Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
verstopften die großen Häfen. Durch die desolate Hygienelage grassierten weitere Epidemien, sogar die Pest kehrte zurück.
Die westlichen Regierungen verabschiedeten ein Notstandsprogramm nach dem anderen – bis sie selbst bis zur Handlungsunfähigkeit dezimiert waren. Das öffentliche Leben erstarb. Industrielle Produktion und Landwirtschaft kamen zum Erliegen und führten zur größten Hungersnot in der Geschichte der Menschheit.
Aber zuallererst – kam noch der Krieg. Es war nur ein kurzer Krieg, denn die Seuche wütete auch unter den Soldaten, den Befehlshabern und Technikern in den Kommandozentralen und an den roten Knöpfen. Aber bevor sie in ihren Bunkern und Befehlsständen krepierten, führten sie noch einen letzten, verzweifelten Krieg. Er dauerte gerade mal zwei Wochen und kostete dennoch weitere Abermillionen von Menschenleben, denn die meisten Regierungen sahen in der Seuche nichts anderes als einen Biowaffenangriff. Von welchem Feind, wussten sie nicht, aber was spielte das noch für eine Rolle! Jeder hatte ja irgendwo noch eine Rechnung offen. Sie verzogen sich in ihre Bunker und drückten die roten Knöpfe, solange sie noch konnten. Auch wenn die Macht der Konferenz damals immer noch reichte, um den Start der Nuklearraketen zu verhindern, entfesselten die großen Militärbündnisse die größte Mobilmachung, die dieser Planet je erlebt hatte. Das reine Chaos. Kein Flugzeugträger, keine Flotte kam je in ihrem Zielgebiet an. Die Seuche raffte die Mannschaften nach kurzer Zeit dahin, bis die großen Schlachtschiffe steuerlos auf den Weltmeeren trieben. Von den großen Strömungen wurden sie schließlich an irgendwelche Küsten gespült, und Tausende von Backies krochen an Land, um noch mehr Entsetzen und Tod zu verbreiten. Von allen Kampfflugzeugen weltweit konnte überhaupt nur ein Drittel starten. Aber die Raketen! Die Raketen konnten starten, und sie trafen ihre Ziele. Indien und Pakistan bombten sich innerhalb von einer Woche in die Steinzeit zurück. Teheran wurde ausgelöscht, Jerusalem in Schutt und Asche gelegt, Washington, New York, Peking, London, Paris, Tokio, Berlin – in Trümmern und in Flammen. Nur Nordkorea schwieg. Kurz nach Ausbruch der Seuche verschwanden die Truppen an seiner Grenze. Der Rundfunk stellte sein Programm ein, das ganze Land verstummte. Verschwand einfach. Satellitenaufnahmen zeigten zwar große Mengen von Leichen in Pjöngjang und Umgebung, aber weit weniger als das Land Einwohner hatte. Niemand weiß bis heute, was dort passiert ist. Vielleicht hat die Seuche das ganze Land mit einem Schlag ausgerottet, vielleicht haben sie sich aber auch in gigantische Bunkersysteme retten können, in denen heute noch Hunderttausende von Backies eingeschlossen leben. Keiner weiß das. Es gab aber auch bald niemanden mehr, den das noch interessiert hätte. Genauso wenig wie das, was auf dem afrikanischen Kontinent passierte. Auch dort gingen einfach die Lichter aus. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Satellitenaufnahmen zeigten den Kontinent einen Monat nach Ausbruch der zweiten Welle in völliger Dunkelheit unter einem Schleier von Rauch und Staub.
Gut möglich, dass es auch dort zu einzelnen Schlachten, Genoziden und Massakern kam, aber die Welt erfuhr es nie, weil Afrika ohnehin keinen mehr interessierte. Ich war vor vielen Jahren dort. Es gibt wieder Wälder und Tiere, paradiesische Orte, klare Luft und überwucherte Ruinen von ehemaligen Städten. Aber ich bin keinem einzigen Menschen begegnet, noch nicht mal einem Backie. Vielleicht gab’s dort nie Backies , vielleicht sind sie aber auch einfach ausgewandert, weil sie in Afrika keine Nahrung mehr fanden. Jedenfalls hat der Mensch seine Wiege endgültig verlassen. Vielleicht kehren wir ja irgendwann dorthin zurück. Es ist nämlich sehr schön da. … Aber was rede ich von Afrika – sprechen wir von den Backies. Den Wiedergängern, den Wiederauferstandenen, den Zombies. So nannten wir sie damals, aber heute sagt man Backies , das kommt von ›zurück‹ aus dem Englischen, eine alte Sprache, die gut darin war, grauenhaften Dingen lustige Namen zu geben. Wer von euch hat denn schon mal ein Backie gesehen?«
Zwei der Kinder und die Hälfte der Erwachsenen hoben die Hände.
»Und wie habt ihr sie erledigt?«
»Kopf ab«, sagte der Junge vor ihm ernst.
»Dann wisst ihr ja Bescheid. Aber mehr wisst ihr eben auch nicht. Solange es noch so etwas wie eine funktionierende Wissenschaft gab, fand man heraus, dass etwa
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