Anubis - Wächter im Totenreich
durchfahren, hineinstoßen in die Finsternis Ägyptens und eine wirklich abenteuerliche Fahrt unternehmen.
Sehr viele Informationen besaßen wir nicht, deshalb mußten wir uns einfach überraschen lassen, wie alles weitergehen sollte. Wir vertrauten dabei auf unser Glück, aber auch auf die Gegner, die es zu erledigen galt. Ich hoffte nur, daß sie sich zeigten. So faszinierend sich die Götter-und Sagenwelt der alten Ägypter auch gab, ein sehr gutes Gefühl hatte ich nicht, das mußte ich ehrlich zugeben.
Bei Zombies, Vampiren und ähnlichen Wesen wußten wir immer, was uns erwartete. Bei Gestalten irgendwelcher Mythologien war dies nicht der Fall.
Also warteten wir ab.
Die Landung verlief glatt. Ein Hotelzimmer hatten wir nicht bestellt, denn wir wollten direkt zum Schiff fahren.
Professor Barkley atmete sichtlich auf, als die für Suko und mich sehr warme Luft in sein Gesicht blies. Die Augen des Wissenschaftlers glänzten. »Hier fühle ich mich wohl«, erklärte er.
»Dann ist Ägypten zu einer zweiten Heimat für Sie geworden, nicht wahr?«
»Nein, Mr. Sinclair, zu meiner ersten Heimat.«
Jeder war eben anders. Ich fühlte mich in Europa wohler, und Suko, dem Chinesen, erging es ebenso.
Wir erwischten ein Taxi. Eine alte Rostlaube, die noch aus den sechziger Jahren stammte.
Der Fahrer grinste uns an. »Wohin die Gentlemen?« fragte er.
Professor Barkley kannte sich aus. Er nannte das Ziel: »Zum Hafen, aber keine Umwege, mein Freund, ich kenne mich in Kairo aus«, drohte der Professor.
»Nein, wo denken Sie hin? Bei Allah und meinen sechs unmündigen Kindern.«
»Du hast bestimmt kein einziges Kind, du Lügner.«
»Aber Sir…«
»Fahr los!« Barkley nahm neben dem Fahrer auf einem zerschlissenen Sitz Platz und rieb sich die Hände. Wie ein Teppichhändler von der Levante, der mal wieder einen Kunden übers Ohr gehauen hatte. Der Professor fühlte sich eben sehr wohl.
Suko und ich grinsten uns an. Wenig später grinste ich nicht mehr. Da war ich ein wenig zur Seite gerutscht und spürte an meiner rechten Pobacke eine Sprungfeder. Auch damit mußte man rechnen. Ebenso wie mit Fahrern, die schon lebensmüde waren.
Unserer gehörte dazu.
Wie er durch den Straßenwirrwarr Kairos fuhr, das grenzte wirklich schon fast an Selbstmord.
Zu Beginn der Fahrt waren die Straßen noch überschaubar. Je mehr wir uns vom internationalen Flughafen entfernten und in Richtung Südosten fuhren, um so stärker wurde der Verkehr. Zudem führte die Straße in entgegengesetzter Richtung nach Suez. Da herrschte stets viel Betrieb. Am Opernplatz fuhren wir vorbei und sahen auch das gewaltige sandgraue Gebäude der Hauptpost.
Hier nahm uns der Betrieb gefangen. Hupen, Schimpfen, Geschrei und Lärm. Das alles störte uns, aber den Fahrer und unseren Professor nicht. Der Ägypter am Steuer betätigte ebenfalls seine Hupe, und die war so laut, daß ihr Geräusch sogar einen »parkenden« Esel erschreckte, der seinen Karren plötzlich mit einem heftigen Ruck anzog. Wir wühlten uns durch. Leider gab es keine Ampel. Dafür eine hübsche Verkehrspolizistin, die versuchte, das Chaos zu bewältigen und inmitten des Trubels wie ein ruhender Pol wirkte.
Der Professor drehte sich um. Dabei hob er die Schultera »Was ist denn?« fragte Suko.
»Leider müssen wir am Midan al-Tahrir vorbei«, erklärte er.
»Und was ist das?«
»Sie wissen aber wenig von Ägypten. Das ist der Platz der Befreiung und gleichzeitig der Hauptkreuzungs-und Verkehrsknotenpunkt. Dagegen ist das hier noch harmlos.«
Ich verdrehte die Augen, lehnte mich zurück und ergab mich meinem Schicksal.
Suko tat es mir nach. Eine halbe Stunde später erreichten wir den Punkt und steckten fest. Diesmal half auch die lauteste Hupe nichts. Einmal schrammte ein anderes Fahrzeug an der rechten Seite unseres Taxis entlang.
Unser Fahrer begann zu schimpfen und zu toben. Er schlug auf das Lenkrad, stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Dabei hatte er Glück, daß ihm die offenstehende Tür nicht abgefahren wurde. Der Fahrer des anderen Wagens hatte sein Auto ebenfalls verlassen. Die beiden Männer schrien aufeinander ein, lamentierten lautstark, und schließlich bekam unser Fahrer ein paar Scheine zugesteckt. Sofort wurde er ruhig, grinste, und seine Wut verwandelte sich in Freundlichkeit. So war nun mal das Leben im Orient. Vor Überraschungen konnte man nie sicher sein.
Es ging auch irgendwann weiter, wobei der Fahrer jetzt ein Liedchen pfiff.
In einer
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