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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ergiebiger als die erste. Zog er den Platz für Bett, Tisch und Stehpult ab, so reichte der verbleibende Raum kaum aus, um hier drinnen mehr als einen Besucher zu empfangen, ohne dabei Gefahr zu laufen, einen Anfall von Klaustrophobie zu erleiden. Tom hatte sein Gepäck hereingeschafft und die beiden Koffer ungeöffnet neben dem Bett abgestellt, was Mercer sicherlich als einen weiteren Beweis seiner Faulheit auslegen würde, während es für Mogens eher ein Beleg seiner Diskretion war.
    Mogens trat an das Stehpult, das Graves für ihn herbeigeschafft hatte, und klappte es auf. Das kleine Fach unter der schrägen Arbeitsplatte enthielt nichts außer einem Federhalter samt Tintenfass und einer ledernen Schreibmappe mit gut hundert Blatt blütenweißem Papier – aber was hatte er erwartet? Dass Graves ihm eine handschriftliche Notiz hinterlassen hatte, in dem er ihm sein großes Geheimnis offenbarte? Wohl kaum.
    Vielleicht war ja das Bücherregal ergiebiger. Mogens schätzte die Anzahl der Bände, die sich auf den roh gezimmerten Brettern reihten, auf weit mehr als zweihundert, und Graves hatte sie gewiss nicht herbeischaffen lassen, damit er sich des Abends die Zeit mit unterhaltsamer Lektüre vertreiben konnte. Zumindest würde ihm allein die Auswahl der Titel einen Hinweis auf den Grund seines Hierseins geben.
    Mogens machte einen Schritt auf das Regal zu und blieb dann wieder stehen. Das Licht war nicht sonderlich gut. Die Petroleumlampe und die flackernden Kerzen verbreiteten zwar eine anheimelnde Helligkeit, die jedoch kaum dazu geeignet schien, zu lesen. Statt weiterzugehen, sah er zu der elektrischen Lampe unter der Zimmerdecke hoch und folgte dem fingerdicken schwarzen Kabel mit Blicken bis zur Tür, wo es in einem schweren Drehschalter endete. Mogens ging hin und legte den Schalter um. Das Ergebnis war ein schweres Klacken, aber die Lampe blieb dunkel.
    Mogens versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis, und dann wider besseres Wissen auch noch ein drittes Mal. Die Lampe blieb dunkel. Anscheinend bekam sie keinen Strom.
    Das Licht hätte vermutlich ausgereicht, zumindest die Titel auf den Buchrücken zu entziffern, doch Mogens war nun einmal bei der Tür und er hatte Toms Worte nicht vergessen, wonach er ihn nur zu rufen bräuchte, wenn ihm irgendetwas fehlte. Vielleicht war das ja die Gelegenheit, noch einmal ein paar Worte mit Graves’ »Mädchen für alles« zu wechseln.
    Er verließ die Hütte und spielte kurz mit dem Gedanken, noch einmal zurückzugehen und seinen Mantel zu holen, denn der Wind, der ihm entgegenschlug, war unerwartet kühl, entschied sich aber dann dagegen. Bis zu den anderen Hütten waren es nur ein paar Schritte. Ein wenig kühle Luft würde ihn nicht umbringen. Rasch überquerte er den freien Platz, steuerte wahllos das nächstliegende Gebäude an und hob die Hand, um zu klopfen, ließ den Arm aber dann wieder sinken und sah sich stirnrunzelnd um. Er hatte ein Geräusch gehört, wusste aber im ersten Moment weder, aus welcherRichtung es kam, noch, was es zu bedeuten hatte. Aber es wirkte falsch, auf schwer in Worte zu kleidende Weise bedrohlich .
    Mit klopfendem Herzen sah sich Mogens um. Nachdem die Sonne untergegangen war, war es nahezu vollkommen dunkel geworden. Selbst seine eigene Hütte war nur noch als gedrungener schwarzer Schemen zu erkennen, obwohl sie kaum mehr als ein gutes Dutzend Schritte entfernt war. Die Finsternis dahinter war absolut. Mogens’ Verstand sagte ihm, dass sie wahrscheinlich nichts anderes als eben Dunkelheit enthielt, aber da war plötzlich noch eine andere Stimme in seinem Kopf, und diese Stimme erzählte von grässlichen Gestalten und unheimlichen Kreaturen, die lautlos durch die Nacht schlichen und ihn aus gierigen schwarzen Augen anstarrten.
    Es gelang Mogens mit einiger Anstrengung, diese unheimliche Vorstellung abzuschütteln, aber es blieb ein sonderbar belegtes Gefühl auf seiner Seele zurück. Die lauernden Schatten mochte er sich eingebildet haben, das raschelnde Geräusch ganz gewiss nicht. Irgendetwas war da, vielleicht ein Mensch, möglicherweise aber auch ein streunendes Tier, und das mochte alles sein von einer harmlosen Katze bis hin zu einem Luchs. Er sollte wirklich nicht hier herumstehen, sondern wieder in seine Unterkunft gehen oder sich bestenfalls auf die Suche nach Tom machen, um ihm mitzuteilen, dass da irgendetwas durch das Lager schlich.
    Mogens wollte seinen Vorsatz gerade in die Tat umsetzen, als sich das Geräusch

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