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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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– noch mehrmals wiederholte »den Nobelpreis!«. Ich drehte mich um und erkannte ihn, und sofort war er still. Wie heißt es im Sprichwort so schön? Am schwersten ist es, vor seinem Kammerdiener ein großer Mann zu sein. Und Marketing, das über den reinen Informationsgehalt hinausgeht, ist schlichtweg ein Zeichen von Unsicherheit.
    Menschen, die sich selbst loben, bezeichnen wir als Angeber, und wir fühlen uns von ihnen abgestoßen. Und was ist mit großen Unternehmen? Warum stoßen uns Firmen nicht ab, die Werbung damit machen, wie großartig sie sind? Es gibt drei Ebenen der Verletzung. Erste Ebene, die harmlose Verletzung: Firmen betreiben schamlose Eigenwerbung, wie der Mann im Flugzeug, und schaden nur sich selbst. Zweite Ebene, etwas gravierender: Firmen versuchen, sich im vorteilhaftesten Licht zu zeigen; die Nachteile ihrer Produkte dagegen verbergen sie – immer noch relativ harmlos, da man von Werbung nichts anderes erwartet und sich eher auf die Meinung von Leuten verlässt, die das Produkt kennen. Dritte Ebene, noch gravierender: Firmen arbeiten mit einer trügerischen Darstellung des Produkts, das sie verkaufen, sie nutzen unsere kognitiven Verzerrungsmechanismen, unsere unbewussten Assoziationen aus, und hier wird es gemein. Letzteres ist der Fall, wenn etwa eine pittoreske Landschaft vor untergehender Sonne gezeigt wird, darin ein Zigarette rauchender Cowboy, und dem Betrachter wird die Assoziation herrlicher romantischer Augenblicke mit irgendeinem Produkt aufgezwungen, das natürlich keinerlei Beziehung zu der Szenerie hat. Was Sie wollen, ist ein romantischer Augenblick, und was kriegen Sie? Krebs.
    Offenbar zwingt das Unternehmenssystem große Firmen zunehmend auf die dritte Ebene. Das eigentliche Problem am Kapitalismus besteht darin, dass er auf Einheiten beruht, die keine Individuen sind (und es sei noch einmal wiederholt: Man berufe sich nicht auf Adam Smith!). Ein Unternehmen hat keine natürliche Moral; es funktioniert nur nach den Regeln der Bilanz. Seine einzige Bestimmung liegt darin, einer Metrik gerecht zu werden, die von Wertpapieranalysten vorgegeben wird, welche ihrerseits (heftig) zum Scharlatanismus neigen.
    Ein (an der Börse notiertes) Unternehmen empfindet keine Scham. Uns Menschen dagegen hält eine physische, natürliche Hemmung zurück.
    Ein Unternehmen empfindet kein Mitleid.
    Ein Unternehmen hat kein Ehrgefühl – obwohl in Werbetexten fatalerweise häufig von »Stolz« die Rede ist.
    Ein Unternehmen kennt keine Großzügigkeit. Zulässig sind nur eigennützige Handlungsweisen. Man stelle sich nur vor, was mit einem Unternehmen geschähe, das beschließt, aus reiner Nettigkeit einseitig seine Außenstände zu streichen. Gesellschaften funktionieren aber nur aufgrund beiläufiger Akte von Großzügigkeit zwischen Menschen, manchmal sogar gegenüber Fremden.
    All diese Defekte resultieren daraus, dass keiner die eigene Haut aufs Spiel setzt, weder kulturell noch biologisch – eine Asymmetrie, die aus eigennützigen Motiven anderen schadet.
    Man sollte meinen, dass solche Systeme früher oder später zusammenbrechen. Und das ist tatsächlich der Fall. Bekanntlich sollte man nicht über einen zu langen Zeitraum zu viele Leute an der Nase herumführen. Das Problem beim Zusammenbruch besteht allerdings darin, dass das nicht die Manager trifft; aufgrund des Agency-Problems sind sie ja nur an ihrem persönlichen Kapital interessiert und von später eintretenden Misserfolgen nicht betroffen; ihre Bonusse behalten sie, da es gegenwärtig so etwas wie ein negatives Managergehalt überhaupt nicht gibt.
    Zusammengefasst kann man sagen: Unternehmen sind auf lange Sicht derart fragil, dass sie irgendwann unter dem Gewicht des Agency-Problems zusammenbrechen, während Manager sie melken, ihre Bonuszahlungen abschöpfen und den Steuerzahlern die Knochen hinschmeißen. Sie würden früher kollabieren, wenn es die Lobbyisten nicht gäbe: Sie erpressen den Staat, ihnen bei ihrem Geschäft beizustehen, dem Verbraucher Zuckerdrinks in die Kehle zu schütten. In den Vereinigten Staaten haben große Firmen Einfluss auf mehrere Kongressmitglieder. Das alles führt jedoch lediglich zu einer Verschiebung des Begräbnisses auf unsere Kosten. 93
    Lawrence von Arabien oder Meyer Lansky
    Zum Schluss ein guter Rat: Falls Sie je die Wahl haben zwischen dem Versprechen eines Mafioso und dem eines Staatsdieners, entscheiden Sie sich für das des Mafioso. Unbedingt. Institutionen haben im Unterschied

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