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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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befanden, war fensterlos und so schmal, dass sie die Wände auf beiden Seiten mühelos mit den ausgestreckten Armen hatte berühren können. Das einzige Licht, das es überhaupt gab, stammte von einer Anzahl schwacher Gaslampen, die in viel zu großen Abständen brannten. Die Wände bestanden aus unverputztem Ziegelstein, und es roch schlecht. Weder sie noch Mrs Walsh verloren auch nur ein einziges Wort darüber, doch Renouf wusste anscheinend, wie diese Umgebung auf Fremde wirkte.
    »Es sind nur ein paar Schritte«, sagte er in entschuldigendem Tonfall. »Ich muss mich für die Unbequemlichkeit entschuldigen. Aber wie überall ist auch bei uns das Geld knapp. Unsere Mittel reichen gerade, um die Teile des Museums instand zu halten, die dem Publikum zugänglich sind.«
    »Und für die Bequemlichkeit des Personals bleibt da nicht viel übrig«, vermutete Mrs Walsh. Sie seufzte. »Kein Wunder, dass der Wärter so unfreundlich war.«
    »Henry und unfreundlich?«, fragte Renouf. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber ich werde mit ihm reden, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt.«
    »Das wird sicher nicht nötig sein«, sagte Bast rasch. »Sie möchten Mrs Walsh doch nicht in Verlegenheit bringen, indem Sie dem armen Burschen ihretwegen einen Verweis erteilen, oder?«
    Mrs Walsh sah nicht so aus, als würde ihr Haar deswegen noch mehr ergrauen, und Bast fuhr rasch fort: »Wo sind wir hier? Zwischen den großen Sälen?«
    »Ja.« Renouf wirkte ein bisschen überrascht. »Die Wände sind nicht massiv, sondern dienen als Versorgungsgänge.«
    »Um die Besucher zu bespitzeln oder das Personal?«, erkundigte sich Mrs Walsh spitz.
    »Glauben Sie mir, Gnädigste, bei manchen der Besucher, die hier tagtäglich ein- und ausgehen, wäre es vermutlich besser, sie auf Schritt und Tritt im Auge zu behalten. Aber wir benutzen diese Gänge, um schneller von Saal zu Saal zu gelangen und gewisse Dinge zu transportieren, ohne den Museumsbetrieb zu stören. So, da wären wir.«
    »Oh«, machte Mrs Walsh.
    Der Gang endete nicht vor einer Wand oder einer weiteren Tür, sondern mündete in einer eisernen Wendeltreppe, deren Stufen in halsbrecherischem Winkel in die Tiefe führten. Auch unter ihnen schimmerte bleiches Gaslicht, aber es kam Bast so verschwommen und weit vor, als dränge es aus der Tiefe eines leblosen Ozeans empor.
    »Sie machen sich wirklich keine Sorgen um die Bequemlichkeit Ihres Personals, wie?«, fragte Mrs Walsh.
    »Es sind nur wenige Stufen, und es sieht schlimmer aus, als es ist«, antwortete Renouf. »Aber ich kann verstehen, wenn es Ihnen zu mühsam ist. Wenn Sie es wünschen, bringe ich Sie zurück in die Halle, und Ihre Begleiterin und ich gehen allein.«
    »Ha!«, machte Mrs Walsh, warf ihm einen geradezu vernichtenden Blick zu und begann stolz erhobenen Hauptes die Treppe hinunterzugehen. Die betagte Konstruktion ächzte unter Mrs Walshs Gewicht, und die Dunkelheit dort unten erfüllte Bast mit immer größerem Unbehagen, obwohl ihre Sinne ihr sagten, dass dort keine Gefahr auf sie lauerte. Aber noch viel weniger gefiel ihr der Gedanke, dass Renouf ganz offensichtlich daran gelegen war, Mrs Walsh zurückzulassen. Sie fragte sich, warum.
    Sie richtete diese Frage auch an ihn, lautlos und auf eine Weise, auf die er ihr die Antwort nicht verweigern konnte … aber sie bekam sie trotzdem nicht.
    Renouf hatte anscheinend nichts zu verbergen und führte nichts im Schilde. Er war allenfalls ein wenig verstimmt über Mrs Walshs Begleitung, weil sie ihn seiner Meinung nach daran hinderte, ein wenig mit ihr zu schäkern. Wenn er Geheimnisse hatte, dann waren sie so tief in ihm verborgen, dass nicht einmal sie sie entdecken konnte.
    Dicht hinter Mrs Walsh eilte sie die Metallstufen hinab und wartete ungeduldig, bis sich auch Renouf zu ihnen gesellt hatte.
    »Dort entlang.« Renouf wedelte in die Tiefe des Ganges hinein, der sich in seiner Breite von dem oben unterschied, aber ebenso schmucklos und schlecht beleuchtet war wie der oben. »Gleich die dritte Tür auf der rechten Seite.«
    Mrs Walsh sah sich demonstrativ schaudernd um. »Was ist das hier?«
    »Nun, unser Keller, gnädige Frau«, antwortete Renouf, während er bereits losging. »Alles, was man auch in jedem anderen Keller finden würde – die Heizung, Wasserrohre und Brennstoff und allerlei nutzlosen Kram, den man langst hätte wegwerfen sollen, von dem man sich aber einfach nicht trennen kann … wie in jedem anderen Keller auch; nur ein wenig

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