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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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ein paar Leute beeinflussen, aber im Großen und Ganzen sind wir diesen sensationslüsternen Typen mit ihren Kameras doch einfach ausgeliefert.« Inzwischen hatte sein Gesicht eine aschgraue Farbe angenommen. »Und wissen Sie, was passiert, wenn sich dasbreite amerikanische Publikum gegen einen wendet? Dann fängt man an zu verlieren, und zwar im großen Stil. Ehe Sie sich’s versehen, kommen die Gewerkschaften und organisieren die Arbeiterschaft. Das treibt die Preise in die Höhe. Protestgruppen formieren sich, die Tariferhöhungen verlangen. Das treibt die Preise wieder in die Höhe. Man wird zu hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt. Und ein weiteres Mal gehen die Preise in die Höhe. Und wissen Sie, was passiert, wenn die Preise höher werden? Die Leute kaufen woanders. Die Geschäfte müssen schließen. Und fast dreihunderttausend Angestellte werden arbeitslos, während man selbst vor dem Nichts steht.«
    Dazu fiel Bree nichts ein. Sie erhob sich und sagte:
    »Ich werde jetzt gehen.«
    »Und was haben Sie vor?«
    »Zunächst einmal werde ich mit dem Jugendamt Kontakt aufnehmen. Und Lindsey einen guten Rechtsanwalt besorgen, der auf Jugendrecht spezialisiert ist.
    Und dann werde ich mein Möglichstes tun, um zwei Morde aufzuklären.«
    Sie steuerte auf die Tür zu. Sie spürte förmlich, wie sich sein Blick in ihren Rücken bohrte.
    »Wir sind noch längst nicht fertig miteinander, Miss Beaufort.«
    Der Briefbeschwerer zischte an ihrem Kopf vorbei und knallte gegen die Wand. Wütend hob Bree ihn auf, drehte sich blitzschnell um und hielt Lindquist vorwurfsvoll den Briefbeschwerer hin.
    Lindquist riss die Hände hoch und wich zurück. »Hey«, sagte er, »hey. Ich versichere Ihnen, dass ich dasDing überhaupt nicht angefasst habe. Die Baumaschinen haben manchmal seltsame Auswirkungen auf die Statik des Gebäudes.«
    »In Wut zu geraten nützt Ihnen gar nichts, Mr. Lindquist.«
    Sie verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Mi ritrovai per una selva oscura …
Fand ich mich jäh in einem finstern Walde …
Dante, Die Hölle
    »Tiffany Burkhold arbeitet in einer Bar in der Whitaker Street«, sagte Petru. »Sie heißt Spur It On.«
    Bree klemmte sich ihr Handy zwischen Ohr und Schulter, während sie in ihrer Handtasche nach dem Notizblock suchte. »Wie heißt die nächste Querstraße?«
    »West Broughton.«
    »Also in der Nähe des Markts. Jetzt ist es elf Uhr dreißig. Ob sie schon da ist?«
    »Möglich wäre es«, erwiderte Petru. »Die Bar hat berreits mittags geöffnet. Und Ihr Gespräch mit Mr. Lindquist? War es erfolgrreich?«
    Bree seufzte und starrte zum Autofenster hinaus. Es herrschte reger Verkehr. Der Himmel sah nach Regen aus. Plötzlich fühlte sie sich sehr entmutigt. »Er ist ein Mistkerl. Aber er hatte kein Motiv, Probert Chandler abzumurksen. Und Shirley Chavez kannte er überhaupt nicht.« Bree klopfte nachdenklich auf das Lenkrad.
    »Übrrigens ist in den Mittagsnachrichten über Mr. Payton McAllister berichtet worden. Ich habe es für Sie aufgezeichnet.«
    Bree grinste. »Es geht aufwärts, Petru. Ganz entschieden sogar. Haben Sie schon rausgefunden, wo wir Stephen Hansen finden können?«
    »Noch nicht. Aber ich bin sehrr zuversichtlich.«
    Bree verabschiedete sich und fuhr die Whitaker Street hoch, bis sie das Spur It On erreichte.
    Die Bar war im Erdgeschoss eines Erweiterungsbaus der ehemaligen Baumwollbörse untergebracht. Über dem Lokal prangte eine Leuchtschrift, die von silbernen Sporen eingerahmt wurde. Irgendwann in der Vergangenheit hatte ein optimistischer Besitzer große Fenster einbauen lassen. Im Fenster neben der soliden Stahltür leuchtete eine rote Schrift, die anzeigte, dass geöffnet war. Darunter blinkte eine Dos-Equis-Reklame.
    Bree parkte vor dem Lokal. Die Hunde steckten ihre Nasen zu den Fenstern auf der Beifahrerseite hinaus und blickten sehnsüchtig nach draußen. »Dauert höchstens eine Stunde«, versprach Bree. »Danach machen wir dann einen Spaziergang am Fluss.«
    Die Eingangstür öffnete sich nach draußen. Der Luftschwall, der ihr entgegenkam, war voller vertrauter Gerüche: Bier, eine Andeutung von Desinfektionsmitteln, Bratfett und jener muffig-holzige Geruch, der für alle alten Bars so charakteristisch war. Die Beleuchtung drinnen war schummrig. An der Wand gegenüber der langen Holztheke bemerkte Bree eine Reihe von Essnischen. In der Mitte standen einige alte Tische aus Kiefernholz. Die Bar war fast leer. Nur hier und da saßen ein
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