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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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immer wieder hochschrak.
    Das letzte Mal erwachte er nicht von selbst, sondern weil jemand neben seinem Bett stand. Mogens fuhr erschrocken hoch und blinzelte die massige Gestalt für die Dauer von zwei oder drei angsterfüllten Herzschlägen benommen an, bevor er sich weit genug aus den Klauen des Albtraums befreien konnte, den er gerade noch durchlitten hatte, um sie zu erkennen .
    In gewissem Sinne zumindest war das, was er sah, selbst ein Bild wie aus einem Albtraum. Miss Preussler stand, in einen dunkelroten Morgenmantel gehüllt, der ganz eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hatte, neben seinem Bett und hielt eine brennende Kerze in der Rechten. Mit der anderen Hand hielt sie ihren Morgenrock über der Brust zusammen, aber Mogens konnte nicht entscheiden, ob sie nun befürchtete, jemandem einen unschicklichen Einblick in ihre Kleider zu gewähren oder vielmehr Angst davor hatte, deren Inhalt könnte unkontrolliert herausquellen. Sie trug anscheinend keine Korsage, was zur Folge hatte, dass ihr ohnehin nicht gerade elfenhafter Körper in alle Richtungen auseinander zu fließen schien. Ihr Haar hing wirr und strähnig herab, das Gesicht wirkte teigig und ein wenig verquollen, und auch mit ihren Zähnen stimmte etwas nicht. Als sie den Mund öffnete, um zu reden, sah Mogens, dass etliche davon fehlten.
    »Miss Preussler«, murmelte er, während er sich, noch immer ein wenig schlaftrunken, aufsetzte.
    »Ich … äh … bitte, verzeihen Sie die Störung zu dieser unmöglichen Stunde«, sagte Miss Preussler zögernd. Es war ihr sichtbar peinlich, mitten in der Nacht – und noch dazu in diesem Aufzug! – vor ihm zu erscheinen. »Aber ich kann Cleopatra nicht finden.«
    »Cleopatra?«
    »Meine Katze, Professor.«
    »Ich weiß, wer Cleopatra ist, Miss Preussler«, erwiderte Mogens ruhig.
    »Ich … ich kann sie nicht finden, Professor«, sagte Miss Preussler. »Sie ist fort.«
    Immer noch ein wenig benommen, setzte er sich vollends auf und angelte umständlich nach seiner Weste, um einen Blick auf das Ziffernblatt der Taschenuhr zu werfen. So unruhig er geschlafen hatte, ebenso schwer fiel es ihm, wirklich aufzuwachen. Er starrte mehrere Sekunden lang auf das Zifferblatt, das unter dem verschnörkelten Deckel zum Vorschein kam, bevor er die Uhrzeit erkannte: Es war ein gutes Stück nach Mitternacht. »Fort«, wiederholte er müde.
    Miss Preussler nickte ein paar Mal. Die Kerze in ihrer Hand zitterte stärker und erweckte Schatten und andere, finsterere Dinge zu scheinbarem Leben. »Sie war so unruhig, dass ich sie am Ende hinausgelassen habe. Aber sie ist nicht wieder gekommen. Ich habe länger als eine Stunde gewartet und immer wieder nach ihr gerufen, aber sie ist nicht zurückgekommen. Ich mache mir Sorgen, dass ihr etwas zugestoßen ist.«
    Mogens starrte weiter auf das Zifferblatt. Es fiel ihm immer noch schwer, so etwas wie Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Es fiel ihm auch schwer, weiterhin die Ruhe zu bewahren. Selbst halb benommen, wie er noch war, konnte ihm nicht entgehen, wie unangenehm Miss Preussler die Situation war – was nichts daran änderte, dass er sich im gleichen Maße mehr über sie ärgerte, in dem sich seine Gedanken klärten.
    »Miss Preussler«, sagte er mühsam beherrscht. »Cleopatra ist eine Katze, und Katzen sind vornehmlich nachtaktive Tiere. Ich glaube nicht, dass Sie sich allzu große Sorgen um sie machen sollten, nur weil sie ein wenig herumstreicht.«
    »Aber das hier ist eine vollkommen fremde Umgebung für Cleopatra, und so lange ist sie noch nie weggeblieben«, antwortete Miss Preussler. »Sie kommt normalerweise immer, wenn ich sie rufe!«
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt tun, Miss Preussler?«, fragte er.
    »Ich dachte, Sie … Sie könnten vielleicht … Tom«, begann Miss Preussler. »Vorhin ist sie doch auch bei ihm gewesen, und … und ich weiß ja noch nicht einmal, wo ich ihnfinde, und außerdem kann ich doch nicht zu ihm gehen, mitten in der Nacht und … und so wie ich bin.«
    Mogens klappte den Uhrdeckel zu und sah demonstrativ zu Miss Preussler hoch. Nein, dachte er, das konnte man dem armen Jungen wirklich nicht antun. »Also gut«, seufzte er. »Ich werde zu Tom hinübergehen und ihn fragen, ob er Cleopatra gesehen hat.«
    Miss Preussler strahlte. »Das ist wirklich zu freundlich von Ihnen, Professor.« Sie schien darauf zu warten, dass er aufsprang und unverzüglich aus dem Haus stürmte, aber Mogens rührte sich nicht, sondern sah nur

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