Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Führung, Präsident. Danach kümmern wir uns um Seth.«
Flamel neigte ihm sein weniger schwerhöriges Ohr zu und schüttelte die ganze Zeit über mit dem Kopf. Die anderen Mitglieder der Konferenz hielten sich wie vereinbart zurück. Nakashima wusste, dass er sich im Augenblick auf sie verlassen konnte. Die Furcht, dass der Plan, auf den die Konferenz jahrhundertelang hingearbeitet hatte, in letzter Sekunde ausgerechnet an der Altersschwäche ihres Gründers scheitern könnte, beunruhigte sie alle.
»Das gefällt mir nicht, Nakashima«, murmelte Flamel und kratzte sich unter seiner Mütze. »Das gefällt mir überhaupt nicht.«
»Was gefällt Ihnen daran nicht?«
»Alles, Nakashima, einfach alles. Zu viele unbekannte Faktoren. Zu viele Fragezeichen. Zu viele Risiken.«
»Natürlich bleibt ein Risiko«, gab Nakashima unumwunden zu, »Aber uns gehen langsam die Optionen aus. Wir haben die Amulette, wir haben die Technologie, und können damit präzise …«
Flamel schlug unvermittelt mit der flachen Hand auf den Tisch. Die anderen Mitglieder der Konferenz zuckten zusammen. »Viel zu viele Risiken!«, rief er. »Sie gefährden den ganzen Plan! Was soll das werden, ein Putsch? Wir stehen kurz vor dem Ziel! Ich treffe immer noch die Entscheidungen!«
Niemand reagierte. Flamel beruhigte sich und wandte sich dann wieder dem Buch Dzyan zu. Aber ehe Nakashima den Mut fand, ihn erneut zu unterbrechen, zischte er: »Vereinbarungen, Nakashima, müssen eingehalten werden. Immer.«
»Jawohl, Präsident.«
Daumen lecken. Umblättern.
»Wie viel Zeit bleibt uns bis zum Tag Zero?«
»Wenn die Maya sich nicht verrechnet haben, noch siebzehn Monate. Das klingt viel, aber wir sollten nicht …«
»Das ist genug!«, schnitt Flamel ihm scharf das Wort ab, ohne ihn anzusehen. »Irgendwann, Nakashima, wenn alles vorbei ist, werde auch ich sterben. Falls Sie so lange leben, werden Sie Präsident sein. Aber bis dahin – treffe ich die Entscheidungen.«
»Ich wollte nicht respektlos sein, Präsident.«
Flamel sah ihn wieder an. In seinem trüben Blick lag etwas Uraltes, Mächtiges. Etwas, das alle körperliche Schwäche überdauerte. Nakashima verstand, dass er zu weit gegangen war. Die Zeit war einfach noch nicht reif.
Flamel wandte sich ab, als habe er das Interesse an Nakashima verloren, sank in sich zusammen und faltete die knochigen Hände vor der Brust, wie immer, wenn er über etwas nachbrütete. Mit seiner roten Mütze wirkte er wie ein erstarrtes giftiges Insekt, das man besser auf der Stelle erschlug. Nakashima überlegte, ob es nicht einfach genau das tun sollte. Ihn erschlagen. Hier und jetzt. Es war schließlich nur ein alter Mann, der beim Nachdenken mit den farblosen Lippen zuckte, als hielte er stumme Zwiesprache mit sich selbst. Oder seinem Dämon. Ein Anblick, der Nakashima zugleich anwiderte und zu Tode ängstigte. Beides gute Gründe, den Alten zu töten, ehe Flamel ihn umbringen lassen würde. Aber bevor Nakashima noch genug Entschlossenheit aufbringen konnte, richtete Flamel sich schon wieder auf und sah Nakashima durchdringend an, als ob er seine Gedanken gelesen habe.
»Bereiten Sie alles vor, Nakashima«, sagte er leise, aber unüberhörbar. »Wir machen es so, wie Sie vorgeschlagen haben.«
LII
24. Juli 2011, Dormitio-Abtei, Jerusalem
D u bist das Werkzeug des Lichts, aus Hass geschmiedet, um Schmerz und Tod zu säen. Du bist der zweite apokalyptische Reiter, ausgesandt, die Welt durch Blut und Tod zu reinigen. Und genau das wirst du tun.
Von seiner Position aus konnte Father Hanson das Kloster am besten überblicken. Über die winzigen Mikrofone, die er in den letzten Tagen dort platziert hatte, konnte er jedes Wort verstehen, das im Diwan gesprochen wurde, so klar, als sitze er selbst dabei. Es gab kein Entkommen. Sobald Peter Adam und Maria das Kloster verließen, würde er da sein. Er würde schnell sein, ein perfektes Werkzeug des Hasses und des Schmerzes. Und er freute sich bereits darauf.
Father Hanson tastete erneut nach der Machete unter seiner Kutte und spürte das Gewicht der gut geschärften Klinge, die leicht wie ein Engel erwachen würde, wenn es so weit war. Und es war so weit. Hanson sah auf die Uhr, erkannte befriedigt, dass die Stunde, die er noch warten sollte, verstrichen war, und erhob sich. In seinem Kopfhörer hörte er Maria über die Reinen Orte sprechen.
Hass ist die reinste Erscheinung des Lichts, und Schmerz ist der Funke, der es entzünden wird.
Als er seine
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