Antiheld - Thriller (German Edition)
te.
»Claire, darf ich Ihnen einen Rat geben?«
»Natürlich. Dafür bin ich schließlich da. Sie sind mein Psychia ter.«
»Weiß Jack von Ihrer Geschichte? Ihren gesamten Problemen und Sorgen?«
»Nein«, gab sie zögernd zurück.
»Sprechen Sie mit ihm darüber. Trotz allem wird er es verstehen. Da bin ich mir sicher.« Er lächelte aufmunternd, was Claire ein wenig Hoffnung gewinnen ließ. Selbst zu lächeln, traute sie sich allerdings nicht. Die Bestie wartete nämlich bereits schon ge spannt auf ihren Einsatz.
»Sie haben recht.« Sie wischte mit dem Handrücken die Tränen hinfort. Da sie keine Schminke trug, konnte auch nichts verwi schen. »Ich werde mit ihm reden.« Allerdings verschwieg sie, dass sie das Gespräch erst einmal auf sich beruhen lassen wollte. Die erst entstandenen Wunden waren hierfür einfach noch zu frisch.
»Ich würde mich außerdem freuen, Sie beide wieder in der Stunde begrüßen zu dürfen«, meinte Weinstein, während er aufstand und ihr die Hand reichte. »Wir sehen uns wieder in zwei Wochen!?«, fragte er mit einem Funken Zuversicht in der Stimme.
»Ja«, antwortete Claire, wobei sie aufstand, noch einmal über ihre Lider fuhr und dem Arzt schließlich auch die Hand reichte. »Ich werde mein Bestes geben.«
*
Jack stand unter der brühend heißen Dusche. Dies ermöglichte es ihm stets einen freien Kopf zu bekommen. Die letzten Tage hatten schwer an seiner Psyche geknackst. Dementsprechend brauchte er das heiße Wasser, um seine Sorgen hinfort zu spülen. Er lenkte sein Gesicht unmittelbar unter die Brause, während er sich erneut Claires Gestalt ins Gedächtnis rief. Die schlanke Figur, das lange blonde Haar, die strahlend blauen Augen.
Er wollte sie einfach in seiner Nähe wissen. Am besten direkt hier gleich unter der Dusche. Sie sollte hinter ihm stehen, seinen Oberkörper umfassen und seinen Körper dicht an ihren eigenen pressen. Er wollte ihre Haut an seiner spüren. Wie vermisste er ihren Duft.
Ihre Augen, ihre Art zu reden, wie sie mit ihren Händen gesti kulierte. Wie sich in den Mundwinkeln Grübchen bildete, wenn sie lachte, auch wenn dies nicht allzu oft vorkam.
Jack versank ganz in seinen Gedanken. Er ließ weiter das Wasser über seinen gestählten Körper laufen. Spürte, wie seine Haut durch die Brause massiert wurde. Es tat so gut und war so erfri schend, dass er dabei sein Umfeld völlig außer Acht ließ.
Hierbei bemerkte er keineswegs, wie das Wasser aus dem Ausguss sprudelte. Eine kleine Fontäne bildete sich, die die grobe Form einer Hand annahm. Deren Finger tasteten über den Boden der Dusche entlang. Sie schienen auf der Suche nach etwas zu sein. Als sie sich Jacks Bein näherten, hielten sie mit einem mal inne. Zuckten sogar ein wenig zusammen, ehe sie sich von neuem heran wagten. Lautlos, ohne große Hast. Je näher die Hand Jack kam, desto mehr spürte sie die Wärme, die von diesem ausging. Vernahm das pulsierende Blut, das durch seine Adern strömte.
Jack zuckte unwillkürlich zusammen. Beinahe wäre er ausge rutscht, konnte sich aber noch rechtzeitig an dem Wasserregler festhalten. Er blickte runter zum Duschboden, auf dem das Was ser in den Abfluss floss. Er glaubte, dort etwas zu finden, doch blieb eine mögliche Entdeckung aus. Die Brause lief weiter, wäh rend er sich in der winzigen Kabine umdrehte.
Das konnte niemals Einbildung gewesen sein. Dafür fühlte es sich einfach zu real an.
Feucht und eiskalt.
Stand er womöglich schon zu lange unter dem heißen Wasser? Versagte sein Kreislauf und spielte ihm sein Verstand nun einen Streich!?
Er verspürte nicht allzu oft Angst, doch jetzt überkam sie ihn wie eine Welle.
Die Brause wurde abgestellt, woraufhin nur das gleichmäßige Tropfen erklang. Er presste die Augen zusammen, öffnete sie wie der und riss die beschlagene Kabinentür auf. Die kühlte Luft, die im Badezimmer herrschte, stieß ihm entgegen. Der Schrecken wie auch die Kälte, ließen seinen Penis zusammenschrumpfen.
Mit einem Handtuch, das er vom Boden aufhob, um dann über seine Hüften zu schlingen, trat er aus der Dusche hinaus, auf die Steinfliesen. Das Fenster und auch der Spiegel, waren wie die Ka bine mit Wasserdampf beschlagen. Es beriet ihm Angst, dass er nichts erkennen konnte, sollte plötzlich ein Angreifer, wie aus dem Nichts, hinter ihm auftauchen. Aus diesem Grund wischte er mit dem Unterarm erst einmal über sämtliche Flächen, die ihm als drittes Auge dienen konnten.
Jack glaubte
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