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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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welchem Ergebnis er gekommen war. »Das überrascht mich, Doktor Graves. Das Beben war wie gesagt ziemlich heftig. Man konnte es sogar in der Stadt noch spüren. Und nach den Ergebnissen unserer Messgeräte zu schließen, muss das Epizentrum genau hier gelegen haben. Direkt unter diesem Platz.«
    »Dann sollten Sie Ihre Messgeräte vielleicht einer gründlichen Überprüfung unterziehen, Doktor«, sagte Graves kalt. »Niemand hier hat irgendetwas Derartiges bemerkt.«
    »Wem wollen Sie das erzählen, Graves?«, schnappte Steffen.
    »Ihnen«, lächelte Graves.
    Steffens ohnehin nur mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung zerbrach. »Lügen Sie mich nicht an, Graves«, schnappte er. »Ich will jetzt endlich wissen, was Sie und Ihre so genannten Kollegen dort unten treiben!«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, wovon Sie sprechen, verehrter Kollege .« Graves blieb nicht nur erstaunlich ruhig, er genoss Steffens wachsenden Zorn ganz im Gegenteil sichtlich.
    Steffen wandte sich bebend vor Wut an Wilson. »Sheriff! Ich verlange, dass Sie etwas tun. Sofort! «
    Wilson sah ein wenig hilflos aus. »Ich fürchte, in diesem Punkt muss ich mich Doktor Graves anschließen«, sagte er. »Ich begreife ebenfalls nicht ganz, was Sie wollen.«
    Steffen begann aufgeregt in Graves’ Richtung zu gestikulieren. »Sie müssen etwas unternehmen, Sheriff«, keuchte er. »Diese … diese Leute sind keine Wissenschaftler! Ich weiß nicht, was sie hier treiben, aber was immer es ist, es ist gefährlich ! Ich verlange sofort zu sehen, was dort unten vorgeht!«
    Wilson sah noch hilfloser aus als bisher, während sich auf Graves’ Gesicht ein immer zufriedeneres Grinsen ausbreitete. Welche Argumente der Geologe auch noch vorbringen mochte, begriff Mogens, er hatte bereits verloren. Graves hatte ihn genau dorthin gebracht, wo er ihn hatte haben wollen; ganz einfach, indem er ihn reden ließ.
    Schließlich drehte sich Wilson mit einem resignierenden Seufzen zu Mogens um. »Und Sie, Professor? Sind Sie sicher, dass Sie nichts bemerkt haben?«
    Mogens antwortete nicht sofort. Er durfte nicht vergessen, dass er mit einem Polizisten sprach, einem Mann, dessen Beruf es war, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden und der gelernt hatte, mehr zu sehen als nur das, was auf den ersten Blick erkennbar war. Und auch, wenn Graves Wilson ganz offensichtlich verachtete, so spürte Mogens doch, dass er gut in dem war, was er tat. Mogens hatte sich zwar umgezogen, und die einzige wirkliche Verletzung, die er davongetragen hatte, war unter seinem Hemd verborgen. Dennoch sah er bestimmt nicht so aus, als hätte er eine Nacht voll erquickendem Schlaf hinter sich. Wilson musste zumindest spüren, dass hier irgendetwas nicht so war, wie Graves ihn glauben machen wollte. Dennoch hob er nach kurzem Zögern die Schultern. »Ich habe nichts bemerkt. Es tut mir Leid.«
    »Was haben Sie denn erwartet?« Steffen machte ein verächtliches Geräusch. »Die stecken doch alle unter einer Decke!«
    »Bitte mäßigen Sie sich, Steffen«, sagte Graves kühl. »Ich lasse nicht zu, dass Sie meine Mitarbeiter beleidigen.« Er lächelte weiter, doch als er sich zu Wilson umwandte, war dieses Lächeln zu etwas geworden, das das genaue Gegenteil ausdrückte.
    »Sheriff, ich bin ein geduldiger Mann, aber das wird jetzt allmählich lächerlich. Seit wir mit unserer Arbeit hier begonnen haben, hat Doktor Steffen nichts unversucht gelassen, um in unsere Ausgrabungsstätte einzudringen. Ich weiß nicht warum, und ich werde mich auch hüten, irgendwelche Mutmaßungen anzustellen, aber das ist grotesk!«
    Steffen fuhr auf. »Ich verlange …«
    »Sie«, fiel ihm Graves mit plötzlich schneidender Stimme ins Wort, »haben hier gar nichts zu verlangen. Seien Sie froh, dass ich Sheriff Wilson nicht bitte, eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Verleumdung aufzunehmen!«
    »Ich weiß nicht, was Sie dort unten tun«, zischte Steffen. »Aber ich werde es herausfinden, das verspreche ich Ihnen!«
    Graves lachte ganz leise. »Heute ist der erste April, Doktor Steffen. Ich nehme zu Ihren Gunsten an, dass Sie sich an die gute alte Sitte erinnert haben, anderen zum ersten April einen Streich zu spielen. Oder wollen Sie allen Ernstes behaupten, unsere Arbeit hier wäre schuld an diesem Erdbeben?«
    Sogar in Mogens’ Ohren klang das absurd – obwohl er es besser wissen sollte. Steffen sagte auch nichts mehr, sondern presste nur wütend die Lippen aufeinander und funkelte ihn an, während

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