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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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macht mir wirklich Spaß. Ich hab schon dran gedacht, in der Stadt ein Restaurant zu eröffnen, wenn die Arbeit hier vorbei ist. Aber bis dahin ist noch ’ne Menge Zeit.«
    »Hat Doktor Graves das gesagt?«, erkundigte sich Mogens. »Dass es noch lange dauert?«
    So unverfänglich die Frage klang, schien sie Tom doch sichtbar in Verlegenheit zu bringen. Er druckste einen Moment herum und sagte schließlich: »Bitte verzeihen Sie, Professor, aber Doktor Graves hat uns verboten, außerhalb der Höhlen über irgendwas zu sprechen, was mit unserer Arbeit zu tun hat.«
    »Ist schon gut, Tom«, sagte Mogens. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    Tom nickte nervös. »Ich … ich komm dann später noch mal, um das Geschirr abzuräumen. Wenn Sie was brauchen, machen Sie einfach die Tür auf und rufen mich.« Er ging schnell, um Mogens keine Gelegenheit zu einer weiteren unangenehmen Frage zu geben, und Mogens seinerseits schüttelte auch noch den letzten Gedanken an Jonathan Graves und seinen ebenso sensationellen wie unheimlichen Fund ab und konzentrierte sich aufs Essen.
    Schon nach den ersten Bissen wurde ihm klar, dass es tatsächlich die beste Mahlzeit war, die er seit Jahren außerhalb der vier Wände von Miss Preussler bekommen hatte; sie hätteauch dem Vergleich mit der Küche jedes gehobenen Hotelrestaurants standgehalten. Ganz offensichtlich verfügte Tom über sein fahrerisches Können hinaus noch über eine Menge anderer verborgener Talente. Obwohl Tom ihm eine schon fast überreichliche Portion aufgetan hatte, verzehrte er sie zur Gänze und tupfte auch noch den letzten Tropfen Soße mit einem Stück Brot auf.
    Ein Gefühl wohliger Ermattung machte sich in ihm breit, nachdem er fertig gegessen hatte. Sein Blick blieb für einen Moment auf dem schmalen, aber frisch bezogenen Bett hängen und allein der Anblick reichte, um aus dem Gefühl wohliger Entspannung eine bleierne Schwere werden zu lassen. Seine Augenlider drohten von selbst zuzufallen, und für einen Moment kostete es ihn all seine Willenskraft, nicht sofort und hier auf dem Stuhl einzuschlafen.
    Er hatte jedes Recht, müde zu sein. Immerhin lag ein äußerst anstrengender – und langer – Tag hinter ihm, von der Kraft, die ihn der Schock über Graves’ Entdeckung gekostet hatte, noch nicht einmal zu reden. Es wäre nicht nur verständlich, sondern auch durch und durch vernünftig gewesen, der Verlockung nachzugeben und sich die wenigen Schritte bis zu seinem Bett zu schleppen und sich darauf auszustrecken, um auf der Stelle einzuschlafen.
    Aber das wollte er nicht.
    Es widersprach nicht nur all seinen Gewohnheiten, sich zu so früher Stunde zum Schlafen zurückzuziehen, sondern erschien ihm angesichts dessen, was er heute erlebt hatte, geradezu verbrecherisch. Auch wenn er sich vollkommen darüber im Klaren war, dass er die wahre Tragweite dieser unglaublichen Entdeckung noch lange nicht überblicken konnte, so gab es an einem doch nicht den allergeringsten Zweifel: Dies war nicht nur der wichtigste Tag seines Lebens, sondern ein Tag, der in die Geschichtsbücher eingehen würde, ein Tag, von dem nicht nur seine Forscherkollegen, sondern vielleicht die ganze Welt noch in Jahrzehnten sprechen würde. Was sollte er sagen, wenn man ihn fragte, wie er diesen Tag weltverändernder Erkenntnis verbracht hatte?Dass er sich eine Stunde lang umgesehen, dann ein hervorragendes Mahl genossen und sich anschließend früh schlafen gelegt hatte?
    Er kämpfte die Müdigkeit nieder, schenkte sich eine zweite und in rascher Folge eine dritte Tasse Kaffee ein und mobilisierte noch einmal all seine Willenskraft, um die Müdigkeit niederzukämpfen, während er darauf wartete, dass die belebende Wirkung des Koffeins einsetzte.
    Der Rest Kaffee in seiner Kanne war noch nicht einmal spürbar abgekühlt, da ließ seine Schläfrigkeit nach, und nur einen Moment später begann sich auch die bleierne Schwere wieder von seinen Gliedern zu heben. Er fühlte sich alles andere als frisch, aber er widerstand auch der Versuchung, noch eine weitere Tasse zu trinken. Wenn er es übertrieb, würde er möglicherweise die ganze Nacht wach liegen und dafür morgen umso erschöpfter sein. Er stand auf, strich in einer ebenso instinktiven wie sinnlosen Bewegung seine Kleider glatt und begann mit einer ersten etwas gründlicheren Inspektion des Raums, der für die nächsten Wochen und möglicherweise sogar Monate sein Zuhause sein sollte.
    Sie verlief jedoch nicht deutlich

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