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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Vielleicht muss er mal und geht nach oben? Oder, am wahrscheinlichsten, vielleicht bekommt er Hunger?
    » Und warum durchsuchen wir nicht erst hier alles?« Kasi zog die Augenbrauen nach oben, so viel Logik hätte er Max nie und nimmer zugetraut.
    » Weil es nur eine Möglichkeit ist, glauben tue ich es nicht. Aber es ist immerhin möglich , dass die beiden hier stecken oder wenigstens einer von ihnen. Aber wahrscheinlich ist, dass sie weitergegangen sind. Wenn wir jetzt hier erst alles auf den Kopf stellen, geben wir ihnen noch mehr Vorsprung und wer weiß schon, wie weit das alles noch in die Tiefe führt, wie viele Räume da noch sind. Wenn aber einer hier irgendwo steckt, kommt er früher oder später vielleicht ganz von allein raus und ergibt sich.« Max murmelte irgendwas, das Kasi nicht verstand, dann Schritte, die sich entfernten.
    » Aber mach nicht so lange«, hörte er Max rufen.
    Kasi öffnete die Augen, nein, eigentlich nur eines, denn er lag auf der Seite und die rechte Hälfte seines Gesichtes drückte gegen die Kesselwand. Er öffnete das linke Auge, es änderte sich aber nichts; die Dunkelheit blieb und auch die kleinen Sterne und Blitze blieben. Vielleicht kamen sie ja von seinem anderen Auge und sein Gehirn verarbeitete alles zu einem einzigen Bild? Irgendetwas klopfte außerhalb seines Kessels. Kasi versuchte sich Max vorzustellen, wie der auf dem für seinen Hintern viel zu kleinen Schemel saß, nach vorn gebeugt und die Taschenlampe in der Hand. Vielleicht hielt er in der anderen einen Stock und schlug damit auf den Boden, so jedenfalls hörte es sich an. So wird er jetzt sitzenbleiben, bis sein toller Freund unverrichteter Dinge zurückkommt und sie gemeinsam hier das Unterste zuoberst kehren. Wen würden sie zuerst finden? Rufus? Wahrscheinlich eher ihn selbst, vermutete Kasi, denn er selbst hätte auf jeden Fall als Erstes in den Kessel gesehen, der ja geradezu danach schrie, sich in ihm zu verstecken. Jeder einigermaßen klar denkende Mensch musste darauf kommen, Rufus’ Versteck hingegen lag nicht so offensichtlich auf der Hand.
    In das Klopfen mischte sich zuerst Summen, kurz darauf Pfeifen. Max klopfte den Rhythmus dazu.
    Kasi mochte es eigentlich, wenn die Welt um ihn herum in Dunkelheit verschwand. Und noch mehr mochte er, wenn er sich dabei an einem Ort befand, der ihn beschützte, an dem er sich geborgen fühlen konnte. Im Grunde besaß dieser Kessel alles, was Kasi wollte, von einer weichen Decke als Unterlage einmal abgesehen, und wahrscheinlich hatte er sich instinktiv ausgerechnet für dieses doch so offensichtliche Versteck entschieden, weil es Schutz und Geborgenheit vorgaukelte, Eigenschaften, die er kannte, die er liebte und nach denen er sich jetzt so sehr sehnte. Mutter und Vater gaben ihm Geborgenheit und beschützten ihn, aber jetzt? Er hatte Angst und am liebsten wäre er aufgestanden (der Geist aus dem Kessel), hätte zu Max gesagt, dass er jetzt nach Hause müsse und Tschüss. Aber Max würde ihn nicht an sich vorbeilassen, höchstens für eine Kiste Cola. Nein, so einfach ging es nicht und kein Erwachsener stand irgendwo im Hintergrund und konnte eingreifen und ihn retten. Kasi fühlte sich allein, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben wirklich allein und auf sich gestellt und das in einer Lage, in der ein Zehnjähriger besser nicht stecken sollte. Nicht das Entdecktwerden sah Kasi als das große Problem, auch nicht, dieses Spiel hier zu verlieren; das wirkliche Problem hieß Alex. Kasi wusste, dass es sich bei der Sache mit dem blockierten Gang um keine so gute Idee gehandelt hatte. So hatte er Alex indirekt verletzt und dessen Wut provoziert. Aber vielleicht fiel ja Rufus irgendetwas ein. Kasi hoffte es, denn er fürchtete sich vor Alex. Vielleicht fand Rufus einen Ausweg. Kasi wusste, dass er ganz ruhig bleiben musste, gleichzeitig aber auch so aufmerksam wie es irgend ging auf jedes Geräusch da draußen achten und sofort reagieren, sollte Rufus aus seinem Versteck stürmen.
    Wenn sie das hier gemeinsam unbeschadet überstanden, gab es vielleicht eine realistische Chance, Rufus’ Freund zu werden, überlegte Kasi. Er mochte den Anderen, wahrscheinlich, weil der nicht so viel sprach wie Alex oder Max, vor allem nicht so laut und so viel dummes Zeug. Rufus zog ihn an, schade nur, dass der ganz offensichtlich keine Freunde brauchte um zufrieden zu sein, sein Berg genügte ihm, was immer er da oben auch fand. Einige Male, da hatte noch Schnee gelegen, hatte er

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