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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Irrsinns wurden, und Mogens sah eine grässliche, fellbedeckte Gestalt von vage menschenähnlichem, verkrüppeltem Wuchs, größer als ein Mann, aber viel massiger, mit unförmiger, tonnenartiger Brust, langen, peitschenden Armen und muskulösen Beinen, deren Kniegelenke in irgendwie falschem Winkel angeordnet zu sein schienen, und fürchterlichen Krallen an Händen und Füßen. Das Schlimmste aber war der Schädel. Bis zum Hals hinauf hatte die Kreatur immerhin noch eine vage Ähnlichkeit mit einem Menschen, doch alles, was darüber lag, war der pure Albtraum. Der groteske Schädel ähnelte entfernt dem eines Hundes, war jedoch breiter und gleichzeitig gedrungener und hatte große, spitze Ohren, aus denen struppige Haarbüschel wuchsen. Die Schnauze war übermäßig in die Länge gezogen, unter der breiten Hundenase aber so gerade wie mit einem Messer abgeschnitten, und hinter den widerlich hellrosa wie nässendes Fleisch glänzenden Lefzen blitzte ein mörderisches Gebiss aus Dutzenden schräg stehender, dolchspitzer Zähne. Der Kiefer musste kräftig genug sein, um einem Mann ohne spürbare Anstrengung einen Arm abzubeißen. Doch so albtraumhaft dieser Schädel auch war, gab es doch noch eine Steigerung.
    Es waren die Augen. Die groteske Kreatur hatte nicht die Augen eines Tieres, auch nicht die rot glühenden Augen eines Dämons, sondern Augen, die Mogens für die eines Menschen gehalten hätte, wären sie nicht von einer so abgrundtiefen Bosheit und einer Gier erfüllt gewesen, dass sich etwas in Mogens’ Seele bei ihrem bloßen Anblick gekrümmt hätte wie ein waidwundes Tier.
    Das alles sah Mogens in einer einzigen, nicht enden wollenden Sekunde. Dann wanderte das tanzende Licht weiter, das Ungeheuer stieß ein röchelndes Knurren aus und warf sich mit einem unvorstellbar kraftvollen Satz auf Janice.
    Mogens schleuderte die Laterne nach ihm. Die Petroleumlampe überschlug sich zweimal in der Luft, traf das Ungeheuer genau zwischen den Schulterblättern und zerbrach klirrend. Loderndes Petroleum ergoss sich über Rücken und Schultern der Kreatur und setzte ihr Fell in Brand, aber einige Spritzer der brennenden Flüssigkeit regneten auch auf Janices Haar und Kleider hinab, und ihre Schreie wurden noch gellender. Mogens stürzte los, flankte mit der puren Kraft der Verzweiflung über den offen stehenden Sarkophag hinweg und rammte dem grotesken Geschöpf die zusammengefalteten Fäuste in den Nacken.
    Es war, als hätte er auf Fels geschlagen. Die Muskeln unter dem schlammverschmierten Fell waren hart wie Eisen, und Mogens schrie vor Schmerz auf, als das brennende Petroleum seine Hände versengte. Das Ungeheuer fuhr dennoch mit einem wütenden Knurren herum, ließ für einen Moment ab und schlug mit einem lichterloh brennenden Arm nach ihm. Mogens versuchte sich unter dem Hieb wegzuducken und gleichzeitig zurückzuschlagen, aber er war für das eine zu langsam, und das andere blieb ohne die geringste Wirkung. Er traf die Schnauze der Albtraumkreatur mit einem wuchtigen Fausthieb und spürte selbst, wie die Haut über seinen Fingerknöcheln aufplatzte, als sie gegen den eisenharten Kiefer prallte, doch praktisch im selben Sekundenbruchteil traf auch ihn der Arm der Bestie.
    Der Hieb war so gewaltig, dass Mogens von den Füßen gerissen und nach hinten geschleudert wurde. Aus seinem gellenden Schrei wurde ein halb ersticktes Keuchen, als ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde, und er konnte selbst spüren, wie drei oder vier seiner Rippen gleichzeitig brachen. Mit hilflos rudernden Armen stürzte er nach hinten und in den offen stehenden Sarkophag. Das Letzte, was er sah, war das brennende Ungeheuer, das sich brüllend vor Wut und Schmerz wieder zu Janice umwandte, um sie in die Arme zu schließen und mit sich in den Tunnel zu schleifen. Dann schlug sein Hinterkopf auf dem Rand des steinernen Sarges auf, und Mogens verlor das Bewusstsein.

»Ich wurde erst am nächsten Morgen wieder wach«, schloss Mogens erschöpft seinen Bericht. Während der letzten Minuten war seine Stimme immer leiser geworden, und die letzten Worte hatte er fast nur noch geflüstert. Sein Hals schmerzte, und obwohl Tom ihm die nassen Kleider ausgezogen und ihn in gleich drei warme Wolldecken gewickelt hatte, zitterte er vor Kälte noch immer am ganzen Leib. »Das ist jetzt neun Jahre her, aber ich habe den Anblick dieser grässlichen Kreatur niemals vergessen. Und vergangene Nacht habe ich sie wiedergesehen.«
    Tom goss einen weiteren

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