des Verleugneten. Seine Schüler konnten von ihm das diktatorische Prinzip lernen: Der Analytiker hat recht, weil er Analytiker ist. Entsprechend täuscht sich der Patient, weil er der Patient ist. Dieser kategorische Imperativ hinter der Couch organisierte, legitimierte und rechtfertigte die Rollenverteilung zwischen dem beherrschenden Analytiker und dem unterwürfigen Patienten; er ist die Eintrittskarte ins Wunderland der magischen Kausalitäten.

    Worauf läuft eine Sophistik hinaus, die das rationale Denken – den Grundstein der Philosophie von Demokrit über die Aufklärung bis Nietzsche – ad acta legt, sich Okkultismus, Telepathie, Gedankenübertragung und Spiritismus zuwendet, in die Zauberwelt der magischen Kausalitäten und des Noumenon eintritt, zugleich allem Gegenständlichen den Rücken kehrt und konzeptionelle Spielereien mit den reinen Ideen durchführt? Auf bedauernswerte Schlussfolgerungen.
    Das folgende herausragende Beispiel für Freuds magisches Denken wird man zweimal lesen – so ging es mir auch, als ich diese erbärmliche Analyse entdeckte. In Zur Einleitung der Behandlung aus dem Jahr 1913 schrieb Freud: »Ein geistreicher junger Philosoph, mit exquisiten ästhetischen Einstellungen, beeilt sich, den Hosenstreif zurechtzuzupfen, ehe er sich zur ersten Behandlung niederlegt; er erweist sich als dereinstiger Koprophile von höchstem Raffinement, wie es für den späteren Ästheten zu erwarten stand [die Hervorhebung ist von mir, da Freuds Argument dermaßen ins Auge springt].« (Bd. VIII, S. 472)
    Übergehen wir Freuds Seitenhieb auf die Philosophie, der ihm mit dem Verweis auf einen Zusammenhang mit dem Dandytum gelingt, und versuchen wir zu verstehen, wie er die Geste des Zurechtzupfens des Hosenstreifs mit der nicht besonders netten Diagnose der Koprophilie von höchstem Raffnement in Verbindung bringt. Das ist magische Kausalität in ihrer ganzen Großartigkeit! Denn das Zurechtzupfen von Hosenfalten ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht gleichbedeutend mit dem Eingeständnis besonderer Vorlieben für Fäkalien.
    Was im Gewand der wissenschaftlichen Entdeckung daherkam und Freud ewigen Ruhm sichern sollte, war letztlich nichts anderes als eine bloße Behauptung. Wir befinden uns hier immer noch auf dem Gebiet des rein Performativen. Freud behauptete, für seine Wissenschaft der Träume über

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