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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einen sorgenvollen Blick hinaus. Wenn sich doch endlich der Frühlingsnebel verziehen würde! Sie wollte so gern, dass sich die Landschaft von ihrer schönsten Seite zeigte, wenn diese Gräfin ankam.
    Einen Monat später hätte sie kommen müssen, dann standen die Weißdorn- und Himbeerhecken in voller Blüte, der Ginster hatte sein gelbes Feuerwerk entfacht, und die Luft war geradezu parfümiert vom süßen Duft der Maiglöckchen. Jetzt aber, Mitte April, musste man noch ganz genau hinschauen, wollte man das neu erwachende Leben unter der Blätterschicht des vergangenen Herbstes entdecken. Wenigstens war der Schnee schon geschmolzen, und auf den tiefer gelegenen Wiesen wuchs das Grün bereits saftig und war übersät vom Gelb des Löwenzahns.
    Wahrscheinlich hat die Gräfin sowieso kein Auge für die Schönheit der Natur, ging es Rosanna durch den Kopf. Wahrscheinlich kann sie es kaum erwarten, in den Armen ihres Geliebten zu liegen.
    Gegen elf Uhr hatte sich der Nebel schließlich gelichtet, und eine helle Sonne strahlte vom Himmel. Rosanna, die auf der Bank vor dem Haus saß und Kartoffeln schälte, hörte das Prusten der Pferde, die mit weit nach unten gebeugten Köpfen das letzte steile Stück bewältigten, noch bevor sie die Kutsche selbst sah. Der feuchte Atem der Rösser hinterließ weiße Wölkchen in der klaren Luft.
    Eilig schnappte Rosanna sich die Kartoffeln und brachte sie in die Küche. Nachdem sie sich die Hände an einem Tuch abgewischt hatte und sich einmal übers Haar gefahren war, ging sie langsam wieder nach draußen. Dabei schlug ihr Herz so heftig, als wolle es gleich aus der Brust springen.
    Sie bedeutete dem Kutscher, direkt vor der Tür zu halten.
    Der Mann schob seine Pfeife in den linken Mundwinkel, sprang vom Bock, öffnete den Kutschenschlag und reichte seine Hand hinein. »Gnädige Frau?«
    Eine dicke Wolke Lavendelduft wehte heraus. Dann kam ein violetter Wildlederstiefel zum Vorschein, schließlich ein zweiter. Ein voluminöser Rock aus dunkellilafarbenem Stoff bauschte sich zwischen Tür und Rahmen, wurde zum Aussteigen von einer in gleicher Farbe behandschuhten Hand zusammengerafft.Vor lauter Stoff war von der zweiten Person im Wagen nur wenig zu sehen.
    Du meine Güte!, dachte Rosanna bei sich, noch bevor sie des riesigen Hutes ansichtig wurde, auf dem ganze Sträuße von künstlichen Maiglöckchen und Irisblüten angebracht waren. Was will denn so eine hier oben? Der gefällt’s hier doch nie und nimmer! Was hatte sich Claudine dabei nur gedacht? Doch noch bevor die Frau und ihr Begleiter ganz ausgestiegen waren und Rosanna ihr Mut gänzlich verließ, setzte sie ein strahlendes Lächeln auf und sagte: »Gnädige Frau, gnädiger Herr … Herzlich willkommen auf dem Moritzhof!«

22. April 1902
    Alles läuft gut. Meine beiden Gäste scheinen sich wohl zu fühlen. Erst vorhin hat die Gräfin gesagt, sie habe schon lange nicht mehr mit so großem Appetit gespeist. Das will ich auch hoffen, wo ich meine Speisekammer für diesen Besuch doch extra mit all den wundervollen Sachen gefüllt habe! Inzwischen bin ich auch froh, dass ich die Hennen gekauft habe, auch wenn ich die Viecher noch immer nicht sonderlich leiden kann. Aber so feine Leute essen morgens gern ein weich gekochtes Frühstücksei, hat Simone gesagt, als ich ihr von der bevorstehenden Ankunft meiner Gäste erzählte. Da der »Fuchsen« inzwischen ständig Übernachtungsgäste hat, muss sie es ja wissen. Auch sonst ist es nicht schlecht, stets frische Eier zu haben. Gestern buk ich für die Mittagsmahlzeit einen ganzen Berg Pfannkuchen, die ich mit Pflaumenmus füllte. Kein einziger ist übrig geblieben, dabei hatte Bärbel auf einen Rest gehofft. Dass feine Leute so viel essen können – das hätte ich nie im Leben gedacht.
    Heute Abend servierte ich geräucherte Forellen, für die ich Stanislaus Raatz ein kleines Vermögen hinlegen musste. Wenn Karl wüsste, dass ich seine Forellen letztes Jahr einfach den Bach hinabgeschwemmt habe … Eigentlich war’s eine Dummheit, die Fische konnten schließlich nichts für die Katastrophe mit meinem geliebten Bubi. Aber damals war ich nicht ganz bei Sinnen, und Karl würde das wahrscheinlich verstehen. Ach, es ist müßig, darüber nachzudenken …
    Weil der Herr

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