Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
sind unsere Zugriffsmöglichkeiten dort begrenzt. Jedenfalls, ohne Aufsehen zu erregen.«
»Das heißt, wir stehen immer noch mit leeren Händen da?«, fragte der Amerikaner, ein ehemaliger Internet-Pionier.
Flamel sah Nakashima an und übergab ihm damit die Gesprächsleitung.
»Ja«, sagte Nakashima offen. »Laurenz hat nicht geliefert. Vor wenigen Stunden gab es einen Zwischenfall in Jerusalem. Das Virus ist ausgebrochen. Laurenz ist spurlos verschwunden.«
»Soll das heißen, wir sind dem Angriff schutzlos ausgeliefert?«, rief die Europäerin, eine Schweizer Bankenerbin, deren Vorfahren bereits seit dem sechzehnten Jahrhundert zur »Gilde« gehörten.
Nakashima zögerte mit der Antwort.
»Nicht ganz«, sagte er. »Es gibt noch eine letzte Option.«
»Und die wäre?«
Nakashima drückte auf einen Knopf.
»Sie sehen die Aufnahme einer Überwachungskamera der Hadassah-Klinik.«
Auf den gläsernen Monitoren vor den Mitgliedern des engsten Kreises erschien ein Video, das Raum I-07 zeigte. Darauf war zu sehen, wie ein junger Mann einen Anzug auf dem Boden durchwühlte und ein Handy herauszog, dass er dann einsteckte.
»Das Handy gehörte Laurenz. Dieser junge Mann heißt Pater Anselmo. Unsere Leute suchen bereits nach ihm.«
XL
22. Juli 2011, Ost-Jerusalem
A nselmo wirbelte herum. Das Motorrad bremste scharf vor ihm ab. Geblendet vom Licht des Scheinwerfers, sah Anselmo, wie der junge Fahrer seinen Helm abnahm.
»Amal! Scheiße, wie kommst du denn hierher?«
Der junge Araber grinste über das ganze Gesicht. »Kleinigkeit. Ich hab dein Smartphone gehackt. Du bist ganz schön im Zickzack gerannt, Bruder. Was, in Allahs Namen, ist denn eigentlich los?«
Anselmo zitterten die Beine. Eine Folge des Schocks, aber auch vor Glück, dass Amal ihn gefunden hatte. Die beiden jungen Männer begrüßten sich wie alte Freunde.
»Das erkläre ich dir später«, sagte Anselmo, »Erst müssen wir was erledigen.«
»Steig auf, Bruder.«
Auf dem Sozius des alten Motorrads, die Arme fest um Amal geschlungen, ging es Anselmo allmählich etwas besser. Der Fahrtwind schien die Bilder des Schreckens fortzuwehen. Amal fuhr schnell, nahm nur die kleinen Straßen, da sich auf den Hauptstraßen der Verkehr staute. Überall Polizei und Armee. Helikopter wummerten durch den Nachthimmel und fingerten die Stadt mit ihren Suchscheinwerfern ab. Jerusalem wirkte wie im Kriegszustand. Sie fuhren unterhalb des Tempelbergs an der Altstadt vorbei in den östlichen Teil Jerusalems, wo das arabische Viertel Silwan lag. Das Tal und die Hänge unterhalb des Ölbergs waren dicht bebaut mit kleinen, wie nachlässig hingewürfelten und übereinandergeschachtelten Häusern, deren Ärmlichkeit selbst im Dunkeln deutlich erkennbar war. Amal kurvte mit halsbrecherischem Tempo durch die steilen, engen Gassen des Viertels, bis er vor einem Eisentor wieder scharf abbremste.
»Wir sind da.«
»Wohnst du hier?«
»Ist das Haus eines Onkels. Er hat … na, sagen wir, gute Kontakte. Und Internet.«
Sie betraten einen kleinen, schmucklosen Innenhof mit einer Wassertonne und Schrottteilen. Zwei kleine Kinder spielten im fahlen Neonlicht noch mit einem aufgeschnittenen Plastikkanister und glotzten Anselmo an. Es roch nach Müll und gebratenem Fleisch. Amal führte Anselmo ins Haus und stellte ihn kurz seinem Onkel Tarik vor, einem dicken Mann mit Vollbart und misstrauischen Augen. Er gab Anselmo zwar die Hand, schien aber mit dem Gast seines Neffen nicht einverstanden zu sein. Es gab einen scharfen Wortwechsel auf Arabisch, den Anselmo nicht verstand. Schließlich stieß Onkel Tarik offenbar einen Fluch aus und wandte sich wütend ab. Amal zog Anselmo in ein Zimmer im oberen Stock. Offenbar eine Art Büro. An der Wand Fotos von jungen Märtyrern und Khaled Meschal, einem Anführer der Hamas. Anselmo überlegte, ob er einen Fehler gemacht hatte, Amal um Hilfe zu bitten.
Amal reichte ihm eine Cola und fuhr den PC seines Onkels hoch. »Mach dir keinen Kopf wegen der Fotos.«
Anselmo setzte sich auf einen Plastikstuhl. Er konnte einfach nicht mehr stehen.
»Du meinst, ich soll keine Fragen stellen, ja?«
Amal ging nicht darauf ein und sah ihn besorgt an.
»Willst du mir erzählen, was da oben auf dem Scopus los war?«
»Vielleicht später.« Anselmo legte das Handy des Papstes neben Amals Computer ab. Noch immer sah er die Frau vor sich, die ihn angegriffen hatte und deren Körper vollständig mit dem widerlichen weißen Zeug bedeckt gewesen war, und
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