Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Peter. Als der Wagen endlich anhielt, riss er die Tür auf und übergab sich auf die Straße. Das Erbrochene war weiß.
»Was passiert da mit uns?«
»Wir werden sein Fleisch und Blut«, sagte Nikolas ruhig.
»Was redest du da für einen Scheiß? Wir sind krank! Merkst du das nicht?«
»Es wird euch bald besser gehen«, sagte Raymond, der Peter interessiert beobachtete. »Wir müssen uns beeilen.«
Peter glaubte ihm kein Wort.
Aber welche Wahl bleibt dir schon, hier in der Wüste?
Nikolas schien es trotz des Ausschlags nicht ganz so schlecht zu gehen. Er fuhr den Wagen weiter durch die Wüste, während Peter sich stöhnend auf dem Rücksitz zusammenkauerte und versuchte, gegen die Übelkeit und die Schmerzen anzuatmen. Jedes Schlagloch, jede Kurve wurde zur Qual. Sein Bewusstsein trübte sich ein, verklumpte zu einer zähen, schmerzenden Masse.
Nach einer schieren Ewigkeit erreichten sie ein kleines Flugfeld mitten in der Wüste, auf dem ein Privatjet wartete, den Peter nur noch verschwommen wahrnahm. Er sah aber, dass es jetzt auch Nikolas schlecht ging. Schwitzend und keuchend saß er am Steuer, kaum noch fähig, den Wagen zu verlassen. Vom Flugzeug liefen ihnen drei Männer in weißen Schutzoveralls entgegen, einer trug einen Metallkoffer. Auf eine kurze Anweisung von Raymond hin holten zwei der Männer den Tesserakt aus dem Kofferraum und trugen ihn zum Flugzeug. Der dritte öffnete seinen Metallkoffer. Nikolas übergab sich im Wagen.
»Er zuerst«, hörte Peter Raymond dicht neben sich. Der Mann im Overall rollte Peters Hemdärmel auf und stach ihm eine Nadel in den Arm. Peter spürte, wie etwas aus ihm herausfloss. Unaufhaltsam. Dann spürte er etwas in sich hineinfließen. Eiskalt. Eine Kälte, die rasch seinen ganzen Körper erfasste – aber immerhin die Schmerzen zu verdrängen schien. Als er den Kopf etwas aufrichtete, konnte er sehen, dass der Mann im Overall auch Nikolas nun mehrere Röhrchen mit Blut abzapfte und ihm dann etwas spritzte. Die Röhrchen mit dem Blut verschwanden in dem Metallkoffer.
»Wir warten noch einen Moment«, sagte Raymond.
Was auch immer sie ihm gespritzt hatten – Peter spürte, dass sich der Schmerz, der Juckreiz und auch die Übelkeit endlich legten.
»Kannst du aufstehen?« Raymonds Stimme.
»Glaube ja.«
»Nehmt meine Hand«, sagte Raymond.
Peter fühlte sich wie betrunken. Widerspruchslos ergriffen er und Nikolas Raymonds Hand. Sie ließen sich wankend von ihm zum Flugzeug führen. Wie ein betrunkener Vater und sein Spiegelbild, dachte Peter, der von seinem Sohn zurück nach Hause gebracht wird.
Diesen Gedanken fand er irgendwie komisch. Er fand auch den Piloten komisch, der Raymond mit einer Verbeugung begrüßte.
Die nächsten drei Stunden verbrachte Peter damit, alles komisch zu finden und seine weißlichen Hände in einer Art wohligem Dämmerzustand zu betrachten, als seien sie gerade neu zu seinem Körper hinzugekommen. Alles sehr komisch … Er kicherte leise. Er verstand, dass die Injektion mehr als ein Schmerzmittel gewesen sein musste, aber das war ihm egal. Hauptsache keine Schmerzen und keine Übelkeit mehr. Auch Nikolas schien es besser zu gehen, obwohl der Ausschlag sich inzwischen über sein ganzes Gesicht ausgebreitet hatte. Er sah aus, wie von einer Art weißer, faseriger Flechte überwuchert.
Und du wirst bestimmt genauso aussehen.
Es dämmerte bereits, als sie auf einem kleinen Flugplatz in Kroatien landeten und in einen Helikopter umstiegen. So viel bekam Peter mit. Die Benommenheit der letzten Stunden riss auf wie ein sprödes Gewebe, ließ klarere Gedanken hereinwehen wie eine frische Brise. Nur das Sprechen fiel schwer. Peter ließ sich von einem Mann im Overall anschnallen wie ein Baby und lächelte Nikolas dabei an.
Dein Bruder, der Mörder. Dein Bruder, der Verräter.
»Wir werden. Sterben. Ist dir das klar, Niko?«
Jeder Satz ein Berg, den man erklimmen musste.
»Ja. Aber wir werden auferstehen«, sagte Nikolas schleppend. »Es ist Gottes Wille.«
»Fick dich. Das war. Nicht der Plan. Er hat. Uns reingelegt.«
Der Helikopter flog in niedriger Höhe durch die Dunkelheit, durch tiefe Schwärze. Aber wenn er den Kopf ans Fenster presste, konnte Peter im zuckenden Schein des Kollisionswarnlichts unter dem Rumpf das Meer sehen. Das Mittelmeer. Ellens Grab. Peter setzte sich wieder aufrecht hin und sah Nikolas an. Er musste sich konzentrieren und mehrfach neu ansetzen, bis er einen Satz herauswuchten konnte.
»Welche. Rolle
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