Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
aus Glas, an der breite Metallhenkel befestigt waren, durch die man die Finger stecken konnte. Er ließ die Spritze auf den schmutzigen Fußboden fallen und kramte in einer zweiten Kiste herum. Packungen aus Styropor fielen über den Rand und landeten vor seinen knorrigen Füßen. Er hob ein Glasgefäß aus dem Karton, aber das Ding war so schwer, dass er beinahe vornüberkippte.
»Jetzt helfen Sie ihm doch!«, schrie Mrs. Shafer.
Seth erwachte aus seiner Schockstarre und ging zu Mr. Shafer, um ihm zu helfen. Er nahm das Gefäß entgegen. Es war verstaubt und mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt. In dem Serum und gegen die Glaswand des Gefäßes gedrückt, konnte Seth etwas Weiches von der Form einer Niere erkennen. Es bewegte sich, und ein kleines schwarzes Auge darin öffnete sich. Erschrocken ließ er das Gefäß fallen.
»Vorsicht!«, kreischte Mrs. Shafer. Ihr Mann ließ sich auf die Knie fallen und tastete den Boden neben Seths Schuhen ab, bis er das Glasgefäß gefunden hatte. Er hatte sich bereits ein Gummiband um einen Oberschenkel gebunden.
»Dieses Medikament ist so teuer, dass Sie es sich kaum vorstellen können, und es ist nicht mehr viel davon da! Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Können Sie nicht einmal was richtig machen?«, schrie Mrs. Shafer ihn hysterisch an. »Wir bezahlen Sie schließlich. Und Sie müssen parieren.«
Mr. Shafer hockte sich auf den Boden und stellte den Glasbehälter zwischen seine Beine. Hektisch versuchte er, die Spritze durch den Metalldeckel zu stechen. Sein Kopf wackelte hin und her wie bei einem Anfall. Sein Gesicht sah aus, als würde er entweder breit grinsen oder jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
Die kleine Kreatur in dem Glasgefäß bewegte sich zuckend hin und her und schien Angst zu haben. Diese hektische Bewegung in dem schmutzigen Behälter schien Mr. Shafer nur noch mehr zu erregen. Er drückte die Nadel mit größerer Kraftanstrengung gegen den Deckel. Ein Speichelfaden hing von seinem Kinn herab und schwang hin und her. Als es ihm trotz seiner Ungeschicklichkeit endlich gelungen war, die Nadel durchzustoßen, zischte es, als würde Luft aus dem Gefäß entweichen, aber in Seths Ohren klang es wie ein dünner Schrei.
»Sie sind einfach unmöglich«, sagte Mrs. Shafer genervt zu Seth.
Mr. Shafer schob die Nadel tief in das Gefäß. Seth trat einen Schritt zurück und hielt sich die Hand vor den Mund. Die gelbliche Flüssigkeit spritzte aus dem Metalldeckel und lief über das Glas herab. Seth hätte gern geglaubt, dass das Geräusch, das er hörte, von der Erregung des alten Mannes herrührte, aber er wusste, es war der Schmerzensschrei des Dings in dem Behälter.
Was es auch für eine Flüssigkeit war, die Mr. Shafer nun in die Spritze gezogen hatte, er zögerte jedenfalls keinen Augenblick, sondern injizierte sie sich in den Unterleib. Seth sah weg.
»Ist alles gut, Liebling?«, fragte Mrs. Shafer. »Wirkt es?« Und dann an Seth gewandt: »Wir haben Jungs bestellt. Oftmals betrügen sie uns mit Mädchen. Aber dies hier sind ganz bestimmt Jungs.«
»Ich glaube, jetzt geht’s besser«, murmelte Mr. Shafer, schien sich aber nicht ganz sicher zu sein und machte einen verwirrten Eindruck.
Das war aber nicht die Antwort, die Mrs. Shafer haben wollte. Ihr Gesicht verfärbte sich, und ihr massiger Körper unter dem Kimono begann zu zittern. »Ich hab dir doch immer gesagt, dass wir die Marke nicht wechseln sollen.« Dann wandte sie ihr wütendes Gesicht Seth zu, als wollte sie seine Unterstützung haben. »Er hört ja nicht auf mich. Und gibt ein Vermögen für diesen Mist aus. Es kommt von weit her, aus China. Rumänien wäre doch viel näher, und mit deren Zeug haben wir wenigstens Erfolge erzielt!«
Mr. Shafer sah niedergeschlagen aus und schien jetzt sehr müde zu sein. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich die letzte Firma nicht mochte. Das waren Ganoven.«
»Alle sind sie Ganoven!«, schrie sie. »Und was soll jetzt aus mir werden? Du weißt doch seit Monaten, dass ich jetzt dran bin.«
Mr. Shafer hob seinen Kopf und grinste Seth an. »Er kann das machen.«
Das schien seine Frau zu besänftigen. »Also, dann stehen Sie doch nicht so rum«, sagte sie zu Seth.
»Was?«, fragte er.
Mr. Shafer schüttelte den Kopf. »Noch so ein Trottel. Sie sind auch nicht besonders helle, was?«
»Man könnte genauso gut einen Affen da unten hinters Pult setzen«, fügte seine Frau hinzu. Sie lachten beide und genossen es offensichtlich, seit
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