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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Gedanken er im Nachhinein dazu liefert, kristallisieren sich die wahren Zusammenhänge heraus. Hier gibt es keine Optionen mehr. Die Realität beseitigt Ungewissheit, Ungenauigkeit, Vagheit, all die selbstbestätigenden Verzerrungen, die einen intelligenter aussehen lassen, als man in Wahrheit ist. Fehler sind kostspielig und nicht länger frei; und recht zu haben zahlt sich buchstäblich aus. Natürlich gibt es auch andere Tests, um den Bullshitfaktor im Leben richtig einzuschätzen: Man muss nur herausfinden, wie sich die Entscheidungen von jemandem in seinen Investitionen niederschlagen. Man würde dann feststellen, dass viele, die behaupten, sie hätten den Zusammenbruch des Finanzsystems vorausgesehen, Finanzgesellschaften in ihren Portfolios hatten. Dabei hätten sie nicht von den Ereignissen »profitieren« müssen wie Tony und Nero, um zu beweisen, dass sie keine Dummköpfe waren – nicht geschädigt worden zu sein, hätte genügt.
    Ich möchte, dass Prognostiker aufgrund ihrer Prognose-Irrtümer sichtbare Narben an ihrem Körper tragen und nicht ihre Irrtümer in der ganzen Gesellschaft verteilen.
    Man kann nicht herumsitzen und über den Zustand der Welt jammern. Man muss sich als Bester erweisen. Tony hatte recht, als er darauf bestand, dass Nero einen rituellen Blick auf die konkrete Verkörperung seiner Gewinne in Form des Kontoauszugs werfen sollte – wie ich schon sagte, hatte das nichts mit dem finanziellen Wert, nichts mit Kaufkraft zu tun, es ging lediglich um die Symbolik. In Kapitel 9 habe ich Julius Caesar erwähnt, der die Kosten dafür auf sich nahm, Vercingetorix nach Rom bringen und vorführen zu lassen. Ein Sieg, den man nicht anfassen kann, ist wertlos.
    Verba volent , Wörter fliegen. Noch nie standen Menschen, die reden und nicht handeln, stärker im Licht der Öffentlichkeit und spielten dort auch eine größere Rolle als heute – eine Folge der Moderne und der Aufgabenteilung.
    Amerikas Stärke lag einmal darin, sich auf Risiken einzulassen und Menschen, die Risiken auf sich nahmen (die richtige Art von Risiken: Risiken aus der Thales-Klasse, mit hoher Ausfallrate und langer Optionalität), willkommen zu heißen. Es ist bitter, feststellen zu müssen, dass wir diesem Modell den Rücken gekehrt haben.
    Das Stiglitz-Syndrom
    Es gibt etwas Ernsteres als das Problem mit Thomas Friedman, dass also jemand eine bestimmte Handlungsweise verursacht und für seine Äußerungen nicht zur Verantwortung gezogen werden kann.
    Ich nenne das Phänomen das Stiglitz-Syndrom, nach Joseph Stiglitz, einem Wirtschaftswissenschaftler der so genannten intelligenten Sorte.
    Sie erinnern sich an die Aufdeckung von Fragilität in Kapitel 19 und meine obsessive Beschäftigung mit Fannie Mae. Glücklicherweise stand für mich in diesem Zusammenhang etwas auf dem Spiel, nicht zuletzt dadurch, dass ich Opfer einer Diffamierungskampagne geworden war. Und im Jahr 2008 ging, was keinen überraschte, Fannie Mae bankrott. Das kostete die amerikanischen Steuerzahler, ich wiederhole es hier noch einmal, Hunderte von Milliarden Dollar (Tendenz steigend). Das Finanzsystem explodierte. Das gesamte Bankensystem stand unter ähnlichen Belastungen.
    Etwa zur selben Zeit analysierte Joseph Stiglitz mit zwei Kollegen, den Brüdern Peter und Jonathan Orszag, eben dieses Fannie-Mae-Unternehmen. Sie stellten in einem Gutachten fest: »Ausgehend von Erfahrungen aus der Vergangenheit ist das Risiko, das die Regierung hinsichtlich einer potentiellen Insolvenz von GSE eingeht, praktisch gleich Null.« 89 Angeblich wurden Simulationen durchgeführt – aber das Offensichtliche geriet nicht in den Blick. Es wurde auch behauptet, die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsverzugs sei »so gering, dass sie kaum wahrnehmbar ist«. Solche Statements, und meines Erachtens nur sie (diese Mischung aus intellektueller Hybris und der Illusion, seltene Ereignisse verstehen zu können), sind die Ursache für die immer stärker werdende Anfälligkeit für seltene Ereignisse in der Wirtschaft. Das ist genau das Problem des Schwarzen Schwans, gegen das ich kämpfe. Das ist Fukushima.
    Der Gipfel ist, dass Stiglitz 2010 in seinem Ich habe euch ja gewarnt -Buch behauptet, er habe die Krise, die 2007/2008 begann, »vorhergesagt«.
    Man schaue sich diesen abweichenden Fall von Antifragilität an, der Stiglitz und seinen Kollegen durch die Gesellschaft vorgegeben wurde. Stiglitz war nicht nur (nach meinen Maßstäben) alles andere als ein Prognostiker, der die

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