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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Knien über die schmierigen Bretter und suchte seine Schneidezähne, aber mittlerweile scharten sich mehr und mehr Männer hinter ihr zusammen. Mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr, und mehr als einer hielt ein Messer oder eine andere Waffe in der Hand. Bast hatte ihr Schwert, und sie war noch immer unbeschreiblich wütend und ganz gewiss nicht feige. Aber sie war keine Selbstmörderin. Sie hätte sich sogar zugetraut, mit diesem Dutzend Raufbolden fertig zu werden – aber da war immer noch Isis.
    »Gut, dass du vernünftig bist«, sagte Isis, als sie sah, wie die Entschlossenheit in ihrem Blick ins Wanken geriet. »Ich habe eine Menge Freunde hier, weißt du? Und ich würde es wirklich nicht gerne sehen, wenn ihnen etwas zustieße.«
    Sie wartete vergeblich darauf, dass Bast irgendwie auf diesen lahmen Scherz reagierte, und wandte sich schließlich mit erhobener Stimme an die Umstehenden. »Es ist alles in Ordnung. Nur ein Missverständnis. Das ist eine gute alte Freundin von mir.« Sie blinzelte Bast zu. »Ich hoffe doch, du nimmst mir das alles nicht übel.« Bast starrte sie an, aber Isis’ Worte erzielten auch Wirkung: Die Männer wandten sich rasch wieder um und gingen zu ihren Tischen zurück, wie sie aufgesprungen waren. Gewalttätigkeiten schienen hier nichts Besonderes zu sein.
    »Komm«, sagte Isis. »Setzen wir uns und trinken etwas. Dabei redet es sich besser.«
    »Ich will nichts trinken«, sagte Bast eisig. »Ich will wissen, wo er sich verkrochen hat!«
    »Dann setz dich eben einfach so zu mir«, sagte Isis. »Wir erregen Aufsehen. Das willst du doch nicht, oder?«
    Sie wartete Basts Antwort nicht ab, sondern ging zu einem Tisch ganz in der Nähe, und Bast folgte ihr widerwillig. Die beiden Männer, die bisher offensichtlich zusammen mit ihr daran gesessen hatten, standen auf und zogen sich hastig zurück, als Bast näher kam.
    Sie nahm widerstrebend Platz. Isis hob – wahrscheinlich aus keinem anderen Grund, als sie zu ärgern – ihren Krug und machte ein fragendes Gesicht, und Bast musste sich mit aller Gewalt beherrschen, um es bei einem bloßen wütenden Kopfschütteln zu belassen.
    »Wie du willst.« Isis prostete ihr zu, nahm einen gewaltigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von der Oberlippe.
    »Warum tust du dir das an?«, fragte Bast. »Das ist widerlich, und Alkohol wirkt nicht auf uns.«
    »Vielleicht weil es mir schmeckt?«, sagte Isis.
    »Kaum.«
    »Dann vielleicht, um mich anzupassen. Hier erwartet man von einer Dame, dass sie einen guten Tropfen zu schätzen weiß.« Sie nahm einen weiteren Schluck, bevor sie den Krug mit einem Knall auf den Tisch zurückstellte und Bast nachdenklich ansah.
    »Du willst also wissen, wo Horus ist. Warum?«
    »Um ihn zu töten«, antwortete Bast.
    »Ihn töten?« Isis sah sie ungläubig an, aber ihr Lächeln erstarb zusehends. »Du meinst das ernst, habe ich recht?«
    »Ich habe noch nie zuvor irgendetwas so ernst gemeint«, antwortete Bast. »Wirst du mir sagen, wo er ist?«
    »Und wenn ich es nicht tue?«, fragte Isis. »Tötest du mich dann auch?«
    »Nein«, antwortete Bast. »Aber wie war das gestern: Ich würde nicht zögern, dir sehr wehzutun.«
    Isis sah sie durchdringend an.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, das würdest du tun … Du willst ihn wirklich töten? Du willst das älteste Gesetz brechen und einen von uns töten, ganz bewusst?«
    »Ja«, sagte Bast.
    »Warum?«
    Eigentlich wollte Bast nicht darauf antworten. Sie hatte Angst, dass die Worte den Schmerz wecken könnten, auf den sie bisher vergeblich gewartet hatte. Sie verspürte noch immer nichts als diese schreckliche Kälte und Entschlossenheit. Schließlich antwortete sie doch. »Er hat jemanden ermordet.«
    »Das habe ich auch schon«, sagte Isis. »Du übrigens auch.«
    »Jemand, der mir nahegestanden hat.«
    »Dieses Mädchen?« Sie wirkte ehrlich überrascht. »Marie-Jeanette? Aber du hast sie doch kaum gekannt, eigentlich gar nicht.«
    »Nicht sie«, antwortete Bast. »Jemand anderen. Es geht dich nichts an, wen. Wo ist er?«
    »Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich es nicht weiß«, antwortete Isis.
    »Und ich habe dir gestern schon nicht geglaubt.«
    Isis seufzte. »Du bist verrückt, wenn du glaubst, dass ich dir helfe, dich selbst umzubringen«, sagte Isis ernst. »Horus wird dich töten, wenn …«
    »Das ist mein Problem. Ich werde schon mit ihm fertig.«
    »Nicht allein,« antwortete Isis überzeugt.
    »Wer sagt, dass ich

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