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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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den Armen und stieß einen lautlosen Schrei in Richtung Tischplatte aus. Dann hob sie den Kopf, holte tief Luft und sagte: »Ich muss ihnen mitteilen, dass ich das Mandat als ihre Anwältin niederlege. Und zwar sofort. Und ich muss irgendeine Art von Vorschuss von Lindsey bekommen.«
    »Sicher wissen sie bereits, worüber Sie mit ihr gesprochen haben.«
    »Woher sollten sie?«
    Hunter lächelte. Es war kein sonderlich freundliches Lächeln, sondern eins, das besagte erwischt . »Haben Sie Georges Anruf bei der Academy mitgehört?«
    »Nein, natürlich nicht. Halten Sie mich für jemanden, der private Telefongespräche belauscht?«
    »Das sollten Sie aber tun, wenn Sie eine gute Detektivin werden möchten.«
    »Nun, es war so«, erwiderte sie in dem ziemlich kläglichen Versuch, die Würde zu wahren, »dass ich nach draußen gegangen bin, um nach meinen Hunden zu sehen. Jemand muss sie aus meinem Wagen gelassen haben, sodass sie frei auf dem Grundstück der Chandlers herumliefen und für einige Turbulenzen sorgten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie sonst aus dem Auto hätten kommen können.« In Wirklichkeit konnte sie es sich zwar ganz gut vorstellen, aber das brauchte sie Hunter ja nicht auf die Nase zu binden.
    »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand freiwillig diesen Tieren nähern, geschweige denn die Tür Ihres Autos öffnen würde. Die würden doch jeden zerfleischen.«
    »Also als ich sie verlassen habe, um ins Haus zu gehen, waren sie noch sicher verwahrt, und als ich später nach ihnen gesehen habe, ebenfalls. Wir könnten sie ja fragen, was passiert ist. Allerdings plädiere ich dann dafür, dass Sie das tun.«
    »Lassen Sie uns mal zum Thema zurückkehren«, sagte er. »Sie sind also kurz nach dem Lunch zur Cliff’s Edge Academy gefahren?«
    »Ja. Und bin gegen vier Uhr dort angekommen. Violet Henry brachte uns in eines der Besuchszimmer, die die Schule für Familienbesuche bereithält.«
    »Und die Henry ist während des Gesprächs nicht bei Ihnen geblieben?«
    »Nein. Hätte sie das tun sollen?« Bree klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. »Verdammt noch mal. Ich bin ja so blöd. Meine Unterhaltung mit Lindsey wurde aufgenommen, nicht wahr? Oh, man sollte mich mit Sirup beschmieren und in einen Bienenkorb hängen.«
    »Und inzwischen dürfte die Familie die Aufnahme längst in Händen haben.«
    »Verdammt, verdammt, verdammt.« Hätte sie Sascha bloß nicht bei Bellum und Miles im Auto gelassen. Sascha hätte sie auf das Tonbandgerät aufmerksam gemacht. Dessen war sie sich sicher. Aber sie hatte nicht gewollt, dass ihr kostbarer Hund in die Nähe der verkorksten Lindsey kam.
    »Hier«, sagte Hunter freundlich, »schlagen Sie sich damit auf den Kopf.« Er nahm ein Baguette aus dem Brotkorb und offerierte es ihr schwungvoll. »Ich brauche ja wohl nicht extra darauf hinzuweisen, dass es zugenau solchen Dingen führt, wenn Laien sich in die Arbeit der Polizei einmischen, oder?«
    »Wenn Sie nicht den Mund halten«, erwiderte Bree wütend, »klatsche ich Ihnen Ihr Stew ins Gesicht. Das meine ich ernst.«
    In der Essnische neben ihnen saß ein gut gekleidetes Paar. Die Frau, ein wenig älter als Bree, warf einen Blick in ihre Richtung, rutschte nervös auf der Bank hin und her und flüsterte ihrem Begleiter etwas zu. Bree kämpfte gegen den Drang an, ihr ebenfalls Stew ins Gesicht zu klatschen. »Und was tun wir jetzt?«
    »Wir? Haben Sie eine Maus in der Tasche?« Hunter schüttelte seufzend den Kopf. »Entschuldigung. Aber Ihnen muss doch klar sein, dass Sie mit Ihrem Verhalten mindestens drei Ihrer ethischen Grundprinzipien verletzen.«
    »Tut mir leid. Tut mir wirklich leid.«
    »Sie riskieren Ihre Zulassung als Rechtsanwältin. Was nicht mein Problem ist.«
    »Danke für Ihr Mitgefühl«, gab Bree sarkastisch zurück. »Ich habe nicht nachgedacht. Ich bin wirklich dumm gewesen. Schlimmer noch, ich habe mich auch ethisch nicht gerade angemessen verhalten. Mein Vater«, fügte sie bedrückt hinzu, »wird Gift und Galle spucken.«
    Hunters Gesicht wurde ein klein wenig weicher. »Sie brauchen Schlaf und Ruhe, um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Wenn Sie zu erschöpft sind oder sich zu sehr mit einem Fall beschäftigen, verlieren Sie Ihre Objektivität und machen Fehler.«
    Bree aß ein Stück Baguette und schluckte es zusammen mit der Lektion, die er ihr erteilt hatte, herunter.
    Sie wartete, bis die Röte aus ihren Wangen gewichen war und ihr Blutdruck sich wieder
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