Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
kamen aus seiner Wohnung, drangen ins Treppenhaus und in unsere Zimmer. Arthur und ich saßen hier zusammen und konnten sie hören. Es war nie jemand da, aber wir konnten sie immer um uns herum hören. Überall in der Nähe seiner Wohnung konnte man diese Dinge hören, die er hergebracht hatte. Sie kamen von dort.« Wieder deutete sie nach unten.
»Oh, es war furchtbar.« Sie sprach jetzt ruckartig, ständig von Schluchzern unterbrochen. Apryl beugte sich weiter zu ihr, weil es immer schwieriger wurde, sie zu verstehen. »Und Mrs. Melbourne ist vom Dach gesprungen. Ich hab sie unten im Garten liegen sehen. Sie ist auf die Mauer geprallt. Und sie war nicht die Einzige, die diesen Ausweg suchte.« Den letzten Satz sprach sie leise und mit tief empfundenem Bedauern. Aber sie wollte oder konnte Apryl dabei nicht ansehen.
»Oh, Mrs. Roth, das tut mir so leid. Das waren doch Ihre Freunde. Es ist bestimmt ganz schrecklich gewesen.«
»Du kannst es dir nicht vorstellen. Und es war alles seine Schuld. Er hat es getan.«
»Mit seinen Gemälden?«
Mrs. Roth holte tief Luft und unterdrückte ein Schluchzen. Sie nickte. »Sie haben ihn darauf angesprochen. Reginald und Tom und Arthur. Sie sind zu ihm gegangen, Liebes. Sie waren so wütend, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wir drehten ja alle langsam durch. Also gingen die Männer in seine Wohnung, weil er weder ans Telefon ging noch die Briefe der Hausverwaltung beantwortete. Die Männer holten sich den Schlüssel vom Chefportier und gingen hinein.
Und … und er sah grässlich aus. Sie erzählten, sein Kopf sei in etwas eingewickelt gewesen. Und über dem Gesicht trug er seine Maske. Die war rot. Aus dünnem Stoff. Und durch diese Maske konnte man die Umrisse seines Gesichts erkennen. So fest war der Stoff um das Gesicht geschlungen. Niemand wusste, was er sagen sollte. Reginald versuchte, Ruhe zu bewahren. Er fragte ihn, was er denn da eigentlich tue in unserem Haus.
Er lachte sie aus. Er lachte einfach. Sie waren alle vernünftig, alles anständige Männer. Aber er lachte sie einfach aus. Sein Gesicht war … dieses rote Ding. Sie konnten nur seine Augen sehen.
Und dann haben sie sie wieder gesehen. An den Wänden. Das, womit er sich schon so lange beschäftigte. Sie waren schlimmer als alle vorherigen. Die ganzen schrecklichen Dinge aus unseren Träumen. Diese Bilder … «
»Wie sahen sie aus? Bitte beschreiben Sie sie mir, bitte.«
»Und dann hat Reginald die Beherrschung verloren. Sie … «
»Was?«
Mrs. Roth richtete sich auf und ließ Apryls Hand los. Das Schluchzen und Schniefen hörte schlagartig auf, und ihr Gesicht verhärtete sich zu einer grimmigen Fratze. »Ich bin müde.«
»Aber … Sie wollten mir doch gerade noch was erzählen … von den Gemälden.«
»Ich möchte nicht darüber sprechen. Es ist nicht wichtig.«
»Aber Sie waren doch ganz aufgeregt eben. Ich möchte gern verstehen, was vorgefallen ist.«
»Das geht dich gar nichts an. Ich will, dass Imee kommt. Imee! Wo ist meine Glocke? Es ist Zeit für mein Essen. Du solltest wirklich nicht ausgerechnet zur Essenszeit kommen. Das ist unhöflich.« Dicht neben Apryls Ohr ertönte die Glocke. Das war ganz bestimmt Absicht.
Sie ging zu ihrem Sessel zurück und suchte ihre Sachen zusammen. Dann, gerade als Imee das Zimmer betrat, drehte sie sich um und wollte noch etwas sagen – aber mit einem Mal war sie viel zu verstört von dem, was Mrs. Roth erzählt hatte. Außerdem war ihr klar, dass die alte Frau jetzt völlig verängstigt war, nachdem sie ihr mehr erzählt hatte, als sie eigentlich wollte.
Apryl ging zur Tür und sah nur einmal zurück, schon halb im Flur, aus sicherem Abstand. Imee beugte sich unterwürfig nach unten und nahm die Beschimpfungen der Alten klaglos hin. Ein Kissen müsste man auf dieses hässliche Gesicht drücken, dann wäre alles schnell vorbei , dachte Apryl und war im gleichen Augenblick schockiert von diesem bösartigen Gedanken, der so gar nicht zu ihr passte.
Sie würde den Weg zur Tür allein finden. Welche Frau verlässt denn ohne Begleitung eine Wohnung? Als sie in ihren hochhackigen Stiefeln den Flur entlangeilte, war sie unendlich erleichtert und froh, diese schreckliche alte Frau hinter sich gelassen zu haben. Gleichzeitig war sie freudig erregt, als sie daran dachte, welche Neuigkeiten und Enthüllungen sie Miles präsentieren konnte. Bis sie die Tür aufzog und nach draußen in den Korridor trat.
Ein weißer Wirbel huschte auf ihrer linken Seite
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