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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Frage.
    » Kasi? Darf ich Max Wasser bringen?« Kasi nickte. »Darf er auch mit hierher?« Kasimir starrte auf seine Hände, schließlich nickte er auch zu dieser Frage. Es fiel ihm alles andere als leicht, trotzdem nickte er. Mutter und Vater hätten ebenfalls genickt. Ganz bestimmt.
    Timi sprang auf die Beine, strahlte mit einem Mal über das ganze Gesicht. Kasis Nicken hatte die ganzen zentnerschweren Gewichte von seinen Schultern weggenickt. Max wird kommen! Max gehört wieder dazu! Alles wird gut!
    Alles wird endlich wieder gut. Alles.
    Timi fiel Kasi um den Hals, drückte ihn an sich. Dabei berührte er aus Versehen den glühenden Arm, Kasi zuckte zusammen und stöhnte. Sofort gaben Timis Arme den Freund frei.
    » Entschuldige.«
    » Schon in Ordnung«, sagte Kasi und versuchte ein Lächeln. Er zupfte den Verband zurecht. »Und jetzt geh.«
    Timi packte seine Flasche.
    » Da ist doch kaum noch was drin«, sagte Alex und erst jetzt fiel Timi auf, dass er seinen Bruder mit einer Flasche, die höchstens noch zwei kleine Schlucke enthielt, besuchen wollte. »Komm mal her.« Timi ging zu Alex, der einen großen Teil seines Wasservorrates in Timis Flasche rinnen ließ. Und auch Kasi (Timi konnte beim besten Willen nicht verstehen, dass Kasi dies alles tat und erlaubte), selbst Kasi schüttete etwas von seinem Wasser in Timis Flasche.
    » Jetzt kommt dieses Wasser von uns allen«, sagte Alex. Er drehte Timi Richtung Ausgang, drückte ihm die Lampe in die Hand und trat ihm in den Hintern. »Geh jetzt. Kannst ja ’nen Gruß von uns ausrichten.«

25 Schweigen und Schweigen

    Von Westen her näherten sich Wolkenberge. Die erst im frühen Nachmittag stehende Sonne verschwand hinter Vorhangbahnen, die aus diesen Wolkenbergen kommend über das Land strichen. Viel früher als gewohnt schickten sie Gernot Seiler nach Hause. Mit nur einem Bündel Holz, dafür aber auch einem kleinen Korb voller Pilze beladen, machte sich der alte Mann auf den Heimweg. Hasso trottete vor ihm her und abwechselnd wanderten die Blicke der beiden zu der sich aus entgegengesetzter Richtung Wittlekofen nähernden Schlechtwetterfront.
    » Komm, beeil dich«, sagte Seiler und überholte seinen Freund. »Wenn wir in den Regen kommen, dauert es Stunden, bis die Sachen wieder trocken sind.« Hasso aber interessierte sich mehr für die am Wegrand ausliegenden neuesten Nachrichten. Hier eine Mitteilung des uralten Dackels vom anderen Ende des Dorfes – Hasso ignorierte sie; da die Botschaft eines Rüden, der noch nicht einmal seine Milchzähne verloren hatte. Diese Mitteilung radierte Hasso mit dem eigenen Urin aus, scharrte zweimal und rannte an Seiler vorbei. Plötzlich aber blieb er stehen, kam zurück und legte die Ohren an. Ein Grasbüschel duftete. Eine Hündin. DIE Hündin. Sie rief nach ihm, sie … »Jetzt lauf doch.« Seiler nahm den Hund an die Leine und zog ihn hinter sich her, ignorierte dessen Sehnsucht.
    Zusammen mit dem ersten Donnerschlag erreichten sie das Haus. Seiler warf das Holz in den Flur und brachte die Pilze in die Küche.
    » Jetzt will es der da oben aber wissen.« Kaum, dass Seiler Zeit gefunden hatte, die Pilze auf einer alten Zeitung auszubreiten, trommelte es gegen das Haus. »Zum Glück haben wir es rechtzeitig geschafft.« Er wollte sich an den Tisch setzen und das Gewitter Gewitter sein lassen, als Hasso den Schwanz aufstellte, knurrte und zur Tür sprang – was beide zuerst für Donner gehalten hatten, entpuppte sich bei genauerem Hinhören als Schläge gegen Seilers Haustür.
    Seiler sperrte seinen Hund ins Schlafzimmer und ging zur Tür. Wer könnte etwas von ihm wollen? Seit Jahren hatte niemand mehr an diese Tür geklopft.
    » Wenn das wieder einer dieser Streiche ist, dann …«
    Seiler öffnete die Tür – zwei Polizisten in Uniform.
    » Ja?« Erste Regentropfen klatschten in den Staub.
    » Dürfen wir kurz reinkommen?« Die ungebetenen Gäste musterten demonstrativ den Himmel und auch Seiler streckte den Kopf heraus, ein Tropfen traf ihn ins Gesicht.
    » Also auf Besuch bin ich gar nicht so richtig eingerichtet.« Was störten schon ein paar Regentropfen?
    » Bitte. Es dauert wirklich nicht lange«, und ehe Seiler überhaupt begriff, was er tat, gab er dem einen Schritt auf ihn zu kommenden Polizisten den Weg frei.
    Die beiden Beamten traten sich die Füße ab, folgten Gernot Seiler durch den Flur und zogen an der Küchentür instinktiv die Köpfe ein. Dort warteten sie, bis Seiler die beiden Stühle von

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