Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Boden, während die Kinder eine Biegung nach der anderen hinter sich ließen. Als sie das Gartengatter des Hauses erreicht hatten, waren ihre Jacken schneebedeckt und ihre Nasen rot wie Kirschen.
„ Brrrr …solche Temperaturschwankungen sind sicher nicht gesund“, murmelte Oskar und klapperte mit den Zähnen.
In dem Moment öffnete sich die Tür des Hauses. Ein kleiner, dicker Junge trat heraus, gefolgt von einer Frau, offenbar seiner Mutter. Als die beiden passierten, stellte Anton fest, dass etwas an dem Jungen sonderbar aussah. In seinem runden Vollmondgesicht befand sich ein ung e wöhnlich kleiner Mund, kaum breiter als einen schmalen Spalt.
Emma war bereits vor den Eingang des Hauses getr e ten. Ehrfurchtsvoll zog sie am Metallband der rostigen Türglocke. Ein Bimmeln erklang. Dann war eine gedämp f te Stimme aus dem Inneren des Hauses zu vernehmen „….ist offen!“
Erbsensuppe und Feueratem
Der Geruch von Tabak und modrigem Papier schlug ihnen entgegen, und im kalten Windzug der zufallenden Tür wirbelte Bücherstaub durch die Luft.
Sie standen in einer großen Stube im Dämmerlicht. Auf der anderen Seite des Eingangs befand sich ein Kamin, in dem unter einer Holzschicht ein paar kleine Flämmchen züngelten. Ansonsten war der Raum nur von zwei Ölfu n zeln erleuchtet, die an Metallketten über ihnen von der Decke baumelten. In der Mitte befand sich ein Tisch, und an den Wänden zogen sich Regale entlang, die von oben bis unten vollgestopft waren. Der Widerschein des Feuers zuckte über verstaubte Lederrücken und allerlei seltsame Gegenstände, die zwischen Bergen von Büchern hervor lugten.
Neben dem Kamin befand sich ein Stehpult mit einem besonders großen, aufgeschlagenen Buch, daneben auf dem Boden eine Art Käfig aus Metall, in dem sich ein dunkler Schatten hin und her bewegte. Links vom Kamin köchelte auf einem Herd etwas in einem großen Topf vor sich hin.
Und davor stand der Problemlöser. Er trug einen gr ü nen, geflickten Schlafrock, Filzpantoffeln und in der rec h ten Hand einen Holzlöffel, mit dem er in dem gusseise r nen Topf rührte.
„Guten Abend!“, begann Emma etwas verlegen, „ich hoffe, wir stören nicht...?“
Der Problemlöser ließ den Kochlöffel sinken und dre h te sich um. Unter einer kleinen Lesebrille lugten braune Augen hervor, die die Kinder fragend musterten.
„Schon wieder Besuch?“ Er legte den Kochlöffel zur Seite und schlurfte durch den Raum. Wie alt er wohl sein mochte, fragte sich Anton, als er direkt vor ihnen stand. Seine weißen, zotteligen Haare erinnerten ein wenig an ein frisch verlassenes Vogelnest. Aber sein Blick hatte etwas äußerst Waches und Scharfsinniges an sich.
„Und dann auch noch so junge Leute?“ Der Proble m löser schüttelte verständnislos den Kopf. „Das nimmt ja gar kein Ende heute.“
Emma wollte etwas sagen, aber er war noch nicht fe r tig. „…Und alle kommen sie zu mir! Muss das denn sein? Schon wegen der kleinsten Nicklichkeiten ? Und was da für Probleme kommen...nicht zu fassen, ein Gejammere und Gestöhne.“
Kopfschüttelnd musterte er die drei Kinder. „Helft euch erst mal selbst, sage ich den Leuten. Seid nett zue i nander und fragt eure Nachbarn. Kooperation, das ist das wahre, das überlegene Prinzip der Natur, die treibende Kraft der Evolution. Vergesst Gier, Neid und Wettkampf! Mitgefühl, Kreativität und Zusammenarbeit, das sind die Bausteine des Lebens. Lernt man sowas heutzutage nicht mehr in der Schule…? Aber was rede ich, mir hört ja doch keiner zu...“
Der Problemlöser machte eine resignierende Handb e wegung und rollte mit den Augen. „Stattdessen kommen sie in Scharen und belästigen mich mit ihren Probl e men….Also ehrlich, ich habe Wichtigeres zu tun.“
Er schlurfte an den Herd zurück, und begann mit dem Holzlöffel in dem dampfenden Topf zu rühren. Anton trat hinter ihn und lugte neugierig. „Und, was ist das?“
„Erbsensuppe“, der Problemlöser nahm einen Löffel voll und kostete vorsichtig. Ein versonnenes Lächeln durchzog sein Gesicht. „Ah, sehr gut…“
„Schicken Sie denn alle Leute nach Hause?“, fragte Emma, und der ängstliche Tonfall in ihrer Stimme war kaum zu überhören.
„Ach was..“ Der Problemlöser seufzte und legte den Löffel wieder bei Seite. „Ich bin ja nicht so, man hilft ja wo man kann.“
Er deutete auf die Wand oberhalb des Kamins. Dort war ein großes Plakat aufgehängt, auf dem in der Mitte drei bunte Balken
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