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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Wilson plötzlich so betreten aussah wie ein Kind, das mit der Hand in der Zuckerdose ertappt worden war.
    »Ich verlange diese angebliche Ausgrabungsstätte zu sehen«, beharrte Steffen.
    »Ja, das kann ich mir denken«, beharrte Graves. »Wer bezahlt Sie, Steffen? Eine andere Universität? Eine Zeitung?«
    »Die Frage ist eher, wer Sie bezahlt«, gab Steffen patzig zurück. »Ich habe mich über Sie erkundigt, Graves. Die so genannte Universität, die Ihre Ausgrabungen hier finanziert, genießt einen äußerst zweifelhaften Ruf, und …«
    »Das reicht jetzt«, unterbrach ihn Graves. »Ich danke Ihnen für Ihren Besuch.«
    Steffen starrte ihn eindeutig fassungslos an, aber Wilson gab ihm keine Gelegenheit, noch etwas zu sagen. »Ich entschuldige mich für die Störung, Doktor Graves«, sagte er. »Sollte ich noch Fragen haben, darf ich mich noch einmal bei Ihnen melden?«
    »Selbstverständlich, Sheriff. Guten Tag.«
    Steffen und er stiegen wieder in den Wagen, und Graves wartete mit steinernem Gesicht, bis sie abgefahren waren. »Verstehst du jetzt, was ich meine, Mogens?«, fragte Graves. »Uns bleibt wirklich nicht mehr viel Zeit.«
    »Wozu?«, fragte Mogens. »Hast du Angst, Steffen könnte herausfinden, was wir dort unten wirklich getan haben?«
    »Was haben wir denn getan?« Graves lachte wieder. »Nur zu, Mogens – geh hinüber zu Steffens Lager und rede mit ihm.Ich werde nicht versuchen, dich daran zu hindern. Geh hin und erzähle ihm, dass wir einen Dämon aus der Vergangenheit heraufbeschworen und damit das Erdbeben ausgelöst haben!«
    Er atmete tief ein, machte einen halben Schritt zurück und gab sich dann einen sichtbaren Ruck. »Entschuldige, Mogens. Das war unfair. Ich … wir sind wohl beide etwas nervös.«
    »Ja«, antwortete Mogens. »Das scheint mir auch so.« Er deutete in die Richtung, in die der Streifenwagen verschwunden war. »Warum zeigst du Steffen nicht einfach, was du gefunden hast?«
    »Steffen?«, keuchte Graves. »Bist du verrückt?«
    »Keineswegs«, antwortete Mogens. »Ich kenne diese Art von Männern, Jonathan. Und du kennst sie auch. Steffen wird nicht aufgeben, bevor er sein Ziel erreicht hat.«
    »Vielleicht hast du sogar Recht«, sagte Graves nach kurzem Nachdenken. »Was Steffen angeht, nicht deinen verrückten Vorschlag, ihm alles zu zeigen. Er wird nicht aufgeben; umso mehr sollten wir uns beeilen.« Er machte eine Kopfbewegung zum Zelt hin. »Tom war vorhin unten im Tunnel. Es ist schlimm, aber nicht so schlimm, wie es hätte kommen können. Ich habe Tom gebeten, die am stärksten beschädigten Teile des Gangs mit ein paar Balken abzustützen, und er hat mir zugesagt, die Arbeit bis heute Nachmittag zu beenden. Du solltest die Zeit nutzen, um dich ein wenig auszuruhen. Ich werde das jedenfalls tun. Ich fürchte, in den nächsten Tagen werden wir kaum noch zum Schlafen kommen.«
    »Hast du mir nicht zugehört, Jonathan?«, fragte Mogens. »Ich werde nicht wieder dort hinuntergehen.«
    »O doch, Mogens, das wirst du«, antwortete Graves lächelnd.
    »Willst du mich zwingen?«
    »Ich wüsste nicht, wie«, bekannte Graves freimütig. »Aber es wird auch kaum notwendig sein. Dazu kenne ich dich zu gut, Mogens. Ganz egal, was man über dich sagt undwas andere über dich denken mögen, du bist ein Forscher mit Leib und Seele. Du kannst gar nicht aufhören, bevor du das Geheimnis dieser Tür gelöst hast. Und nun geh und versuche zu schlafen. Heute Nacht wirst du deine Kraft bitter nötig haben.«

Obwohl Mogens nicht vorgehabt hatte, Graves’ Rat zu folgen und zu schlafen, überkam ihn doch eine plötzliche Müdigkeit, kaum dass er in sein Quartier zurückgegangen war, sodass er sich auf sein Bett sinken ließ – nicht um zu schlafen, sondern nur, um zur Ruhe zu kommen und seine Gedanken zu ordnen. Kaum aber hatte sein Kopf das Kissen auch nur berührt, da sank er in einen tiefen, traumlosen Schlummer, aus dem er erst lange nach der Mittagsstunde erwachte, körperlich erfrischt wie schon seit langem nicht mehr, aber ärgerlich auf sich selbst: Zweifellos hatte sich sein Körper einfach nur genommen, was ihm zustand, nach den Anstrengungen und der überstandenen Todesangst der letzten Nacht, aber er hatte nicht schlafen wollen , allein schon deswegen, weil Graves ihm genau das geraten hatte, und er empfand es beinahe als persönliche Niederlage, der Müdigkeit nachgegeben zu haben.
    Er war hungrig. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Tom schon seit einer guten Stunde

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