Apocalypsis 1 (DEU)
älter sein, viel älter. Menendez bemerkte einen frischen Bluterguss im Gesicht des Mannes.
»Ich freue mich, dass Sie der Stimme der Vernunft und des Lichts gefolgt sind, Kardinal.«
»Sollten Sie darauf anspielen, dass ich bereits meinem Gott und meinem Glauben abgeschworen habe, so irren Sie sich«, erklärte Menendez fest.
»Natürlich, Kardinal«, lenkte Crowley ein. »Was Sie tun, tun Sie nur zum Wohl der Kirche und zur Rettung des Glaubens. Ich will Sie auch nicht weiter von Ihren vielfältigen Aufgaben abhalten. Es liegt noch viel vor uns.« Er reichte Menendez einen verschlossenen Umschlag. »Ihre Instruktionen.«
Menendez riss den Umschlag auf und überflog die Papiere. Dann wurde er bleich und wandte sich wieder an Crowley. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
»Im Gegenteil«, sagte Crowley. »Ich erwarte, dass Sie sich in absolut jedem Punkt an die Instruktionen halten. In jedem Punkt, da verstehen wir uns doch?«
»Das kann ich nicht tun. Das wäre … schockierend. Anmaßend. Lästerlich. Peinlich. Von der Prophezeiung des Malachias will ich gar nicht reden.«
»Kardinal!« Crowleys Stimme wurde ganz weich und bekam dadurch etwas unsagbar Bedrohliches. »Ich denke nicht, dass es noch etwas zu diskutieren gibt. Sobald Sie zum Papst gewählt sind und gefragt werden, wie Sie sich nennen wollen, werden Sie antworten: Petrus!«
LXIV
16. Mai 2011, Centre Hospitalier Universitaire, Montpellier
W o bin ich?«
»In der Universitätsklinik, Monsieur. Auf der Intensivstation. Bitte bleiben Sie liegen.«
»Welche … Stadt?«
»Montpellier. Ich bin Dr. Leblanc. Wie fühlen Sie sich?«
Peter blinzelte, hob etwas den Kopf an und sah sich in dem kargen Raum um. Wieder ein Krankenzimmer! Ein heftiger Fluchtimpuls durchfuhr ihn und machte ihn vollends wach. Peter riss sich den Infusionsschlauch aus der linken Armbeuge und wollte aus dem Bett springen, doch der Arzt hielt ihn ohne Mühe zurück. Völlig entkräftet sank er auf sein Kissen.
»Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Ein Fischerboot hat Sie heute Nacht vor der Küste aufgefischt«, sagte der Arzt und tauschte den Venenkatheher gegen einen neuen aus. »Sie haben großes Glück gehabt. Noch eine Stunde länger im Wasser, und wir hätten nichts mehr für Sie tun können.« Er suchte eine Stelle an Peters Arm, um den Infusionsschlauch wieder anzulegen.
Peter hustete. Das Gesicht eines Mannes kreuzte seine Erinnerung und verblasste wieder. Ein Gesicht, das sich in der Dunkelheit auflöste.
»Wie ist Ihr Name, Monsieur?«
»Kelly. Edward Kelly.«
Er wusste nicht einmal, warum er log, aber er konnte dem Arzt ansehen, dass er ihm nicht glaubte.
»Sie klingen gar nicht wie ein Amerikaner.«
»Brite.«
Dr. Leblanc atmete durch. »Erinnern Sie sich, wie Sie ins Wasser gekommen sind?«
Peter schüttelte den Kopf. Dr. Leblanc reichte ihm eine goldene Kette mit einem münzgroßen Medaillon.
»Das hier hatten Sie in der Hand, als man Sie fand.«
Peter nahm das Medaillon kommentarlos entgegen und umschloss es fest. Nachdem Dr. Leblanc den kleinen Raum durch die breite, massive Schiebetür verlassen hatte, untersuchte Peter das Medaillon. Er entdeckte einen winzigen verborgenen Mechanismus, und der Deckel des Medaillons sprang auf. Darin lag eine Art SIM-Karte wie für ein Mobiltelefon.
Hoathahe Saitan!
Als Peter die kleine Chipkarte in die Hand nahm, wurde ihm klar, dass er hier nicht sicher war. Seth und die Träger des Lichts fahndeten mit Sicherheit längst nach ihm. Ganz zu schweigen von der Polizei, die ihn immer noch mit einem internationalen Haftbefehl suchte. Es wurde Zeit zu verschwinden.
Maria.
Er musste sie finden. Peter richtete sich auf, zog den Venenkatheter abermals aus seinem Arm und klebte das alte Pflaster über die Einstichstelle. Er versuchte, das leichte Jucken an seinem Bein zu ignorieren, das ihn erneut an die Ile de Cuivre erinnerte. Als er gerade die Schiebetür des kleinen Intensivraumes öffnen wollte, trat ein etwa dreißigjähriger Mann mit unverkennbar japanischen Gesichtszügen in den Raum, schob ihn wortlos zurück und verriegelte die Tür. Er trug einen schwarzen Anzug und hielt eine kleine Sporttasche in der Hand.
»Wer sind Sie?«, fragte Peter alarmiert und umschloss das Medaillon fest in der linken Hand. Instinktiv spannte er alle Muskeln an.
»Ich komme, um Sie abzuholen«, erklärte der Mann ruhig auf Englisch und reichte Peter ein Mobiltelefon. »Für Sie.«
Peter überlegte einen Moment, ob er den Mann
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