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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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einbeziehen. Und da das nicht möglich ist, befinden wir uns in einer Zwickmühle.
    Man erinnere sich an das, was Kleinunternehmer auszeichnet. Normalerweise liegen sie falsch und machen »Fehler« – zahlreiche Fehler. Sie sind konvex. Was schließlich zählt, ist der Ertrag des Erfolgs.
    Anders ausgedrückt: Entscheidungsfindung in der realen Welt, also Taten, sind thalesianisch, rein verbale Voraussagen dagegen sind aristotelisch. Im zwölften Kapitel habe ich gezeigt, dass der eine Aspekt einer Entscheidung größere Konsequenzen haben kann als der andere – man hat keinen Beweis dafür, dass die Leute Terroristen sind, aber man untersucht sie trotzdem nach Waffen; man glaubt nicht, dass das Wasser giftig ist, trinkt es aber trotzdem nicht; für jemanden, der sich strikt an aristotelische Logik hält, wäre das absurd. Um mit Fat Tony zu sprechen: Dummköpfe wollen recht behalten, Nicht-Dummköpfe wollen Kohle machen; oder:
    Dummköpfe wollen Streitgespräche gewinnen,
Nicht-Dummköpfe wollen gewinnen.
    Man könnte also auch sagen: Es ist gar nicht schlecht, ein Streitgespräch zu verlieren.
    Die richtige Entscheidung aus dem falschen Grund
    Für Mutter Natur zählen Meinungen und Prognosen nicht; es geht einzig ums Überleben.
    Man hat es hier also mit einem Evolutionsargument zu tun. Mir scheint es das am sträflichsten unterschätzte Argument für freies Unternehmertum und für eine Gesellschaft zu sein, die sich aus individuellen Machern zusammensetzt, aus der Art von Menschen, die Adam Smith »Abenteurer« nennt – das Gegenteil von Zentralplanern und bürokratischen Apparaten. Bürokraten (seien es diejenigen in der Regierung oder in großen Unternehmen) leben in einem Belohnungssystem, basierend auf Narrationen, auf »Geschwätz« und der Meinung anderer, auf Jobevaluationen und Peer-Reviews – mit anderen Worten: auf Marketing. Eine eindeutig aristotelische Struktur. Die biologische Welt entwickelt sich im Gegensatz dazu durch Überleben weiter, nicht durch Meinungen und Äußerungen wie »Ich habe es kommen sehen« und »Ich habe es euch ja gesagt«. Den Bestätigungsfehler, der einem in der Gesellschaft auf Schritt und Tritt begegnet, mag die Evolution nicht.
    Die Welt der Wirtschaft sollte sich dem anschließen, allerdings bringen Institutionen die Dinge durcheinander, da Dummköpfe sich zu ungeahnter Größe ausdehnen können, wenn Institutionen die Evolution mit Rettungsaktionen und Verstaatlichungen blockieren. Auf lange Sicht wird sich die soziale und ökonomische Evolution in der höchst unangenehmen Form von Überraschungen, Diskontinuitäten und Sprüngen vollziehen. 91
    Karl Poppers Ideen zu einer evolutionären Erkenntnistheorie wurden bereits erwähnt. Popper war kein Entscheidungsträger und hing der Illusion an, dass Ideen miteinander konkurrieren und jeweils die am wenigsten falsche überlebt. Was Popper übersah: Es sind nicht die Ideen, die überleben, sondern Menschen, die die richtigen Ideen haben, oder Gesellschaften, die über korrekte Heuristiken verfügen oder besser gesagt über Heuristiken – seien sie nun richtig oder falsch –, die es ihnen ermöglichen, das Richtige zu tun. Den thalesianischen Effekt – den Umstand, dass eine falsche Idee überleben kann, wenn sie harmlos ist – verkannte er. Diejenigen, die mit den falschen Heuristiken arbeiten und im Fall von Irrtümern nur geringen Schaden davontragen, werden überleben. »Irrationales« Verhalten kann nützlich sein, wenn es harmlos ist.
    Überlegen Sie sich folgende Frage als Beispiel für eine Art von falscher Annahme, die für den Zweck des Überlebens nützlich ist: Ist es Ihrer Ansicht nach gefährlicher, einen Bären für einen Felsbrocken zu halten, oder einen Felsbrocken für einen Bären? Den ersten Fehler zu machen dürfte Menschen schwerfallen; unsere Instinkte verführen uns dazu, beim geringsten Anzeichen von Unheil überzureagieren und einer bestimmten Sorte von falschen Mustern zu verfallen – diejenigen, die überreagieren, wenn sie etwas sehen, das einem Bär gleicht, haben einen Überlebensvorteil; diejenigen, die den entgegengesetzten Fehler machen, verlassen den Genpool.
    Ich fühle mich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Reden nicht mehr so folgenlos bleibt.
    Die Antike und das Stiglitz-Syndrom
    Die Menschen in der Antike hatten ein äußerst konstruktives Verständnis des Stiglitz-Syndroms und ähnlicher Missstände. Sie verfügten über klug durchdachte Mechanismen, um den meisten

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