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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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heiß und schwitzig war. Ach, war das alles ermüdend! Und auch ein wenig langweilig.
    Natürlich horchte ich in mich hinein. Versuchte, mein Herz für den lieben Gott zu öffnen. Aber so recht wollte mir das nicht gelingen – ich war mir einfach keiner großen Sünde bewusst, auch wenn die anderen Menschen und insbesondere der Pfarrer das anders sahen. Natürlich, es war ein Fehler gewesen, dass ich Zacharias gegenüber so leichtgläubig gewesen war. Aber sollte ich bereuen, dass ich schwanger wurde und einen prächtigen Sohn geboren hatte?
    Statt mich auf meinen Bittgang vorzubereiten, grübelte ich die meiste Zeit darüber nach, warum Karl das alles auf sich nahm. Als er an jenem Abend aus Rombach zurückkehrte und mir von seinem Besuch beim Pfarrer berichtete, bin ich aus allen Wolken gefallen. Karl, der mit der Kirche so gar nichts im Sinn hatte und der zum Beten viel lieber in seinen heiligen Wald ging, war vor dem Pfarrer zu Kreuze gekrochen? Für mich?
    Noch heute ist mir nicht ganz klar, warum er das alles getan hat. Er hat nie gesagt, dass er mich liebt. Kein einziges Mal.
    Liebe … Sind dafür eigentlich Worte nötig?, fragte ich mich auf dem langen, staubigen Weg und musste wieder einmal an Zacharias’ Liebesbekundungen denken, die keinen Pfifferling wert gewesen waren.
    Simone bekam von alldem nichts mit. Sie ärgerte sich nur fürchterlich, dass sie nicht selbst auf die Idee mit der Wallfahrt gekommen war. Auf diese Weise hätte ich mich doch schon viel früher vonmeinen Sünden rein waschen können! Sie schäme sich für ihre Gedankenlosigkeit und habe vor, in der Wallfahrtskirche Buße dafür zu leisten, dass sie mir so eine schlechte und gedankenlose Freundin gewesen sei.
    Ich erwiderte nur, sie solle nicht einen derartigen Blödsinn daherreden.
    Dass diese Wallfahrt, diese Reise, einzig und allein dem Zwecke diente, den Rombacher Pfaffen gnädig zu stimmen, wusste sie natürlich nicht …
    Die Hochzeit war eine schlichte Angelegenheit. Rosanna trug ein schwarzes Gewand aus Seide, das sie sich kurz zuvor geschneidert hatte. Karl war mit einer alten, schönen Tracht bekleidet. Die Gäste – Claudine und Alexandre, die gerade von einem Auftritt in St. Blasien kamen, Margret und eine Hand voll alter Freunde von Karl – kamen in ihrer Alltagskluft. Niemand hatte die Rombacher Kirche ausgeschmückt. Keine Mädchen warfen Blumen, dafür schrie Bubi, der gerade einen Zahn bekam, wie am Spieß. Kein Schützenverein, kein Kegelverein stand vor der Kirche Spalier, um dem Brautpaar alles Gute zu wünschen oder es mit ein paar Scherzen in den Hafen der Ehe zu verabschieden. Von den Breuers ließ sich niemand blicken – Karl hatte seine Tochter und ihre Familie nicht eingeladen. Rosanna bezweifelte, dass Simone überhaupt gekommen wäre. Seit sie von Rosannas Hochzeitsplänen erfahren hatte, spuckte sie Gift und Galle und wetterte schlimmer gegen ihren Großvater als je zuvor. Er habe Rosanna erpresst, würde ihr nur erlauben, auf seinem Hof zu bleiben, wenn sie ihn heiratete, und so weiter. An manchen Tagen war es so schlimm gewesen, dass Rosanna sie wütend weggeschickt hatte.
    Nach der Trauungszeremonie, die der Pfarrer kühl und distanziert hinter sich brachte, fuhr die Hochzeitsgesellschaft in einer Kutsche, die Karl für diesen Tag bestellt hatte, auf den Moritzhof. Leider handelte es sich dabei um ein offenesFuhrwerk, und vom Himmel regnete es Bindfäden. Auf dem Hof angekommen, musste Rosanna den Männern erst einmal trockene Hosen und Kittel von Karl herauslegen, weil alle bis auf die Haut durchweicht waren. Margret und Claudine, die beide durch Regenschirme besser gegen das schlechte Wetter geschützt gewesen waren, richteten in der Zwischenzeit in der guten Stube das Essen her, das Rosanna am Abend zuvor zubereitet hatte: Rehgulasch mit gerösteten Spätzle, dazu der letzte Ackersalat aus dem Garten. Außerdem gab es Wein, den einer von Karls Freunden mitgebracht hatte. Die Tafel war mit zwei Kerzen dekoriert und mit einem Strauß Strohblumen, den Margret geschwind vom Fensterbrett genommen und zwischen Salatschüsseln und Fleischplatten platziert hatte.
    Rosanna erlebte ihren Hochzeitstag wie durch einen Nebel. Bin das wirklich ich?, fragte sie sich in der Kirche, während sie mit fremder Stimme die Worte des Pfarrers nachsprach. Da stand sie mit

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