Apocalypsis 3.03 (DEU): Der Plan. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Oberhemd. Ruhig, aber ohne Zögern, zog er auch Hemd und Hose aus, bis er fast nackt vor den Kardinälen stand, nur noch mit weißen Boxershorts bekleidet. Ein alter Mann mit erschlafftem Gewebe und leichtem Bauch, aber ansonsten durchaus muskulös. Verletzlich und sterblich, aber noch nicht zum Aufgeben bereit.
»Was, in Gottes Namen …?«
Die Stimme von Kardinal Bleeker, Bischof von Chicago, der reichsten Diözese der Welt. Ausgerechnet jener Raymond Bleeker, der in einen der größten Missbrauchsskandale der USA verwickelt gewesen war und den Petrus II. II. zum Entsetzen der Kurie zum Kardinalstaatssekretär ernannt hatte. Laurenz sah, dass auch die anderen Kardinäle ihn schockiert anstarrten. Er wusste, warum. Nicht wegen seiner Nacktheit, sondern vor allem wegen der Tätowierung auf seiner Brust. Sie zeigte ein schlichtes deutsches Langschwert. Die Tätowierung zog sich von seinem Brustbein bis zum Bauchnabel. Die Arbeit eines Künstlers, detailreich, mit aufwendig ziseliertem Griff und einer schmalen Klinge, die mit unzähligen Symbolen verziert war. Laurenz trug dieses Zeichen seiner Großmeisterwürde seit seinem fünfunddreißigsten Lebensjahr. Er hatte geloben müssen, die Tätowierung niemals zu offenbaren, und auch nur Sophia hatte sie seitdem gesehen. Nun jedoch war der Zeitpunkt gekommen, das Visier zu öffnen, so riskant es auch sein mochte.
»Die Prophezeiung des Malachias hat sich erfüllt«, begann er wieder, ohne Bleekers Zwischenruf zu beachten. »Das Ende der Kirche ist nah, die Pforten der Hölle haben sich aufgetan. Satan ist zurückgekehrt, um die Welt zu vernichten. Das ist keine Metapher, sondern eine Tatsache. Ich müsste euch nicht um eure Unterstützung bitten, denn ich bin als Papst auf Lebenszeit gewählt, Rücktritt hin oder her. Ihr wisst das. Aber nur gemeinsam werden wir unsere Kirche und die Welt vor der Apokalypse retten.«
Er holte kurz Atem, um fortzufahren, als Kardinal Bleeker ihn erneut unterbrach.
»Wenn ich Ihre peinliche Selbstinszenierung an dieser Stelle kurz unterbrechen darf, Laurenz – warum sollten wir ausgerechnet Sie erneut als Papst bestätigen? Sie haben Ihr Amt und die Kirche verraten. Niemand wäre ungeeigneter als Sie, um die Kirche aus dieser größten Krise ihrer Geschichte zu führen. Ich schlage vor, wir beenden diese Farce umgehend und bereiten ein ordentliches Konklave vor, wie es die Apostolische Konstitution vorsieht. Und wenn Sie sich bitte wieder anziehen würden!« Er sah sich in der Runde der Kardinäle um, um sich ihrer Zustimmung zu versichern. Laurenz registrierte erleichtert, dass niemand nickte. Noch nicht.
Schweigen und Abwarten. Laurenz sah, dass Kardinal Karuhanga, den Petrus II. II. kürzlich zum Präfekten der Apostolischen Signatur ernennt hatte, aufstand.
»Sie sind verrückt, Laurenz!«, rief er. »Eine Schande für die Kirche und ihr höchstes Amt. Ich werde jetzt die Schweizergarde rufen und Sie abführen lassen.«
Er wollte sich durch seine Stuhlreihe drängen, wurde jedoch aufgehalten. Kardinal Rybinski, der Bischof von Warschau, erhob sich, versperrte ihm den Weg und begann ebenfalls, seine Kleidung abzulegen. Als er mit nacktem Oberkörper vor den Kardinälen stand, sah Laurenz, dass er eine etwas kleinere Version des Langschwerts auf den Oberarm tätowiert trug.
Nun erhoben sich auch die Bischöfe von Dublin, Madrid, Toulouse, Mailand, Seoul und Manila und legten schweigend ihre Soutanen ab. Laurenz sah, dass sie alle das Schwertzeichen auf ihren Armen oder Schultern trugen. Ein Kardinal nach dem anderen zog sich schweigend aus und blieb mit nacktem Oberkörper stehen.
»Was geht hier vor?«, brüllte Bleeker. »Das ist … eine Verschwörung!« Er wollte den Saal verlassen, wurde aber von zwei Kardinälen zurückgehalten, ebenso wie Karuhanga und drei weitere Kardinäle, die sich nicht entkleidet hatten und nur fassungslos auf die neunundsiebzig halbnackten alten Männer mit den Schwerttätowierungen starrten. Alle drei standen dem Opus Dei nahe.
»Ich danke euch«, sagte Laurenz. »Auch wenn wir damit alle gegen unser Gelübde verstoßen, freue ich mich umso mehr, so viele Ordensbrüder hier zu sehen.«
»Mörder!«, schrie Karuhanga. »Du und deine Bande von Putschisten, ihr habt Petrus II. getötet!«
»Was soll mit den anderen geschehen, Meister?«, fragte Kardinal Sanchez aus Lima.
»Bleeker und Karuhanga kommen einstweilen in Gewahrsam in die Abtei Santa Maria di Maniace. Gegen sie wird ein
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