Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
den Mann, der an der Leiche gefressen hatte wie ein Tier.
»Also, wie kann ich dir helfen, Bruder?«, fragte Amal.
Anselmo riss sich zusammen. »Kommst du in das System der Hadassah-Klinik rein?«
»Bestimmt. Und was dann?«
»Die Files der Überwachungskameras.«
»Sonst noch was?«
»Nur die Kameras.«
»Das ist alles? Hey, Bruder, ich dachte, du brauchst wirklich Hilfe. Du bist der genialste Hacker, den ich kenne, und das kriegst du nicht alleine hin?«
Anselmo mühte sich ein Lächeln ab. Er stellte sich vor, wie es wäre, Amal zu küssen, verscheuchte den Gedanken jedoch sofort wieder.
»Können wir anfangen?«
»Klar, Mann.«
Amal startete sein Linux-System und das Terminalprogramm. Anselmo sah zu, wie er routiniert zunächst den Pfad zur Webseite der Klinik suchte und dann im Suchfeld der Seite eine SQL-Injection platzierte, einen Maschinenbefehl, der bei schlecht geschützten Webseiten einen direkten Zugriff auf die Systemdateien des Servers ermöglichte. Und es funktionierte auf Anhieb. Anselmo war überrascht, wie mies die Webseite der Klinik programmiert war.
Mit einem weiteren Script ownte Amal den gesamten Server. Er richtete eine Backdoor im System ein, damit sein Zugriff nicht in den Logfiles protokolliert wurde, und suchte dann nach den Dateien der Überwachungskameras.
»Hab sie«, sagte er, keine Viertelstunde, nachdem sie begonnen hatten. »Welche Kamera interessiert dich?«
»I-07.« Eine Nummer, die er nie wieder vergessen würde.
»Ist aus den Dateinamen nicht ersichtlich. Wir müssen uns wohl oder übel durchprobieren.«
Genau das, was Anselmo nicht wollte. Er wollte nicht sehen, was in der Hadassah-Klinik passiert war. Er wollte nur wissen, wo der Papst war.
»Dann los.«
Amal öffnete die erste Datei. In einem Fenster des Video-Players sahen sie einen Stationsflur. Einen Arzt, der offenbar mit einer Schwester plauderte. Ein älteres Paar auf einer Bank. Ein Mann im Patientenkittel, der mit seinem rollbaren Tropf von der Toilette kam. Eine ruhige Schicht. Der Timecode zeigte 08:34 Uhr.
»Sieht alles ganz normal aus«, sagte Amal. »Soll ich die nächste Datei öffnen?«
»Ja, ein paar Stunden später wäre gut«, erwiderte Anselm, der den Blick nicht von dem Video abwenden konnte. Amal klickte eine neue Datei an. Und da war es. Das ganze Grauen. Stumm, in Schwarzweiß, aber in allen Einzelheiten. Irgendetwas war geschehen. Menschen rannten in Panik durch den Flur. Der Arzt von vorhin versuchte, sie zu beruhigen. Dann kam eine Gestalt ins Bild. Anselmo sah sofort, dass der Mann den gleichen weißen Ausschlag hatte, den er schon gesehen hatte. Er erkannte auch die Blutflecke auf seinem Patientenkittel. Der Arzt ging auf den Mann zu, die Arme beruhigend oder beschwörend ausgebreitet. Der Patient packte den Arzt und riss ihm die Halsschlagader auf. Der Arzt war kräftig und versuchte, sich zu wehren, aber der Mann mit dem Ausschlag krallte sich an ihm fest und ließ nicht mehr los. Er verbiss sich in den Hals seines Opfers, bis der Arzt leblos zusammensackte. Als er sich über ihn beugte, um weiter an ihm zu fressen, sah Anselmo die nächste Gestalt ins Bild wanken.
»Allah!«, stöhnte Amal. »Was ist das?«
»Zombies«, sagte Anselmo tonlos.
»Das ist ein schlechter Scherz, oder? Das ist doch irgend so ein abgefucktes Alternate-Reality-Game!«
»Es war real!«, schrie Anselmo. »Frag mich nicht, wie so was geht, aber ich war da. Es sind Zombies. Es gibt sie wirklich.« Er klickte das Fenster weg. »Zeig mir die Datei davor.«
Sie klickten sich durch die ganze Liste. Amal ließ mehrere Videos gleichzeitig in seperaten Fenstern laufen. Sie sahen, wie und wo es anfing. Sie sahen die Patienten mit dem Ausschlag in den Behandlungsräumen und den Fluren. Ärzte und Pfleger rannten von einem Patienten zum anderen. Es waren zu viele, und offenbar konnten sie ihnen nicht helfen. Anselmo sah, wie die Ärzte ein ums andere Mal ihre Bemühungen einstellten, die Geräte abschalteten und die Toten mit weißen Laken bedeckten. Und dann sah Anselmo in dem Display-Fenster einer anderen Überwachungskamera, wie einige dieser Toten zu neuem Leben erwachten. Nicht alle. Aber einige von ihnen regten sich plötzlich, richteten sich auf und wankten wie ferngesteuert davon. Sobald sie einen Menschen sahen, steuerten sie auf ihn zu. Wenn sie jemanden zu fassen bekamen, fraßen sie ihn auf. Sie waren Zombies, Anselmo hatte kein anderes Wort für Wesen wie sie.
»Was ist das für ein
Weitere Kostenlose Bücher