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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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der sich abmühte, einen besonders großen Brocken in die Luft zu heben.
    Â»Er ist nicht der Einzige, der mehr abbeißt, als er verdauen kann …« Plötzlich lag Fahrners Hand auf der ihren.
    Rosanna zuckte zusammen, als habe ein glühendes Eisen sie berührt. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, doch die war wie gelähmt.
    Â»Wie meinen Sie das?«, fragte sie mit rauer Stimme und wusste selbst nicht, ob sie damit seine Bemerkung oder seine Berührung meinte.
    Mit einem schüchternen Lächeln gab Fahrner ihre Hand wieder frei.
    Â»Die Antwort haben Sie doch selbst schon gegeben«, sagte er, während sich Rosanna von ihrem Schwindelgefühl erholte. »Ach, verehrte Frau Rosanna, es bricht mir das Herz zu sehen, wie eine so schöne, eine so … lebendige Frau wie Sie ihr Leben mit nichts anderem füllt als mit der Leitung eines Hotels! Nicht, dass ich Ihre Leistung in irgendeiner Weise schmälern will, Gott bewahre! Ich hatte in den letzten Tagen genug Gelegenheit, Ihren Geschäftssinn, Ihre Hingabe an Ihre Gäste zu bewundern …«
    Argwöhnisch beobachtete Rosanna das leichte Zwinkern seiner Augen. Machte sich der Mann über sie lustig?
    Â»Das sagt ja der Richtige! Wer von uns beiden ist denn derart mit seiner Arbeit verheiratet, dass ihn seine Kundschaft selbst bis ins ›Kuckucksnest‹ verfolgt?«, spöttelte sie mit unsicherer Stimme.
    Seit Fahrners Ankunft waren fast jeden Tag Fremde gekommen und hatten nach dem Schildermaler gefragt – elegante Herren, die sich und ihr Anliegen sehr wichtig nahmen. Sie waren in die Bibliothek geführt worden, wo sich Fahrner in einer Ecke ein improvisiertes Atelier eingerichtet hatte.
    Der Schildermaler winkte ab. »Dabei geht es nur um meine Arbeit, und dafür bezahlen die Leute schließlich ordentlich. Wenn also jemand meine Entwürfe sehen will oder die Fortschritte, die sein Uhrenschild macht, kann ich ihn nicht daran hindern. Was kann ich dafür, dass die Leute mir hierher nachreisen?« Er lächelte erneut.
    Rosanna verzog den Mund. »Bei mir ist das doch um keinen Deut anders! Was wollen Sie mir eigentlich vorwerfen?« Enttäuschung darüber, dass er mit seinen Reden abermals dabei war, die Stimmung zu verderben, machte sich in ihr breit.
    Â»Nicht das Geringste, liebe Rosanna! Ich …«
    Â»Ich bin nicht Ihre liebe Rosanna!« Augenblicklich funkelte sie ihn an. Sie konnte mit diesem Gespräch rein gar nichts anfangen, und das machte sie wütend. So, wie er sie die ganze Zeit anschaute, hatte sie mit etwas anderem gerechnet, und dass sie sich das eingestehen musste, ärgerte sie noch mehr.
    Â»Leider«, flüsterte er.
    Rosanna stutzte.
    Einen Moment lang schwiegen sie beide.
    Dann sprang Fahrner auf und kniete im nächsten Moment vor ihr. »Rosanna, wie gern würde ich Ihnen etwas von Ihrer Last abnehmen! Wie gern würde ich Ihnen meine Schulter zum Anlehnen anbieten! Ich möchte Sie fröhlich lachen hören. Und tanzen sehen! All das und noch viel mehr haben Sie verdient. Stattdessen mühen Sie sich Tag und Nacht ab, um Ihren Gästen eine schöne Zeit zu bereiten. Das kann doch nicht alles sein!«
    Er hörte sich beinahe verzweifelt an und streckte seine Hand nach Rosannas aus. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne und ergriff stattdessen die Milchkanne. Nachdem er einen Becher eingeschenkt hatte, reichte er ihn Rosanna.
    Verlegen zupfte Rosanna eine Haarsträhne, die sich aus dem geflochtenen Kranz gelockert hatte, aus ihrem Gesicht, als könne sie so die Röte, die sie in ihren Wangen aufsteigen spürte, ebenfalls entfernen. Während sie an der Milch nippte, schaute sie unauffällig zu Fahrner hinüber.
    Â»Vielleicht mag Ihnen mein Leben tatsächlich … ein bisschen seltsam vorkommen«, begann sie stockend. Dann lachte sie auf. »Geschäftsfrauen gibt es ja wirklich nicht allzu häufig. Und es stimmt: In manchen Momenten habe ich schon das Gefühl, dass mir die Verantwortung über den Kopf wächst. Aber … ich habe mir das alles nicht ausgesucht! Ich wäre auch als Ehefrau und Mutter glücklich geworden. Nur trifft auf mein Leben scheinbar immer noch der alte Spruch zu: Der Mensch denkt, und Gott lenkt.«
    Â»Das mag sein, aber heißt es nicht auch: Jeder ist seines Glückes Schmied?« In seinem Blick lag so viel Gefühl, dass es Rosanna ganz

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