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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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innerlich schon vor Neugier.«
    Das entsprach der Wahrheit, sodass Mogens nur wortlos nickte, aber da war zugleich auch noch mehr. Es würde zweifellos noch lange dauern, bis sich sein Intellekt von der jähen Erkenntnis des Unmöglichen, mit dem er konfrontiert worden war, erholt hatte, aber zugleich begann auch das Gefühl der Unwirklichkeit, das ihn ergriffen hatte, immer stärker zu werden. Er folgte Graves widerspruchslos, aber es fiel ihm nach wie vor schwer, sich auf seine Erklärungen und Ausführungen zu konzentrieren. Vermutlich tat er ihm damit bitter Unrecht. Mogens war weder Ägyptologe, noch interessierte er sich über das normale Maß hinaus für diesen Themenkreis. Dennoch schlugen ihn Graves’ Erklärungen in ihren Bann. Er sah nicht auf die Uhr, aber es musste mehr als eine Stunde vergehen, in der ihm Graves voller unübersehbarem Besitzerstolz »sein Reich« präsentierte, und Mogens erfuhr in dieser Zeit mehr über die Mythologie des alten Ägypten und hörte mehr Namen von Gottheiten, Herrschern und Dämonen als in seinen gesamten Jahren an der Universität zuvor. Er verstand nicht die Hälfte von dem, was ihm Graves in immer größer werdendem Überschwang wissenschaftlichen Entdeckerstolzes erklärte, und von dieser Hälfte wiederum hatte er einen Gutteil schon wieder vergessen, noch bevor Graves’ improvisierte Führung auch nur halb vorüber war.
    »Du siehst, Mogens«, schloss Graves, nachdem er ihm jede einzelne Statue erklärt, ihm die Bedeutung jedes einzelnen Reliefs und den Sinn nicht aller, aber doch vieler Hieroglyphen dargelegt hatte, »ich habe keineswegs übertrieben, als ich von der Bedeutung meines«, er verbesserte sich, »…  unseres Fundes gesprochen habe.«
    »Aber hier!« Mogens schüttelte den Kopf, trotz allem, was er in der letzten Stunde gehört hatte, auf eine Art noch immer genau so fassungslos wie im allerersten Moment. »Auf dem nordamerikanischen Kontinent! Das ist …«
    Er konnte nicht weitersprechen. Auch wenn dies hier nicht sein ausgewiesenes Fachgebiet war, so schwindelte ihn doch allein bei der Vorstellung des Erdbebens, das diese Entdeckung in der Fachwelt auslösen musste, sollte sie sich alsecht erweisen. Und selbstverständlich war sie echt. Ganz davon zu schweigen, dass das hier selbst die Dimensionen des verrücktesten Witzbolds der Welt sprengte und sich jeder denken konnte, dass eine Fälschung diesen Ausmaßes nicht die geringste Aussicht auf Erfolg haben konnte, da sich zweifellos die gesamte wissenschaftliche Fachwelt darauf stürzen und akribisch nach dem allergeringsten Hinweis auf einen Betrug oder eine Täuschung suchen würde, wusste er einfach, dass dieser Tempel authentisch war. Er konnte das Alter der ihn umgebenden Wände spüren, den Atem der Jahrhunderte, die an den gemeißelten Augen der lebensgroßen Steinstatuen vorübergezogen waren. Nichts hier war falsch. Und zugleich war hier auch nichts richtig. Graves hatte ihm noch nicht alles gesagt, das spürte er. Bei allem zur Schau getragenen wissenschaftlichen Überschwang, mit dem ihm Graves seine fantastische Entdeckung präsentierte, hatte er ihm doch bisher noch etwas Wichtiges vorenthalten, vielleicht sogar das Wichtigste überhaupt. Ein noch viel größeres, möglicherweise bedrohliches Geheimnis, das seit Äonen unter der sichtbaren Oberfläche der Dinge lauerte.
    »Ich weiß, was du sagen willst, und glaub mir, auch mir erging es nicht anders, als ich diesen Raum das erste Mal zu Gesicht bekam.« Graves schüttelte heftig den Kopf, wie um einen Widerspruch, zu dem Mogens gar nicht angesetzt hatte, im Keim zu ersticken. »Aber es ist durchaus denkbar, dass Menschen aus dem alten Ägypten vor langer Zeit die Küsten dieses Landes erreicht haben. Vergiss nicht, dass das Reich der Pharaonen mehrere Jahrtausende lang Bestand hatte! Es gibt Theorien – sie sind umstritten, das gebe ich zu, aber es gibt sie –, wonach die Kultur der südamerikanischen Ureinwohner auf ein viel älteres Volk zurückgeht, dessen Ursprung und Herkunft bis heute unbekannt sind. Denke nur an die Ähnlichkeit zwischen den Pyramiden der Maya und denen des alten Ägypten. Und Mexiko ist nicht so weit entfernt von hier.« Er wedelte wieder aufgeregt mit beiden Händen. »Aber was rede ich! Suzan kann dir das alles viel besser erklären.«
    »Doktor Hyams?«
    Wieder nickte Graves so heftig, dass seine Brille von der Nase zu rutschen drohte. Seltsam: Mogens konnte sich gar nicht erinnern, dass Graves jemals

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