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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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benommen.«
    »Nun, der Professor und ich waren … ein wenig befremdet«, räumte Miss Preussler ein.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Graves. »Bitte halten Sie es jetzt nicht für eine billige Ausrede, die mir gerade zupass kommt, aber auch das hat mit jenem unglückseligen Missgeschick zu tun, das mir damals zustieß.«
    »Dass du dich wie ein Tier benimmst?«, fragte Mogens gerade heraus. Miss Preussler warf ihm einen erschrockenen Blick zu, aber Graves sog nur an seiner Zigarette und nickte.
    »Ich fürchte«, sagte er, »es war meine Schuld. Seit damals … bin ich unter gewissen Bedingungen nicht mehr sehr leistungsfähig. Manchmal verliere ich geradezu die Kontrolle über mich selbst. Ich war müde und erschöpft von der langen Fahrt, und ich war hungrig und darüber hinaus nervös, weil ich nicht wusste, wie du reagieren würdest, Mogens. Wie gesagt, es war mein Fehler. Aber mir brannte die Zeit unter den Nägeln, wie man so schön sagt.« Er atmete hörbar aus. »So, es war mir wichtig, diesen Punkt zu klären.«
    »Dennoch werde ich diesen Ort morgen früh verlassen, Jonathan«, sagte Mogens. Graves’ Erklärung machte ihn zornig, und das umso mehr, weil sie verlockend überzeugend schien. »Gib dir keine Mühe.«
    »Schon gut«, antwortete Graves. »Ich weiß, wann ich verloren habe.«
    »Aber was ist das denn für eine ominöse Arbeit, dass Sie sich darüber so entzweit haben?«, fragte Miss Preussler.
    Für einen winzigen Moment glaubte Mogens, ein triumphierendes Aufblitzen in Graves’ Augen zu sehen, aber es ging zu schnell, als dass er sicher sein konnte, und im nächsten Moment schon hatte Graves sich wieder unter Kontrolle. »Unsere Arbeit hier interessiert Sie?«, fragte er.
    »Nur wenn es Ihnen nichts ausmacht«, antwortete Miss Preussler. »Professor VanAndt hat mir erklärt, dass Sie ungern über Ihre Arbeit reden.«
    Diesmal war Mogens sicher, dass ihm Graves einen raschen, aber eindeutig triumphierenden Blick zuwarf, nicht etwa, weil er sich nie perfekt unter Kontrolle gehabt hätte, sondern weil er wollte , dass Mogens diesen Blick sah. »Das stimmt«, sagte er. »Ich wollte bis jetzt nicht, dass jemand erfährt, was wir hier gefunden haben. Und das war ein Fehler.«
    »Wie?«, entfuhr es Mogens.
    »Du hast Recht, Mogens«, sagte Graves. »Ich war so sehr von dem Gedanken besessen, der ganzen Welt in einem triumphalen Moment unsere Entdeckung zu präsentieren, dass ich wohl den Blick für die Realität verloren habe. Es tut mir Leid.« Er drehte sich zu Miss Preussler um. »Falls es Sie interessiert, Miss Preussler, wäre es mir eine Freude, Ihnen unsere Entdeckung zu zeigen.«
    Nicht nur Miss Preussler war überrascht. Mogens starrte Graves regelrecht schockiert an, und für einen Moment verschlug es ihm – wortwörtlich – den Atem. Das triumphierende Funkeln war noch immer in Graves’ Blick, tief verborgen am Grunde seiner Augen und unsichtbar für Miss Preussler, aber nicht für ihn. Ganz und gar nicht für ihn. Er war Graves in die Falle getappt. Und er wusste noch nicht einmal jetzt, als er sie fast zuschnappen zu hören meinte, wie sie wirklich aussah.
    »Meinen Sie … das ernst?«, fragte Miss Preussler ungläubig. Sie warf einen hilflosen Blick in Mogens’ Gesicht, doch Mogens ging nicht darauf ein.
    Graves dafür umso mehr. »Selbstverständlich«, antwortete er. »Professor VanAndt hat mich überzeugt, auch wenn ich ihm ansehe, dass es ihm selbst noch schwer fällt, das zu glauben. Was nutzt es schon, den kostbarsten Schatz der Weltsein Eigen zu nennen, wenn niemand da ist, mit dem man ihn teilen könnte?«
    »Du willst Miss Preussler … zeigen , was wir gefunden haben?«, vergewisserte sich Mogens.
    »Ja«, antwortete Graves. »Wenn sie möchte, gleich jetzt.«
    »Jetzt?«, wiederholte Mogens ungläubig.
    »Warum nicht?«, wollte Graves wissen. »Tom hat die Trümmer beiseite geräumt. Das Licht funktioniert einwandfrei, und die Schäden waren nicht so schlimm, wie es im ersten Moment den Anschein gehabt hat.« Er machte eine auffordernde Geste zur Tür. »Wenn Sie es wünschen, können wir gleich gehen, Miss Preussler. Es ist noch nicht so spät, und Sie sind sicher begierig darauf zu erfahren, was wir entdeckt haben.«
    »Vielleicht … hat das ja noch Zeit bis morgen«, sagte Miss Preussler stockend. Sie sah verwirrt aus und auf eine Weise hilflos, dass sie Mogens nicht nur aufrichtig Leid tat, sondern sein Zorn auf Graves auch schlagartig wuchs.
    »Ganz

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