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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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er.
    Als er Mogens’ Schrei hörte, blieb er mitten im Schritt stehen, was zur Folge hatte, dass er endgültig unter seiner Last zu straucheln drohte, und auch Graves drehte sich zu ihm um und zog fragend die Augenbrauen hoch. Mogens ignorierte seinen verwirrten Blick jedoch und eilte zu Tom hin, um ihn aufzufangen.
    Er kam gerade noch rechtzeitig, um die schlimmste Katastrophe zu verhindern. Tom kämpfte tapfer mit seiner Last, aber einmal aus dem Gleichgewicht gekommen, hatte er keine Chance. Er kippte hilflos nach vorn und zugleich zur Seite und wäre unweigerlich gestürzt, hätte Mogens ihn nicht in letzten Augenblick erreicht und mit beiden Händen beherzt zugegriffen. Wenigstens versuchte er es.
    Die Kiste war so schwer, dass Mogens unter ihrem Gewicht ebenfalls ins Straucheln geriet und im nächsten Augenblick in die Knie sank. Die schwere hölzerne Kiste entglitt seinen Händen vollends und polterte zu Boden, als auch Tom den Kampf gegen die Schwerkraft endgültig verlor und losließ. Immerhin gelang es ihnen auf diese Weise, den mehr als mannsgroßen Kasten zwar hart, aber doch einigermaßen unbeschädigt auf den Boden gleiten zu lassen.
    »Verdammt, passt doch auf!« Graves war mit zwei schnellen Schritten heran und schwenkte seine Lampe hin und her, um die Kiste besorgt zu begutachten. »Ist etwas passiert?«
    »Mir nicht«, antwortete Mogens ärgerlich, »und deiner wertvollen Kiste offensichtlich auch nicht.«
    Er stemmte sich ächzend wieder in die Höhe und warf gleichzeitig einen raschen, besorgten Blick auf Tom hinab. Der Junge beantwortete ihn mit einem raschen Kopfschütteln und einem flüchtigen Lächeln, das aber kaum so lange Bestand hatte, wie es brauchte, um überhaupt zu entstehen. Dann sah er Graves an, und ein Ausdruck nur noch mühsam unterdrückter Furcht ergriff von seinem blassen Gesicht Besitz.
    »Das will ich hoffen«, knurrte Graves. Er stellte seine Lampe auf den Boden, ließ sich auf die Knie fallen und tastete mit zitternden Händen über das Holz. »Du hast ja keine Ahnung, wie wichtig diese Kisten sein könnten.«
    »Aber ich bin sicher, du wirst es mir gleich sagen, Jonathan«, antwortete Mogens spöttisch. Er wandte sich ganz zu Tom um. »Ist alles in Ordnung?«
    »Mir ist nichts passiert«, sagte Tom rasch. Mit einer ebenso raschen, fast anmutig erscheinenden Bewegung stand er endgültig auf und fuhr sich glättend über seine Kleider. Mogens fiel auf, dass seine Hose über dem rechten Knie zerrissen war, und darunter glaubte er Blut zu sehen. Aber er sagte nichts. Er war sicher, dass es Tom peinlich gewesen wäre.
    Überhaupt sah er den Jungen plötzlich mit anderen Augen als noch vor einer halben Stunde. Er hatte schließlich ameigenen Leib gespürt, wie schwer diese Kiste war. Es war ihm ein Rätsel, wie Tom es fertig gebracht hatte, sie allein durch den gesamten Tunnel zu schleppen. Wie es ihm gelungen war, dieses Monstrum die Leiter herunterzuschaffen, vermochte er sich nicht einmal vorzustellen.
    Graves hatte die äußerliche Inspektion mittlerweile beendet und robbte auf den Knien um die Kiste herum und beugte sich vor. Mogens hörte ein schweres, metallenes Schnappen. »Hilf mir mal!«, befahl Graves.
    Sein Ton gefiel Mogens nicht, aber diese sonderbare Kiste – und viel mehr noch Graves’ bemerkenswertes Verhalten – hatten seine Neugier geweckt. Weit langsamer und auch deutlich umständlicher, als es Graves augenscheinlich recht war, ging er um die Kiste herum und ließ sich neben ihm in die Hocke sinken. Aus der Nähe betrachtet wirkte die Kiste tatsächlich – Mogens erinnerte sich an das Gespräch, das Tom und er auf der Herfahrt geführt hatten – wie ein Sarg, wenn auch ein ungewöhnlich massiver Sarg. Er war deutlich über sechs Fuß lang und knappe zwei breit und schien aus massiven Eichenbohlen zu bestehen, die nicht genagelt oder verzapft, sondern sorgsam verschraubt und zusätzlich mit breiten Eisenbändern verstärkt waren. Das Schnappen, das Mogens gehört hatte, stammte von zwei wuchtigen Schnappschlössern, die von massiven Federn an Ort und Stelle gehalten wurden. Als Graves mit beiden Händen nach dem Deckel griff und Mogens mit einer Kopfbewegung dazu aufforderte, ihm zu helfen, spürte er, wie ungemein schwer er war. Das bizarre Gebilde musste mehrere Zentner wiegen.
    Sein Inneres bot einen beinahe noch absonderlicheren Anblick. Boden und Wände waren mit einem seltsamen Gewebe gepolstert, das eher an Metall als an Stoff erinnerte, und

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