Anwaltshure 3
vorsichtig die Verschnürungen um ihren Körper und fingen sie sanft auf, als sie zu Boden glitt. Mühsam hielt sie sich an den kräftigen Armen fest und ließ sich dann hinausführen.
Gegen meinen Willen hatte mich die Szene ungeheuer erregt. Noch immer sah ich die Brüste der Sklavin hin- und herschwingen. Dennoch war es eine verwirrende Situation, denn ich war trotz aller Lust eine Gefangene. Als sich die Gäste der Dinnerparty jetzt zu lieben begannen, blieb ich für meine Verhältnisse seltsam unberührt.
Wo ich mich normalerweise den entblößten Körpern sofort angeschlossen hätte, hielt ich nun Abstand und wartete in der Nähe jener Tür, durch die der Maskierte verschwunden war.
Natürlich erwartete ich nicht ernsthaft, dass er wieder herauskäme und sich an dem GangBang beteiligen würde, aber ich dachte beständig daran, wie es wohl wäre, mich von ihm besteigen zu lassen. Gefesselt. Machtlos. Entweder hatte mich die Sklavin wirklich so heißt gemacht oder ich begann langsam meine Prinzipien und Vorlieben zu ändern. Ich spürte, wie ich bei dieser Vorstellung von erotischer Hilflosigkeit feucht wurde. Wie mich jenes Prickeln überkam, das ich so gut kannte und von dem ich wusste, dass es mich zu allem Möglichem bringen konnte.
»Na? Wie hat’s dir gefallen?«
Ich zuckte heftig zusammen. MacNeill war zu mir getreten. Ich sah an ihm herunter und stellte fest, dass er einen wirklich gut trainierten Körper hatte, denn im Moment trug er nicht mehr, als einen ledernen Slip. Wenn auch sein Oberkörper verglichen mit seinen Beinen etwas zu lang geraten war.
Da ich keine Lust auf eine längere Unterhaltung mit ihm hatte, schwieg ich.
Jemand hatte im Hintergrund leise Musik angestellt, die sich mit dem Keuchen und Stöhnen der Vögelnden mischte. Vorgeblich schenkte ich der Orgie meine Aufmerksamkeit, was aber nur Schauspielerei war. Tatsächlich wanderten meine Gedanken immer wieder zurück zu Robin, dem Mann, der so gnadenlos fickte und so gnadenlos reinlegte.
»Wir führen hier oben ein Leben, das bis an die Grenzen geht. Sind wir in London, so fügen wir uns in die Rollen ein, die uns die Gesellschaft zugedacht hat. Doch das hat nichts damit zu tun, dass wir unseren Prinzipien nicht treu bleiben würden.«
Mit ihren Schlössern und Orgien bekam ich von den »Avengers« ein vollkommen anderes Bild ...
»Robin würde jetzt gern mit dir sprechen, Emma.«
Aha, er war also zum Vornamen übergegangen ... Okay. Da ich eine Gefangene war, konnte ich da wohl schlecht Einspruch erheben.
Meine Blicke schweiften durch den Raum, wo die nackten Körper mittlerweile große Ähnlichkeit mit Puppen hatten, die ein zorniges Kind in seinem Zimmer herumgeworfen hatte. Nur, dass diese Puppen sich mit Hingabe lutschten, leckten, bliesen und fickten.
»Wenn du willst, kannst du jetzt da reingehen. Robin wartet.« MacNeill öffnete mir die schwere Tür, hinter der der Maskenmann verschwunden war, und ließ mich in einen Raum eintreten, der so düster wie Draculas Gruft war. Meine Augen mussten sich zunächst an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen und dann nach dem schwarzen Schatten suchen, hinter dem sich Robin verbergen mochte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erkannte ich, dass ich mich in einer Bibliothek befand. Die Regale reichten bis unter die Decke und waren damit so hoch, dass ich die obersten Reihen nicht mehr sehen konnte. Es gab hier nicht nur Leitern, die man an den Wänden entlangrollen konnte, sondern noch eine Art Gang, der es einem erlaubte, hoch über dem Boden die in der Dunkelheit befindlichen Bände ebenfalls durchzusehen. Die einzige für mich wahrnehmbare Lichtquelle war ein offener Kamin, in dem ein großes Feuer brannte und das in mir den Gedanken auslöste, dass so ein Feuer eigentlich nichts in einer Bibliothek verloren hatte.
Eine winzige Bewegung zu meiner Linken, unterhalb eines mächtigen, mit dunklen Vorhängen verhängten Fensters, zog meine Aufmerksamkeit auf jene Person, die nun einen knappen Schritt auf mich zumachte.
»Miss Hunter«, sagte eine männliche Stimme gedämpft.
Nun muss ich gestehen, dass ich nie eine bemerkenswerte Kennerin von Stimmen gewesen bin. Gesichter kann ich mir perfekt merken. Ich erkenne Männer selbst dann noch, wenn Jahre seit unserem letzten Treffen vergangen sind und sie sich mittlerweile einen Vollbart haben stehen lassen. Wie sehr ich aber auch versuchte, jenes Gesicht einzuordnen, zu dem diese Stimme gehören mochte – es misslang.
Noch
Weitere Kostenlose Bücher