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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem artigen Nicken, trat an ihm vorbei und gelangte in einen weitläufigen, anders als der Rest des Gebäudes nur schwach erhellten Raum, der von einem überdimensionalen Kamin und einem nicht minder riesigen Schreibtisch beherrscht wurde. Ein durchdringender Geruch nach Tabakqualm lag in der Luft, und die Wände wurden fast zur Gänze von – allerdings nahezu leeren – Bücherregalen beherrscht. An dem wuchtigen Schreibtisch saßen drei Männer, von denen zwei bei ihrem Eintreten höflich aufstanden – Abberline und zu Basts nicht geringer Überraschung kein anderer als Jacob Maistowe –, während der dritte, ein Herr mittleren Alters mit einem Schopf dunklen Haares und weißem Schnauz- und Backenbart, gekleidet in einen hoch geknöpften Anzug mit Stehkragen, ungerührt sitzen blieb und sie kühl, aber sehr aufmerksam musterte, während er an einer silbernen Zigarettenspitze sog.
    »Miss Bast!« Abberline trat ihr entgegen. »Sie sind …«
    »… zu spät, ich weiß«, unterbrach ihn Bast. »Es tut mir leid. Ich fürchte, ich habe den Weg wohl doch ein wenig unterschätzt.«
    »Ich bin es, der sich entschuldigen muss«, widersprach Abberline. »Ich habe Sie nach Whitehall bestellt und zu spät begriffen, dass das nur für mich dasselbe ist wie Scotland Yard. Das war unverzeihlich. Ich bin zurückgekommen, um dieses Missverständnis aufzuklären, aber da waren Sie leider Gottes schon unterwegs.«
    »Ich habe die Gelegenheit genutzt, um mir London anzusehen«, antwortete Bast. »Was man an einem halben Tag davon sehen kann, heißt das.«
    »Es gibt Menschen, die ihr halbes Leben in London verbringen und es noch nicht kennen«, sagte Abberline lächelnd. Er zog einen Stuhl zurück und deutete auf den Weißhaarigen hinter dem Schreibtisch, dessen Blick Bast die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte. »Wenn ich vorstellen darf: Mr James Monro, Leiter der Spezialabteilung. Mr Monro – Miss Bast.«
    Monro? Bast hatte das Gefühl, dass ihr dieser Name etwas sagen sollte, aber der Gedanke entschlüpfte ihr, bevor sie ihn richtig zu fassen bekam. Monro nickte, immer noch schweigend, legte aber zumindest seine Zigarettenspitze aus der Hand und bedeutete Bast mit einer wortlosen Geste, Platz zu nehmen. Sein scharfer Blick war ihr auf Anhieb unsympathisch.
    »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen, Kapitän«, wandte sich Bast an Maistowe, nachdem sie Platz genommen und sich auch Abberline und Maistowe wieder gesetzt hatten. »Was genau haben Sie mit dieser Angelegenheit zu tun?«
    »Dasselbe wie Sie, Verehrteste«, antwortete Maistowe. »Nichts. Aber nachdem Frederick zurückkam und mir gebeichtet hat, Sie versehentlich auf eine kleine Odyssee geschickt zu haben, habe ich darauf bestanden, ihn zu begleiten und Sie nötigenfalls zu suchen.«
    »So schnell gehe ich nicht verloren, keine Sorge«, antwortete Bast lächelnd. Sie spürte, dass er log. Oder ihr zumindest etwas verschwieg.
    »Ich habe Inspektor Abberline gebeten, Kapitän Maistowe zu diesem Gespräch mitzubringen«, sagte Monro ruhig. Er hatte eine überraschend kraftvolle und zugleich sanfte Stimme, fand Bast. Aber auch sie machte ihr diesen Mann nicht wirklich sympathischer. Nun ja, zumindest schien er nicht viel von Smalltalk zu halten.
    »Darf ich fragen, warum?«, gab sie ebenso offen zurück.
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich Sie hierher gebeten habe, gnädige Frau«, antwortete er. »Ich habe mir vom Hafenmeister die Papiere der Lady of the Mist kommen lassen und seine Angaben überprüft. Das Schiff ist tatsächlich erst vor drei Tagen in England angekommen, und die Papiere bestätigen seine Abfuhr in Kairo acht Tage zuvor. Sie sind dort an Bord gegangen?«
    »Wie Sie zweifellos ebenfalls überprüft haben«, antwortete Bast kühl. »Darf ich fragen, warum Sie mein Alibi überprüfen, Mr Monro?«
    »Das geht nicht gegen Sie persönlich«, versicherte Abberline hastig. Die Situation war ihm sichtlich peinlich. »Es ist reine Routine. Mr Monros Abteilung berät uns im Fall der so genannten Ripper-Morde.«
    »Nachdem Sie mit Ihren Ermittlungen nicht weitergekommen sind, vermute ich«, meinte Bast.
    Abberline wurde blass, und Monro machte sich nun nicht einmal mehr die Mühe, Freundlichkeit zu heucheln. Er griff wieder nach seiner Zigarettenspitze und nahm einen tiefen Zug, atmete den Rauch aber nicht wirklich ein. »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung für Sie, Miss Bast«, sagte er. »Es ist so, wie Inspektor Abberline sagt: Ein solches

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