Antonias Wille
Steudle â so heiÃt der Diamantenhändler â mein selbst gebackenes Brot so gern mag, reichte ich nach den Forellen lediglich Brot und einen herrlichen Wildschweinschinken, den Anton Simone mitgegeben hat, dazu Senf, in den ich allerlei Kräuter mischte. Für den Nachtisch hatte ich getrocknete Pflaumen mit viel Zucker und Kirschwasser zu einem dicken Sirup aufgekocht. Den habe ich dann über einen gestürzten GrieÃpudding gegeben. Bis auf den letzten Löffel hat der feine Herr wieder einmal seinen Teller leer gekratzt. Und die Gräfin behauptete, sie würde bald nicht mehr in ihr Korsett passen, wenn ich weiterhin so reichhaltig kochen würde.
Simone, die heute da war, sagte, sie hätte gar nicht gewusst, dass ich so gut kochen kann.
»Ich auch nicht!«, erwiderte ich â¦
»Ach, da sind Sie ja, Frau Rosanna! Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich ein wenig zu Ihnen geselle?« Unvermittelt stand die Gräfin in der Küchentür.
Rosanna, die gerade das Zicklein, das Stanislaus für sie geschlachtet hatte, mit getrockneten Kräutern einrieb, schrak zusammen. »Ganz und gar nicht.« Sie lächelte. »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Pfefferminztee? Ich habe gerade frischen aufgebrüht.« Sie wies mit dem Kopf in Richtung des Tisches.
»Warum nicht? Ein warmes Getränk nach unserem langen Marsch kann nicht schaden«, antwortete die Gräfin. »Enno hat sich mit einem Buch in den Salon verzogen. Wie ich ihn kenne, wird es Stunden dauern, bis er aus seinen Abenteuern wieder auftaucht. Vor allem, da Sie ihm die Karaffe mit dem süffigen Wein dazugestellt haben.« Ludmilla lieà sich auf der Küchenbank nieder, ohne sich darum zu kümmern, dass sich der karamellfarbene Samt ihres bauschigen Rockes an der rauen Sitzfläche schabte.
Der Salon â so wurde die gute alte Stube nun also genannt! Rosanna musste sich ein Lächeln verkneifen. Sie wusch sich die Hände, dann schenkte sie ihrem Gast eine Tasse Tee ein und stellte auÃerdem eine Schale mit Keksen dazu, die sie gerade erst aus dem Ofen geholt hatte.
An einem Gebäckstück knabbernd erzählte Ludmilla von ihrem Spaziergang zu dem Aussichtspunkt, den Rosanna ihr amMorgen empfohlen hatte. Was für ein Blick!, rief sie bewundernd. Bis zu den Alpen könne man von dort aus sehen. Und was für eine Luft! Die würde selbst einem Lungenkranken zu neuen Kräften verhelfen. Aber Gott sei Dank sei man selbst ja nicht lungenkrank, lachte sie vergnügt.
Wie unkompliziert die Gräfin ist, staunte Rosanna wieder einmal. Und wie schön es war, sie im Haus zu haben.
»Wenn das Wetter weiterhin so eine gute Laune hat, könnten wir heute Nachmittag eigentlich ein Sonnenbad nehmen.«
»Ein Sonnenbad â¦Â« Rosanna runzelte die Stirn. Was meinte die Gräfin damit? Erwartete sie etwa, dass Rosanna einen Badebottich nach drauÃen schleifte und dort mit heiÃem Wasser füllte?
»Ich weiÃ, ich weiÃ, die Sonne ist der Feind eines jeden blassen Teints. Und auÃerdem ist es eigentlich zum Sonnenbaden noch ein wenig früh im Jahr. Aber mit einer Decke oder auch zweien â¦Â« Die Gräfin blinzelte. »Ich möchte am liebsten jedes Lüftchen und jeden Sonnenstrahl hier oben aufsaugen, wissen Sie.« Sie verstummte, und ein dunkler Schatten legte sich auf ihr Gesicht.
»Nun, an ein paar Decken soll es nicht liegen«, antwortete Rosanna hastig. »Was würden Sie denn für Ihr ⦠Sonnenbad sonst noch benötigen?«
»Da ich nicht annehme, dass Sie Deckchairs besitzen, dürfen es auch ganz normale Stühle oder Sesselchen sein. Aber diese Deckchairs sind so unwahrscheinlich bequem! Seit meiner Schiffsreise über den Kanal schwärme ich regelrecht von diesen Dingern, ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht einen Schreiner beauftrage, mir â¦Â« Die Gräfin hatte sich wieder gefangen und plauderte munter weiter.
»Gleich nach dem Mittagessen werde ich Ihnen zwei Stühle und ein paar Decken vors Haus bringen«, versprach Rosanna, nachdem ihr Gast zum Ende gekommen war. Faul in der Sonne herumzusitzen nannte man also »Sonnenbad« ⦠Nun, da gab es doch noch die zusammenklappbaren Holzstühle, die Karl fürseine Freunde während des Schwarzbrennens in die Scheune gestellt hatte. Wo waren die nur?
Ludmilla klatschte in die Hände. »Sie sind
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