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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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raschelte. Mogens blieb stehen und erkannte einen verschwommenen länglichen Umriss, der mit einer schwarzen Plane abgedeckt war. Behutsam ließ er sich in die Hocke sinken und streckte die Hand aus, um das Tuch beiseite zu schlagen.
    Im nächsten Moment prallte er mit einer so entsetzten Bewegung zurück, dass er das Gleichgewicht verlor und rücklings zu Boden fiel. Sein Hinterkopf schrammte an einem Stein entlang, und der dumpfe Schmerz war so heftig, dass ihm für einen Moment übel wurde. Er lief nicht Gefahr, das Bewusstsein zu verlieren, aber für endlose Sekunden drehte sich die Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern so heftig um sich selbst, dass er es nicht wagte, auch nur die Augen zu öffnen, aus Angst, sich auf der Stelle übergeben zumüssen. Und noch länger dauerte es, bis er die Kraft fand, sich aufzurappeln und erneut dem schrecklichen Anblick zu stellen, den die schwarzen Segeltuchplane bisher barmherzig verborgen hatte.
    Es waren zwei bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Körper. Mogens nahm an, dass es sich um Mercer und McClure handelte, aber das konnte er nur noch raten, und er hätte auch nicht sagen können, wer nun wer war. Die Flammen hatten ihnen die Kleider vom Leib gebrannt, Haare und Augenbrauen verzehrt und jedwedes Vertraute aus ihren Zügen getilgt. Sie schienen deutlich kleiner geworden zu sein, als hätte die ungeheure Hitze, die ihre Haut geschwärzt und ihre Glieder im Tode sich hatte zusammenziehen lassen, sie gleichsam schrumpfen lassen. Nicht einmal mehr der Unterschied zwischen dem fast asketischen McClure und Mercers beleibter Erscheinung war noch wirklich zu erkennen, zumindest nicht auf den ersten Blick, als hätte das Feuer sein Fett einfach wegschmelzen lassen wie Butter in einer zu heißen Pfanne.
    Obwohl dieser Anblick vielleicht das Schrecklichste war, das Mogens jemals gesehen hatte, zwang er seinen rebellierenden Magen gewaltsam zur Ruhe und hielt ihm so lange stand, wie er nur konnte, und sei es nur, um ihm auf diese Weise wenigstens den schlimmsten Schrecken zu nehmen. Ein Teil seines Verstandes reagierte empört auf die Erkenntnis, dass Wilson die Leichen der beiden Wissenschaftler einfach hier liegen gelassen hatte, als wären auch sie nichts mehr als zwei weitere Trümmerstücke, aber zugleich erinnerte er sich auch zu gut daran, wie schwer es ihm gefallen war, den schlüpfrigen Abhang hinunterzusteigen. Bei der Heftigkeit des Unwetters, das am Nachmittag hier getobt hatte, musste es vollkommen unmöglich gewesen sein, die beiden Toten den Hang hinaufzuschaffen. Wilson oder seine Leute hatten sie hier hingelegt und zugedeckt, um sie am nächsten Tag abzutransportieren, ohne dabei Leib und Leben zu riskieren.
    Aber es waren nur zwei Leichen. Wo war Hyams?
    Bevor er sich erhob, zog er die Plane wieder an Ort und Stelle, dann drehte er sich langsam einmal um sich selbst undversuchte dem Durcheinander aus Schatten und verschwommenen grauen Umrissen irgendeinen Sinn abzugewinnen. Er versuchte sich vorzustellen, wie es vorhin hier ausgesehen haben mochte, nicht nur bei einer Dunkelheit, die fast ebenso tief gewesen war wie jetzt, sondern auch bei strömendem Regen und inmitten eines heulenden Gewittersturms. Vermutlich hatten Wilson und seine Leute die berühmte Hand vor Augen nicht mehr gesehen. Aber Mogens hielt Wilson – obwohl er ihn kaum kannte – für einen sehr gewissenhaften Mann, der zumindest die nähere Umgebung des Wagens sorgsam abgesucht haben würde – auch wenn er gar nicht hatte wissen können, dass noch eine dritte Person im Wagen gesessen hatte. Er konnte es sich also sparen, die unmittelbare Nähe in Augenschein zu nehmen.
    Aber genau das war das Problem. Der Wagen war auf einem relativ ebenen Flecken zum Liegen gekommen, der von Trümmerstücken und einem Gewirr scharfkantiger Felsen begrenzt wurde. Einige davon waren kaum größer als Hundehütten, andere halb so hoch wie ein Haus, ausnahmslos aber waren sie scharfkantig und gefährlich. Selbst wenn Hyams aus dem Wagen geschleudert worden war, bevor dieser in Flammen aufging, hatte sie keine Überlebenschance gehabt, wenn sie in diese Felsen gestürzt war.
    Dennoch ließ sich Mogens nicht davon abhalten, zwischen den kreuz und quer daliegenden Findlingen umherzuklettern und den Boden abzusuchen. Auch wenn ihm sein Verstand sagte, dass niemand einen Sturz zwischen diese Felsen überleben konnte, so war er doch zugleich sicherer denn je, sich das Stöhnen und Flehen nicht nur

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