Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Trennscheibe um. Sie wirkte sehr aufgebracht und diskutierte lebhaft mit einem Kollegen, der offenbar wissen wollte, was der Mann dort bei der Komapatientin machte. Erleichtert sah Laurenz, wie sie es schaffte, ihn wegzuschicken, und zeigte ihr drei Finger. Drei Minuten! Dann wandte er sich wieder der Frau im Koma zu. Das Medaillon glomm in ihren Händen, kalt und unbeteiligt.
»Bitte sagen Sie mir, wo dieses Buch ist. Wer hat es aus dem Safe genommen? Wer hat es jetzt?«
Keine erkennbare Reaktion. Laurenz sah zu den Monitoren für die Vitalparameter hinüber, aber weder Puls, noch Herzfrequenz, noch die Atmung hatten sich verändert. Er drang nicht durch zu ihr. Dr. Yaron zeigte ihm zwei Finger.
»Rahel! Wer hat das Buch Dzyan?«
Immer die gleiche Frage, immer wieder. Ein Finger. Seine Zeit lief ab. Laurenz erhob sich müde, bekreuzigte sich, segnete die junge Frau und griff nach dem Amulett. Als er Rahels Hände dabei berührte, bewegten sich ihre Lippen.
Gehauchte Worte. Weniger als das. Ein kurzes Beben der Lippen nur, wie ein Reflex auf einen Reiz, die Berührung vielleicht.
»Was haben Sie gesagt?« Laurenz hielt Rahels Hände fest, beugte sich über sie und hoffte, dass das laute Klopfen an der Scheibe endlich aufhören würde.
»Rahel, bitte! Wer hat das Buch Dzyan?«
Die Lippen bewegten sich erneut. Und mit einem fast unhörbaren Seufzer sprach Rahel Kannai aus der Tiefe ihres schlafenden Bewusstseins zu ihm.
»Gemalt. Das Buch. Sie. Haben es.«
»Wer sind ›sie‹, Rahel?«
»Sie. Laurenz.«
Laurenz zitterte vor Verzweiflung. Er konnte hören, wie Dr. Yaron hinter ihm in die Keimschleuse stürmte. Nur noch wenige Sekunden.
»Ich habe das Buch aber nicht mehr! Bitte, wer hat es aus dem Safe genommen?«
Rahel schlug die Augen auf und sah ihn an, mit einem Blick so leer und fern wie der Horizont auf hoher See. Hinter Laurenz öffnete sich die Tür der Keimschleuse. Rahels Augen weiteten sich plötzlich zu schierem Entsetzen. Sie röchelte, ihr ganzer Körper zuckte, die Messgeräte schlugen jetzt Alarm. Laurenz wirbelte herum.
Dr. Yaron lag regungslos in einer Blutlache in der Keimschleuse. Vor ihm stand ein blonder, weiß gekleideter Junge, der ihn aus farblosen Augen ansah. Auch ohne dem Jungen je persönlich begegnet zu sein, wusste Laurenz, wen er vor sich hatte. Jaldabaoth. Seth.
»Hoathahe Saitan.« Der Junge reichte Laurenz die Umhängetasche, und Laurenz wusste plötzlich auch, dass sich das Buch Dzyan die ganze Zeit darin befunden hatte. Er erinnerte sich auch wieder an den Tag vor dreißig Jahren, als er die Tasche bekommen hatte. Den Tag seiner ersten Begegnung mit Seth. Er erinnerte sich an so ziemlich alles. Aber er wusste auch, dass sein Kampf mit Jaldabaoth und der Sturz in die endlose Finsternis der Archonten hier enden würde.
»Du bist mein Leib«, sagte der Junge und schaltete das Beatmungsgerät ab. »Lass uns gehen, Vater.«
XXXVI
26. August 2013, Jordanien
W ohin fahren wir?«
»Zu einem Flugplatz in Jordanien.«
»Und dann?«
»Weiß ich nicht. … Raymond, wo fahren wir hin?«
»Zu Maya.«
»Wo ist sie?«
Er antwortete nicht mehr. Peter brachte auch die Kraft nicht mehr auf, nachzuhaken. Etwas veränderte sich in ihm. Seit er den Tesserakt geöffnet hatte, konnte Peter spüren, wie sich Etwas in ihm ausbreitete, wie Kondenswasser an den Innenseiten seines Körpers niederschlug und von dort unaufhaltsam zur Oberfläche drängte. Die ersten äußerlichen Anzeichen entdeckte er, als sie östlich von Jericho die Allenby-Brücke nach Jordanien überquerten. Ein beständiges Jucken auf dem Handrücken machte ihn auf eine Hautveränderung aufmerksam, ein weißlicher Ausschlag, der beim Kratzen nässte. In der nächsten Stunde breitete sich der Ausschlag rasch über die ganze Hand aus und wanderte dann den Arm hinauf. Ein Jucken an den Fußgelenken wie sonst nur nach Mückenstichen signalisierte ihm, dass es sich auch von den Füßen die Beine hinauf arbeitete. Als er sich verstohlen zu Nikolas vorbeugte, der den Wagen fuhr, sah er den Ausschlag auch bei ihm. Nur Raymond, der stoisch und steif wie immer auf dem Beifahrerseite saß, schien nicht betroffen zu sein.
Peter merkte, dass er schwitzte. Wenn er sich den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn wischte, klebte eine weißliche Schmiere im Stoff. Er versuchte, ruhig zu bleiben, sich nichts anmerken zu lassen. Bis die Kopfschmerzen kamen, und mit ihnen die Übelkeit.
»Fahr mal rechts ran«, ächzte
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