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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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suchen?«
    »Miss Preussler«, antwortete Mogens betont, »wird nicht lange bleiben, Jonathan, mach dir keine Sorgen. Miss Preussler ist nur gekommen, um mir einen kurzen Höflichkeitsbesuch abzustatten.«
    »Ein Wort, das Ihnen anscheinend nicht sehr geläufig ist«, fügte Miss Preussler mit einem zuckersüßen Lächeln hinzu, während sie unbeirrt fortfuhr, den Tisch aufzuräumen. »Ein Gentleman hätte sich zuerst nach dem Befinden einer Dame erkundigt, bevor er sich über deren Anwesenheit beschwert.«
    Graves sah aus, als träfe ihn im nächsten Augenblick der Schlag. Die Blicke, mit denen er abwechselnd Mogens und Miss Preussler maß, sprühten vor Mordlust. Aber er sprach nichts von alledem aus, was Mogens in seinen Augen las, sondern zwang sich zu einem abgehackten Nicken. »Bitte verzeihen Sie, Miss Preussler«, sagte er steif. »Ich war nur …« Er hob die Schultern. »Normalerweise ist es Außenstehenden nicht gestattet, sich auf dem Gelände aufzuhalten. Unsere Arbeit hier ist streng vertraulich. Aber in Ihrem Fall mache ich natürlich gern eine Ausnahme.« Er wandte sich direkt an Mogens. »Hyams, Mercer und McClure sind gerade abgefahren.«
    »Ich habe es gesehen«, antwortete Mogens kühl. »Sagten sie nicht etwas von einer Stunde?«
    »Offensichtlich haben sie es sich anders überlegt.«
    »Das ist bedauerlich.« Mogens deutete auf seine erst halb gepackten Koffer. »Ich hatte gehofft, zusammen mit ihnen nach San Francisco fahren zu können. Jetzt muss ich Tom bitten, Miss Preussler und mich mit einem der Lastwagen in die Stadt zu bringen. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Im Prinzip nicht«, antwortete Graves ungerührt. »Unglückseligerweise ist Tom vor einer halben Stunde weggefahren, und ich fürchte, dass er wohl kaum vor Sonnenuntergang zurück sein wird. Und ich selbst habe noch nie ein solches Vehikel gefahren und traue es mir offen gestanden in derart schwierigem Gelände auch nicht zu.« Er lächelte flüchtig in Miss Preusslers Richtung. »Ich würde unsere kurze Bekanntschaft nur äußerst ungern damit beenden, uns alle in den Straßengraben zu befördern.«
    »Soll das heißen, dass wir erst heute Abend von hier weg können?«, fragte Mogens.
    Graves nickte. »Es sei denn, du möchtest mit all deinem Gepäck zu Fuß die drei Meilen in die Stadt gehen«, sagte er.
    »Gibt es dort ein Gasthaus?«, wollte Miss Preussler wissen.
    Graves nickte, ließ aber praktisch sofort ein Kopfschütteln folgen. »Schon, aber das ist wirklich kein Etablissement, das ich einer Dame empfehlen kann. Warum bleiben Sie nicht einfach hier?«
    »Hier?«
    »Warum nicht?«, erwiderte Graves. Er hatte seine Selbstbeherrschung jetzt endgültig zurückerlangt. »Wir haben genug Platz, jetzt, wo Doktor Hyams und die anderen abgereist sind. Morgen früh kann Tom Professor VanAndt und Sie dann direkt nach San Francisco bringen.« Er lächelte. »Und ich bekomme die Gelegenheit, Sie und den Professor zum Abendessen einzuladen, um mich auf diese Weise für mein unmögliches Benehmen zu entschuldigen.«

Miss Preussler hatte ihn gebeten, noch einmal nach draußen zu gehen und nach Cleopatra zu sehen, was Mogens auch gern getan hatte – allerdings ohne Erfolg. Er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet: Niemand fand eine Katze, wenn diese sich nicht finden lassen wollte , und Cleopatra wollte es ganz offensichtlich nicht.
    Mogens suchte auch nicht wirklich nach ihr, aber er nahm diesen Vorwand dankend an, um auf die andere Seite des Lagers zu gehen und sich die dort abgestellten Automobile anzusehen. Wenn ein siebzehnjähriger Junge vom Land einen solchen Wagen fahren konnte, dann sollte es ihm im Grunde doch auch gelingen.
    Sein Mut sank jedoch, nachdem er auch nur einen Blick ins Führerhaus des ersten Pritschenwagens geworfen hatte. Abgesehen von dem übergroßen Lenkrad, das in Mogens’ Augen die Dimensionen eines Schiffssteuers hatte, konnte er keine Ähnlichkeit mit dem Ford erkennen, in dem Tom ihn hergebracht hatte. Es gab gleich zwei Ganghebel, und auch die Pedale schienen anders angeordnet zu sein. Mogens konnte nicht einmal erkennen, wie dieses Fahrzeug gestartet wurde, und er war jetzt nicht mehr ganz so sicher wie noch vor einer Minute, dass Graves’ Ablehnung, sie zu fahren, nur pure Unhöflichkeit gewesen war. Vermutlich bestand für einen unkundigen Fahrer tatsächlich die Gefahr, mit einem solchen Monstrum im Straßengraben zu landen. Dennoch besah er sich auch noch den zweiten Wagen, allerdings

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