Apfeldiebe
im Gegenteil! Alex stellte sich seine Eltern, Rufus’ Vater und die ganzen Leute im Dorf vor, selbst den alten Seiler; jeder von ihnen würde, vor den beiden Möglichkeiten Rufus spielt mit Alex, Max, Timi und Kasimir und Rufus lässt sich unter dem Funkmast verstrahlen stehend, auf die zweite Variante tippen! Wenn es dem Schwarzen gefallen sollte, der Welt eine Lüge aufzutischen und sich so an ihnen zu rächen, würden sie ihm alle glauben. Und natürlich würde dann kein Mensch hier nach ihnen suchen. Selbst einen Zufall vorausgesetzt, würde jemand, der den Berg nach den Kindern absuchte, nichts entdecken; ihr Gepäck lag hier und den Zugang nach unten fand nur wer danach suchte, beziehungsweise davon wusste. Höchstens (Hoffnung?), der Erdrutsch hat oben die Landschaft verändert …
» Wieso hört man denn nichts?!« Max starrte zur Decke. Wollte er mit einem magischen Blick außerhalb dieses Gefängnisses jemanden zum Klopfen und Rufen motivieren? Wenn ja, versagte dieser Blick. Stille.
» Leuchte mal auf den Haufen da«, sagte Alex. Das Licht schwenkte nach unten. Alex betrachtete Geröll und Felsbrocken. »Was meinst du: Wie viel ist das da?« Max betrachtete den Haufen und suchte seine Erinnerung nach einer vergleichbaren Menge ab. Zwei Lkw-Ladungen? Oder doch drei? Wahrscheinlich drei, mindestens. »Vielleicht sollten wir selbst versuchen rauszukommen.«
» Das alles wegschaffen?« Max starrte abwechselnd die unlösbare Aufgabe und den in seinen Augen verrückten Aufgabensteller an. »Du spinnst!«
» Vielleicht. Aber es zu versuchen ist immerhin besser als nur dazusitzen und zu warten.« Von seinen Rufus’ betreffenden Ängsten erzählte er nichts.
Max dachte noch über Alex’ Worte nach, als dieser den Schuttberg hinaufkletterte. »Hier«, Alex klopfte gegen die oberen Steine, »hier ungefähr müsste der Gang liegen. Wir müssen ja nicht alles wegräumen, nur hier, bis wir durchkriechen und hochklettern können.«
» Aber das ist doch alles überflüssig, die finden uns in den nächsten paar Stunden.« Max schlenderte seinem Licht folgend bis zur Truhe und setzte sich. Er schüttelte den Kopf. »Nee, die ganze Schinderei ist absolut hirnlos. In ein paar Stunden sind wir frei.« Max verzichtete auf das Ausrufezeichen am Ende dieses Satzes und ein ganz klein wenig klang dieser Satz sogar nach einer Frage. Ein paar Stunden lagen nur noch zwischen Jetzt und Rettung und die verbleibende Zeit sollte man Max’ Verständnis nach besser dazu nutzen, eine plausible Ausrede für Kasis Entstellungen zu finden. Und um das Mädchen dahingehend zu motivieren, diese Erklärungen dann vor den Erwachsenen auch zu bestätigen, auf jeden Fall aber nichts von dem zu erzählen, was sich tatsächlich zugetragen hatte. Kasi zu motivieren durfte dabei das kleinste Problem sein, Kopfzerbrechen bereitete Max vielmehr die benötigte Ausrede. Und Alex. Konnte Max sich wirklich noch auf einen Freund verlassen, der, wenn es wie vorhin einmal hart auf hart kam, Partei für das Mädchen ergriff? Wie würde er sich dann erst draußen verhalten? Das Gute war nur, dass das alles ohne Alex niemals geschehen wäre und Max konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sein Freund, nur um Max zu verpfeifen, die eigene Schuld eingestehen wollte. Nein, Alex würde zu ihm halten, sie mussten nur noch eine Ausrede finden.
Alex setzte sich auf den Berg, der ihre Heimkehr verhinderte. Er nahm eine Handvoll Steine und warf einen nach dem anderen nach unten, manche bis an die gegenüberliegende Wand, andere ließ er einfach nur nach unten kullern. Letztere versammelten unterwegs andere Steine um sich und rutschten als Miniaturlawine zu Boden, kleine Staubwolken stiegen auf und im Lampenschein sah dies tatsächlich wie eine Lawine aus, beobachtet von einem gegenüberliegenden Sechstausender.
Alex überlegte, ob er dem Freund von seinen Befürchtungen erzählen sollte. Aber nein, wozu die Pferde scheu machen, das alles war mit Sicherheit nur ein blöder Gedanke, eine Möglichkeit zwar, aber eine ziemlich abstruse. Rufus, bescheuert hin oder her, war kein Mörder, soviel stand schon mal fest.
» Los, komm jetzt«, sagte Alex schließlich. »Lass es uns wenigstens versuchen.« Max aber wollte nicht. Er hatte keine Lust. Außerdem widerstrebte es ihm, Alex Folge zu leisten, sich herumkommandieren zu lassen. Er verschränkte zum Zeichen seiner Missbilligung die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. »Dann eben nicht.« Alex
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