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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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schmutzigen Licht der alten Lampe, das nicht bis zur Decke hinaufreichte, die er überhaupt nicht erkennen konnte. Das Licht war viel zu schwach, um die rot schimmernden Wände zu erleuchten. Ochsenblutfarbene Wände, an denen große Gemälde in vergoldeten Rahmen hingen. Schwere vergoldete Bilderrahmen, die wie Fensterrahmen wirkten, hinter denen sich ein Nichts auftat, eine gähnende Leere, die irgendwie in Bewegung zu sein schien.
    Die Leere sog seinen Blick auf. Zerrte ihn aus seinem Körper und hinterließ ein funktionsloses Gesicht. Zog es hinein in die flache, schwarze Dunkelheit der Bilder. Gemälde, die etwas Abwesendes zeigten, die ihn erschauern ließen und ihm Angst machten, weil er fürchtete, durch sie hindurchzufallen.
    Trotzdem starrte er lange genug in das Dunkel in dem breiten Goldrahmen, um etwas erkennen zu können. Nur ganz schwach, als würden blässliche Fische aus einem dunklen, vergessenen Tümpel kurz in die Nähe der Oberfläche schwimmen.
    Hier und da glaubte er etwas zu sehen, das sich flink bewegte. Kurz auftauchende graue Knochen. Der Anschein eines Gesichts, das einen Blick über eine Schulter zurückwarf. Gelbliche, klappernde Zähne. Dann war es wieder weg. Oder war das alles nur ein Trugbild in diesem schwachen Lichtschein, der jede Möglichkeit zerstörte, die wirklichen Umrisse der Dinge in diesen Gemälden zu erkennen?
    Aber als er am größten dieser Rahmen vorbeikam, war er sich sicher, dass er eine feuchte Wand aus Ziegelsteinen wahrnahm, eine Art Schacht, der aus dem Bild hinausführte. Und in diesem Tunnel bemerkte er die blasse Silhouette von etwas, das sich umdrehte, davonhuschte, um dem Lichtschein zu entgehen. Auf anderen Bildern waren schwach die Umrisse von etwas Fleischigem zu sehen, umhüllt von fleckiger Haut, die wirkte wie schlaffe formlose Kleiderreste, weil ihr der Körper fehlte, die sich aber trotzdem weiter bewegte, obwohl sie jemand an eine rostfleckige oder abblätternde Wand genagelt hatte.
    Und dann bewegte auch er sich voran. Wurde gegen seinen Willen vorwärtsgetrieben, vorbei an den Bewohnern zahlloser dunkler Räume, die sich innerhalb der Bilderrahmen auftaten. Er versuchte, nach vorn zu blicken oder auf seine Füße, überall hin, nur weg von den grässlichen Wänden und dem, was an ihnen hing. Er kämpfte mit seinem widerspenstigen Hals, der seinen Kopf von einer zur anderen Seite peitschte. Aber dennoch schnappte er immer wieder kurze Eindrücke von Dingen am Rand seines Blickfelds auf oder von solchen, die sich über ihm befanden, denn seine Augen weigerten sich störrisch, seinem Willen zu gehorchen. Er biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass er angesichts dieser grauenhaften Eindrücke laut aufschrie. Diese scheußlich angenagten Dinge, diese zerfetzten Dinge. Fleischstücke, die wie zerrissener Stoff aussahen. Gelegentlich war ein weißlich aufschimmerndes Gesicht zu sehen, das sich anschickte zu schreien und dabei verloren im Raum hing. Bis auf jeder Seite mit einem Mal etwas in Bewegung geriet und sich sammelte. Als wäre ein Ruf erhört worden, dass sich alle Objekte auf den Bildern versammeln sollten, um vor ein Publikum zu treten.
    Vage Gesichter, teilweise verwandelt und mit tierischen Zügen versehen, drangen aus der Dunkelheit. Immer mehr hin und her schlenkernde Gliedmaßen waren zu sehen. In dem schwachen Licht konnte man sie nicht vollständig erkennen, als wäre es viel zu schrecklich, sie im Ganzen wahrzunehmen, sogar wenn es nur ein Traum sein sollte. Aber die Frauen versuchten immer noch, ihm ihre verdorbenen Zähne zu zeigen. Und die verknoteten männlichen Körper drückten eine derartige Ekstase der Qual aus, dass ihre schreienden Gesichter sich bläulich verfärbten und an den Rändern aufzulösen schienen.
    Und dann befand er sich in einem anderen Zimmer, das von der Mitte des Flurs abging. Hier war das Stimmengewirr am lautesten. Er musste sich die Augen zuhalten und in die Hocke gehen und sich ganz klein machen. Ein kalter Hauch umfing seinen Körper, und er begann zu zittern. In diesem Windsog schienen Hunderte von Stimmen zu schwirren, die alle eine grausige Geschichte erzählten.
    Gegen die Wand. Gegen die Wand. Schlag es gegen die Wand.
    Ich kann nicht. Ich will nicht. Er sagte, er kommt zurück. Warte hier. Ich weiß, dass es kalt ist, aber warte hier auf mich, mein Liebling.
    Tritt drauf. Mach’s kaputt.
    Seth spähte durch seine Finger hindurch. Er war völlig verängstigt, aber er wollte unbedingt

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