Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Gestalten in weißen Mönchskutten, die Gesichter von weiten Kapuzen verhüllt. Peter erkannte ein goldenes Doppelkreissymbol auf der Brustseite der Kutten. Sie verbeugten sich. Raymond ließ Peters Hand los und ging eilig vor.
»Komm mit«, sagte Nikolas.
Das Innere des Hauses war überraschend prachtvoll. Vor ihm öffnete sich ein hell erleuchteter achteckiger Saal aus schwarzem, glänzendem Marmor mit einem umlaufenden Fries von goldenen Symbolen und henochischen Zeichen an jeder der acht Seiten, die das Wort O.R.D.I.S.L.U.X. bildeten. In den acht Ecken des Saals standen überlebensgroße Bronzefiguren ägyptischer Gottheiten, wie Peter der Haltung und den Tierköpfen nach vermutete. Alles in allem, fand Peter, wirkte der Saal wie der Traum eines kitschbesessenen, durchgeknallten, millionenschweren Rappers. In der Mitte des schwarz glänzenden Fußbodens prangte ein großes, goldenes Doppelkreissymbol. Und im Zentrum des goldenen Doppelkreises erhob sich eine neunte Bronzefigur. Eine lebensgroße nackte männliche Gestalt mit erigiertem Penis, Brüsten und dem Kopf eines Tieres mit einer langgestreckten Schnauze. Peter kam nicht darauf, was für ein Tier es war, es sah aus wie eine Kreuzung aus Schakal, Erdferkel, Okapi, Esel und Windhund.
»Das ist Seth«, erklärte Nikolas. »Gott des Chaos und der Erneuerung, Beschützer der Oasen, Herrscher über die Metalle.«
Peter wandte sich zu ihm um. »Was bist du? Katholischer Prälat oder Voodoo-Priester!«
»Ich hab die Skulptur nicht aufgestellt.«
»Aber führst mich hier rum wie so ein Museumsführer. Wen soll dieser Scheiß eigentlich beeindrucken? Die paar Idioten, die überleben dürfen, wenn sie so einen Kitsch anbeten?«
»… Ja, vielleicht.«
»Du bist … komplett wahnsinnig, weißt du das?«
»Peter, ich …«
»Vergiss es. Ist mir egal. Ich will jetzt endlich zu Maya!«
Raymond erwartete sie ungeduldig im Untergeschoss des Gebäudes, das im Gegensatz zu der monströs kitschigen Empfangshalle so nüchtern wie ein Bunker wirkte, und führte sie eilig weiter. Er rannte fast. Im Vorbeigehen sah Peter nur nackte Betonwände, von Neonröhren erleuchtet, einen langen Flur mit einzelnen, nummerierten Stahltüren.
»Was ist das hier?«, fragte Peter. »Ein Bunker? Eine Art Kloster?«
Keine Antwort. Raymond hatte es eilig. Auch Nikolas wirkte angespannt. Der Gang endete an einer großen Stahltür, wieder mit dem Doppelkreissymbol. Nikolas begann umgehend, sich auszuziehen.
»Du auch«, befahl Raymond. Peter reagierte nicht, starrte nur auf den nackten Körper seines Bruders, der ganz und gar von diesem faserigen, weißen Ausschlag bedeckt war. Wie eine Art Fell, das fast lebendig wirkte. Ein abartiger Parasit, der dabei war, sie beide zu verdauen.
»Wo ist Maya?«
»Hinter dieser Tür. Zieh dich aus und geh zu ihr.«
Zögernd zog Peter sich aus und sah jetzt, dass auch sein Körper mit der gleichen grauenhaften Flechte vollkommen bedeckt war. Sie hemmte jede Bewegung, knirschte ein wenig, wenn er die Beine anwinkelte, und blätterte an der Oberfläche in kleinen Flocken ab.
Alles Lügen. Du wirst sterben. Hier. Jetzt.
Raymond öffnete die Stahltür. Dahinter lag ein schwach erleuchteter, kreisrunder Raum mit einem massiven, linsenförmigen, glatt geschliffenen Felsblock aus grauem Basalt in der Mitte. Und auf diesem Felsblock lag ein Kokon. Peter hatte kein anderes Wort für das eiförmige Gebilde von der Größe eines Heuballens. Ein faseriges Knäuel, das von innen heraus rötlich pulsierte, als schlüge in seinem Zentrum ein Herz. Was immer es war - es lebte offensichtlich, schien sogar schwach zu atmen. Als Peter genauer hinsah, erkannte er entsetzt, dass das, was er für ein Herz gehalten hatte, eine menschliche Gestalt war, zusammengekrümmt wie ein Embryo, fest mit dem faserigen Ballen verwachsen.
Maya!
»Geht zu ihr«, sagte Raymond. »Werdet eins mit dem Licht.«
Peter schüttelte den Kopf, erfüllt von Grauen und Abscheu.
Nikolas berührte ihn. »Sie wird sterben, wenn wir es nicht tun.«
Lüge. Alles Lügen.
»Wir werden doch sowieso alle sterben!«, schrie Peter.
»Wir werden auferstehen, Peter! Verstehst du nicht? Das ist die Wandlung! Du und ich und Maya, wir sind ein Fleisch und Blut. Wir müssen uns verhüllen, um seinen Leib zu enthüllen. Wir werden sein Fleisch und sein Blut sein. Das ist das Wunder der Eucharistie.«
Peter starrte seinen Bruder an und dann Raymond, der sie beide abwartend beobachtete.
Das ist nur
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